Hagen. Etliche Firmen haben offene Rechnungen gegenüber der insolventen Rathaus-Galerie in Hagen. Was Handwerker erwartet und was der OB verspricht.

Die Wut über die Pleite der Eigentümerin der Rathaus-Galerie – die GNO Grundstücksverwaltung – ist groß. Die Mitarbeiter der 30 Shops (ursprünglich waren es mehr als 60!) sind verzweifelt und verärgert über das Geschäftsgebaren des Center-Managements und der Eigentümerin. Beide haben sich über Monate in Schweigen gehüllt, und die Wiedereröffnung vor gut zwei Wochen lief mehr als schleppend. Philip Stabenow, neuer Center-Management der Rathaus-Galerie Hagen, antwortet auf Nachfrage unserer Zeitung schmallippig: „Es geht weiter. An unserer strategischen Ausrichtung ändert sich nichts, wir halten am Vermietungskonzept fest.“

Erste Handwerkerrechnungen zur Bezahlung angewiesen

Sebastian Brunner, Sprecher des Rechtsanwalts Miguel Grosser, der in der vergangenen Woche vom Amtsgericht Grünwald bei München als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde, hat zumindest eine positive Nachricht parat: „Am Freitag, 14. April, sind vom Insolvenzverwalter die ersten offenen Handwerkerrechnungen zur Bezahlung angewiesen worden.“ Brunner versichert außerdem: „Alle Arbeiten, die jetzt noch ausgeführt bzw. beantragt werden, werden auch bezahlt.“

Nach Informationen unserer Zeitung haben einige Handwerksfirmen, die in den letzten Monaten im Shopping-Center Arbeiten verrichtet haben, derzeit noch offene Rechnungen gegenüber der Rathaus-Galerie zu beklagen.

Das sagt die SIHK

Die finanzielle Schieflage des Shopping-Centers kann aber nach Einschätzung der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) nicht durch die Flut bedingt sein. Denn SIHK-Sprecher Thomas Marotzke unterstreicht: „Niemand muss nach der Flut auf seinem Schaden sitzenbleiben, schließlich sind die Schäden durch Gebäudeversicherungen und Gelder aus Fluthilfeprogrammen abgesichert.“

Das gelte ebenso für den Galerie-Eigner. Zahlreiche Hagener Firmen hätten nach dem Hochwasser ihre Versicherungen in Anspruch genommen und erst im Nachhinein die Fluthilfen beantragt – mit Erfolg. Der Kammersprecher ergänzt: „Die SIHK hat dafür gekämpft, dass die Fristen zur Beantragung der Fluthilfen verlängert wurden.“

Nur 30 der insgesamt 60 Shops haben seit Ende März wieder geöffnet.
Nur 30 der insgesamt 60 Shops haben seit Ende März wieder geöffnet. © WP | Michael Kleinrensing

Elementarversicherung liegt vor

Auf Nachfrage bestätigt Sebastian Brunner, dass die Rathaus-Galerie elementarversichert ist, „zumindest ein Teil der durch das Hochwasser entstandenen Schäden ist abgedeckt“. Zum weiteren Prozedere erklärt der Sprecher: „In der Regel bleibt der vorläufig eingesetzte Insolvenzverwalter, der einen ausführlichen Bericht erstellt, auch der endgültige.“ Besagter Bericht gibt auch Auskunft darüber, wie hoch die Summe der Verbindlichkeiten ist.

Brunner: „Erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens, was sich einige Wochen hinziehen kann, können die Gläubiger ihre Insolvenzforderungen beim Insolvenzverwalter anmelden. Alle Forderungen werden gleichberechtigt behandelt.“ Und weiter: „Auch die Geschäftsführungsbefugnis geht auf den Insolvenzverwalter über. Die Galerie kann dann nur mit dem Einverständnis des Insolvenzverwalters neue Verträge, zum Beispiel mit Mietinteressenten, abschließen.“

Das sagt der Oberbürgermeister

Und wie bewertet Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz die aktuelle Situation in der Innenstadt angesichts der Insolvenz des Rathaus-Galerie-Besitzers, des Kaufhof-Aus sowie der zunehmenden Leerstände entlang der Fußgängerzone?

„Die Summe der Herausforderungen ist immens hoch“, so der OB. Und weiter: „Umso wichtiger ist es, die Innenstadtentwicklung zeitnah voranzutreiben, damit Hagen weiterhin seinem Ruf als Oberzentrum der Region gerecht werden kann. Wie dieser Entwicklungsprozess kurzfristig ebenso spür- wie sichtbar beschleunigt werden kann, das beraten wir aktuell intensiv im Verwaltungsvorstand.“

Kein Hagener Spezifikum

Der Verwaltungschef fährt fort: „Tatsache ist, dass durch die jüngsten Ereignisse eine Entwicklung an Rasanz gewonnen hat, die allerdings nicht allein ein Hagener Spezifikum darstellt. Unter anderem die drastisch gestiegene Inflation, insbesondere aber der durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkte Trend hin zu Online-Einkäufen bereiten dem stationären Einzelhandel zunehmend Schwierigkeiten.“ Jetzt gehe es zunächst einmal darum, so Schulz weiter, schnell wirksame Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Die personellen Kapazitäten seien dafür ebenso vorhanden wie die finanziellen Mittel.

Mitarbeiter sind deprimiert

Aber zurück in die Rathaus-Galerie, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den wieder an den Start gegangenen Shops die Kunden bedienen und sich mit vielen von ihnen über die schlechte Nachricht der Insolvenz austauschen. Eine Stamm-Mitarbeiterin in einem Geschäft schüttelt deprimiert den Kopf: „Was in der Rathaus-Galerie abgeht – wenn ich es mir leisten könnte, hätte ich hier den letzten Tag gearbeitet.“

Weitere Informationen:

Geschäftsführer der GNO Grundstücksverwaltung ist Martin Friedrich.

Persönlich haftender Gesellschafter ist die GNO Drei Beteiligungs GmbH.

Das Kommanditkapital der GNO Grundstücksverwaltung GmbH & Co Objekt Elf KG beträgt laut Handelsregister-Eintrag 10.000 Euro.