Hagen. Stefan Niklas und Hartmut Köppen koordinieren am Josefs-Hospital in Hagen bis zu 70 Operationen täglich. Sie müssen auch für Patienten da sein:
Operationen zu planen, das gehört zu jedem Krankenhaus-Alltag dazu. Vor einer Operation, einem Eingriff, der vielleicht mehrere Stunden dauern kann, fürchten sich anfangs viele Patienten. Die Leiter des OPs im St. Josefs Hospital, Stefan Niklas und Hartmut Köppen, haben es sich zur gemeinsamen Aufgabe gemacht, diesem Gefühl entgegenzuwirken.
Stefan Niklas und Hartmut Köppen lernten sich bereits vor 40 Jahren kennen und sind seither ein eingespieltes Team. „Es ist wie in einer Ehe mit uns beiden“, erzählt Stefan Niklas. Die Freunde und Arbeitskollegen leiten nun seit 20 Jahren den zentralen OP des Katholischen Krankenhauses und sind dafür zuständig, die bis zu 70 Operationen täglich zu koordinieren. „Wir sind jeden Tag die ersten, die kommen und die letzten die gehen“, sagt Hartmut Köppen. Das Menschliche steht bei der Arbeit von den zwei Koordinatoren immer im Vordergrund.
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Zuständig ist die sogenannte Doppelspitze für insgesamt 70 Mitarbeiter. Um kurz vor sechs startet der normale Arbeitstag. Am Tag zuvor wurde bereits der Operationsplan für den Folgetag erstellt und mit den leitenden Oberärzten der entsprechenden Fachabteilung abgestimmt. Bei der Planung müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden: beispielsweise ob genug Oberärzte im Dienst sind, sich Mitarbeiter krank gemeldet haben und ob es genug Betten gibt – das sind aber nur ein Bruchteil der Fragen, die man sich stellen muss. „Oft werden Operationstermine auch durch die Patienten verschoben, wenn beispielsweise ein geplanter Urlaub ansteht“, sagt Stefan Niklas.
„Ein kleines Lächeln reicht oft“
All das muss berücksichtigt werden, damit ein reibungsloser Ablauf möglich ist. In dem Hagener Krankenhaus sind mehrere Fachbereiche vertreten. Unter anderem die klassische Chirurgie, Handchirurgie, Mund- und Gesichtschirurgie, Kiefer und Gesichtschirurgie und als großen Fachbereich die HNO-Abteilung. Nachdem der Plan feststeht, geht es um 7.30 Uhr los, die ersten Patienten einzuschleusen. Die Patienten werden dabei, kurz bevor sie in einen der insgesamt 11 Operationsräume gebracht werden, in die sogenannte „Holding Area“ gefahren. In dieser Zeit sind Stefan Niklas und Hartmut Köppen da, um die Ängste der Patienten zu nehmen. Die beiden halten dabei die Hand der Patienten und reden ihnen gut zu. „Oftmals reicht schon ein kleines Lächeln aus, damit sich die Patienten besser fühlen“, sagt Hartmut Köppen. Die vielen Operationen sind immer sehr individuell. Je nach Fall kann eine Operation eine halbe Stunde lang dauern oder bis zu zwölf Stunden Zeit in Anspruch nehmen.
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Sobald sich eine Operation dem Ende nähert, wird der nächste Patient eingeschleust. Dabei ist den Koordinationsleitern wichtig, dass die Wartezeiten vor dem OP keinesfalls zu lang sind und es zu einem reibungslosen Ablauf kommt. Stefan Niklas und Hartmut Köppen sind meistens selbst mit in den Operationsräumen. „Es ist uns wichtig, nahe an den Menschen zu bleiben“, so Stefan Niklas. Jeden Tag finden zwei OP-Besprechungen statt. Die erste startet um 7.30 Uhr. Die Planung des Vortages wird erneut besprochen und es wird abgestimmt, ob die Planung noch genauso umgesetzt werden kann.
Während der zweiten Sitzung wird besprochen, wie der Tag bisher verlaufen ist. Gesprächsteilnehmer sind dabei neben den zwei OP-Leitern ebenfalls die Oberärzte der jeweiligen Fachbereiche. Alle zwei Wochen gibt es neben den Tagessitzungen eine Feedbackrunde, wo unter dem gesamten Team besprochen wird, was es noch zu verbessern gilt. Neben den geplanten Operationen kommen täglich auch Notfälle rein. Dabei ist es besonders wichtig, schnell und gut koordiniert zu handeln. „Um bei Notalloperationen schnell handeln zu können, wird ein Ranking von den zuständigen Oberärzten erstellt. Dafür ist es am Vortag besonders wichtig, genug OP-Räume für Notfallpatienten einzuplanen. Grundsätzlich gilt, ein Notfall geht immer vor und die Patienten müssen niemals warten“, erzählt Stefan Köppen. Kommt ein Notfall rein, wird der Patient als erstes in den Schockraum gebracht. Währenddessen wird die zuständige Fachabteilung informiert und es kann losgehen. Um in der Hektik, den Überblick zu bewahren, wird die OP-Leitung über separate Telefone informiert. Ein Telefon ist für die OP-Koordination gedacht und das andere, um sich schnell mit dem Anästhesie-Team abzustimmen.
Extra-Besetzung ist nicht üblich
Nach der Operation wird der Patient in einen der insgesamt drei Aufwachräume gebracht. „Neben der Nachbetreuung des besonders geschulten Personals, ist es uns besonders wichtig, dass die Patienten möglichst lange in den Aufwachräumen bleiben“, so Hartmut Köppen. Das Katholische Krankenhaus grenzt sich von anderen Krankenhäusern genau durch diese spezielle Aufgabe der Leiter ab. „Es ist nicht üblich, dass Krankenhäuser eine extra Besetzung für die OP-Planung und Koordination haben. Oftmals organisieren, die verantwortlichen Oberärzte und die Fachabteilungen die Operationen selbst untereinander“, so Stefan Niklas. Neben der Personalverantwortung haben die Gesamtleiter des Hagener Krankenhauses eine hohe finanzielle Verantwortung zu tragen. Der OP-Sektor ist der größte Kostenfaktor eines Krankenhauses. „Weil wir wissen, welch eine große Verantwortung wir für Patienten und Mitarbeiter haben, sind wir unglaublich stolz, ein so großartiges Team im Rücken zu haben“, beteuert Hartmut Köppen.
Neben der Einsatzbereitschaft der Doppelspitze, beteuern die beiden Akteure mehrmals, dass so ein guter Operationsablauf nur aufgrund einer guten Zusammenarbeit des Teams möglich ist. Und genau das sei absolut gegeben.