Garenfeld. Mit einer Veränderungssperre will die Stadt Hagen verhindern, dass auf dem Schulgelände in Garenfeld unerwünschte Bauarbeiten stattfinden.
Die Stadt Hagen will eine Veränderungssperre für das Gelände des ehemaligen Gymnasiums in Garenfeld erlassen, um zu verhindern, dass der Besitzer dort Fakten schafft, die wiederum die Planung der Stadt durchkreuzen würden. Die Bezirksvertretung Nord hat bereits einstimmig zugestimmt, der Stadtrat muss am 31. März endgültig beschließen.
Als vor zwei Jahren bekannt wurde, dass ein junger Mann das einstige Schulgelände, das seit fünf Jahren verwaist ist, erworben hat, sorgte nicht zuletzt dessen ethnische Herkunft für große Sorge ob möglicher Entwicklungen im beschaulichen Garenfeld. Die Einwohner befürchteten, die soziale Ordnung im Ort könne aus den Fugen geraten.
Veränderungssperre gilt zwei Jahre lang
Einen Antrag auf Umwandlung des Schulgebäudes in ein Mehrfamilienhaus mit 25 Wohnungen, den der Besitzer im Bauamt einreichte, beantwortete die Stadt mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes, der den Abriss der Schule und den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern vorsieht. „Damit diese Planung fortgeführt werden kann, ist jetzt eine Veränderungssperre vonnöten“, erklärte Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt.
Bei der Veränderungssperre handelt es sich um ein verwaltungstechnisches Instrument der Bauleitplanung, das es einer Kommune erlaubt, die Errichtung von Gebäuden, die den Vorgaben des künftigen Bebauungsplans entgegenstehen würden, für mindestens zwei Jahre zu untersagen. Die Stadt Hagen hat damit bereits gute Erfahrungen gemacht. So konnte 2019 mittels einer Veränderungssperre der Bau eines Discounters an der Lütkenheider Straße in Boele verhindert werden.
Nutzungsuntersagung weiterhin gültig
Für das Schulgelände in Garenfeld hatte die Stadt im Sommer 2021 bereits eine weiterhin gültige „Nutzungsuntersagung“ ausgesprochen. Damit wurden dem Besitzer jegliche baulichen oder handwerklichen Arbeiten sowie das Wohnen in der Schule verboten. Lediglich dringend notwendige Arbeiten dürfen erfolgen, damit die Bausubstanz keinen Schaden erleidet.
Vorwürfe seitens der Bürgerschaft, die Verwaltung habe sich nicht rechtzeitig darum gekümmert, das riesige Grundstück selbst von der Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung, die Trägerin des einstigen Gymnasiums war, zu erwerben, hatte die Stadt zurückgewiesen. Es habe auch zu keinem Zeitpunkt ein Vorkaufsrecht bestanden.
Zum Eigentümer längere Zeit kein Kontakt
Mit dem Bebauungsplan verfolgt die Stadt Hagen das Ziel, das Schulgelände in Form einer aufgelockerten und an die dörflichen Strukturen Garenfelds angepassten Wohnbebauung zu entwickeln. Die an das Gelände angrenzende Landwirtschaftsfläche soll in das Wohngebiet integriert werden. „Aufgrund der Lage bietet sich die Errichtung von Doppelhäusern und freistehenden Einfamilienhäusern an“, so Stadtsprecher Michael Kaub.
Es sei aber nicht vorgesehen, dass die Stadt das Grundstück selbst erwerbe. Mit dem Eigentümer habe es schon längere Zeit keinen Kontakt gegeben; vereinbart worden sei, dass er sich wieder bei der Stadt melde, das sei bislang jedoch nicht erfolgt.
2017 die letzten Abiturienten
Sinkende Schülerzahlen und damit einhergehende finanzielle Schwierigkeiten hatten die Privatschule an den Abgrund gebracht. Der Internatsbetrieb war bereits 2010 eingestellt worden, im Schuljahr 2016/17 wurde die Schule nur noch von 121 Jungen und Mädchen besucht, schließlich zogen die Verantwortlichen die Notbremse und kündigten mit Ablauf des Schuljahres die Schließung an. 17 junge Leute waren im Juli 2017 die letzten Abiturienten nach 110 Jahren Schulgeschichte. Ein großer Teil des Inventars wurde im März 2018 auf einem Trödelmarkt verkauft.
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Seitdem steht das riesige Gebäude leer. Die Villa an der Einfahrt, in der bis zu ihrem Tode 2011 die würdige Katharina Hille lebte, wurde von einem Dortmunder Chirurgen erworben.
Der Eigentümer des Gymnasiums hat sich noch nicht zum Vorgehen der Stadt geäußert. Eine Anfrage an seinen Anwalt blieb bisher unbeantwortet.