Breckerfeld. In Breckerfeld entsteht gerade das Fundament für ein Windrad der AVU. 70 Lastwagen bringen Beton. Welche Herausforderungen es noch gibt.
Es weht ja durchaus mal ein Wind auf der Höhe. Wer also in Breckerfeld mal einen Pfosten in den Boden treibt, tut gut daran, selbigen in ein Fundament zu stellen. Was zu einem Pfosten führt, dessen Höhe allein schon bei rund 130 Metern liegt und an dessen Spitze drei Flügel angebracht werden, die noch einmal knapp 70 Meter in die Höhe ragen und eben jenen Wind einfangen sollen.
Das Ergebnis: Es braucht Beton. Viel Beton. 550 bis 600 Kubikmeter, was der Ladung von rund 70 Lastwagen entspricht. Damit das Fundament, das künftig dem einzigen Windrad des Energieversorgers AVU Stabilität verleihen soll, im und knapp über dem Boden entstehen kann.
80 Tonnen Stahl im Fundament verbaut
Dieses Fundament ist eine erste logistische Herausforderung an der Baustelle auf einer Fläche im Bereich Landwehr in Breckerfeld: „Am Ende muss ja alles flott gehen“, sagt Erik Schulte, der das Projekt – sein erstes Windrad – für die AVU-Tochter Serviceplus leitet. „Rund 70 Lkw liefern an, der Beton darf nicht trocknen. Es darf nicht zu nass, aber auch nicht zu heiß sein.“
Die Männer, die die Grundlage für den Beton schaffen, sind gerade im Einsatz. Einem Korb gleich flechten sie ein 80 Tonnen schweres Stahlkonstrukt in das Erdloch, das bei zwei Meter Tiefe einen Durchmesser von rund 20 Metern hat, das zusätzlich Stabilität verleihen soll. „Der Boden hier ist tragfähig und felsig. Deshalb setzen wir hier auf ein Flachfundament, das letztlich das Windrad durch sein Gewicht und seine Breite trägt.“
Großteil verschwindet im Boden
Ein Fundament, das zu einem Drittel im Boden verschwinden wird und auf dessen Krone ein sogenannter Ankerkorb installiert wird. Dieses Betonkonstrukt, das mit verbaut wird, liegt noch in mehreren Teilen neben der Grube. „Darauf wird am Ende das Windrad verschraubt“, erklärt Schulte.
Bis die Beton-Lastwagen rollen, sind es je nach Wetterprognose nur noch wenige Tage. „Danach muss das Fundament drei bis vier Wochen aushärten“, sagt Erik Schulte und blickt voraus: „Im Anschluss startet dann der Aufbau des Windrads.“
Zwölf Schwertransporte rollen für ein Windrad
Was wiederum die nächsten logistischen Herausforderungen mit sich bringt. „Zwölf Schwertransporte sind dafür erforderlich“, so der Projektleiter, „drei für die Flügel, sechs für die Turmsegmente, drei für das Maschinenhaus. Sie fahren in Remscheid von der Autobahn ab, rollen in Richtung Halver und dann von Süden aus nach Breckerfeld.“
Leitplanken, Schilder und Ampelmasten müssen dafür abgebaut, Kreisverkehre geebnet werden. „Ab der A1 sind wir dafür verantwortlich“, sagt Schulte, „die Genehmigungsverfahren laufen gerade.“ Fest steht bereits, dass die Transporte nachts rollen sollen. Um eine Sperrung der L 528 komme man nicht umhin.
Ablagefläche an der Baustelle
Weil unter diesen Umständen eine Just-in-Time-Lieferung kaum möglich ist, braucht es neben einer bis zu neun Meter breiten Zufahrt reichlich Ablageflächen an der Baustelle. „Neben einer ebenen Fläche, auf der der Kran aufgestellt wird, haben wir die bereits geschaffen“, erklärt Schulte, „den Weg bauen wir zurück, wenn wir mit allem durch sind. Er hat am Ende nur noch eine Breite von 4,50 Metern.“
Überhaupt betont das Energieunternehmen, dass man so schonend wie eben möglich vorgegangen sei. „Bislang mussten lediglich drei gesunde Bäume gefällt werden“, sagt Erik Schulte, „ein Laubwald am Weg bleibt so bestehen, wie er bisher war.“ Dass das Windrad auf einer Fichten-Fläche geplant war, ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Heiße Sommer in Kombination mit dem Borkenkäfer haben Fakten rund um die Baustelle herum geschaffen. Von einst grünen Schonungen stehen auch in der Umgebung nur noch traurig anmutende Baumgerippe.
Schadstoffausstoß wird kompensiert
Letztlich betont Projektleiter Schulte aber auch die gute Ökobilanz, die eine Windradbaustelle mit sich bringe. „Die Emissionen, die beim Fundamentbau entstehen, haben wir durch die Ökostrom-Produktion bereits nach einem halben Monat kompensiert. Den Baustrom erzeugen wir nicht mit einem Generator, sondern ziehen ihn aus unserem Netz.“
Ziel ist es, dass das Windrad noch in diesem Jahr ans Netz geht. Weil der erforderliche Trafo ein Jahr Lieferzeit hat, errichtet die AVU unweit der L 528 zunächst ein Provisorium. „Insgesamt aber liegen wir gut im Zeitplan“, sagt Maschinenbau-Ingenieur Schulte über das Großprojekt, das im Oktober fertig sein und dann 2500 Haushalte mit Ökostrom versorgen soll. „Wir reden hier von rund acht Millionen Kilowattstunden pro Jahr.“
Bürger sollen sich an Windrad beteiligen
Profitieren werden davon auch die umliegenden Städte – Halver, Schalksmühle und vor allem Breckerfeld. „Die Anlieger bekommen jährlich eine Ausschüttung in Höhe von 16.000 Euro“, sagt Jörg Prostka, Sprecher des Energieversorgers, „knapp die Hälfte des Betrags geht an Breckerfeld.“ Hinzu kommen Einnahmen bei der Gewerbesteuer, die sich so genau noch nicht beziffern lassen. Darüber hinaus gibt es Gespräche mit der Stadt über eine mögliche direkte Beteiligung der Kommune.