Hagen/Breckerfeld. Zwei neue Windräder entstehen zwischen Breckerfeld und Hagen. Die Arbeiten starten bald. Was Investor und Anwohner dazu sagen.

Der Bau von zwei Windräder auf dem Rafflenbeuler Kopf in Hagen – zwischen Freilichtmuseum und Breckerfeld – wird konkreter. Nach Rodungsarbeiten soll bereits im Mai mit den eigentlichen Aufbauarbeiten der Anlagen begonnen werden. Anwohner aus Rafflenbeul (Zurstraße) und aus der Selbecke hatten sich bis zuletzt gegen die Windräder gewehrt, waren aber schließlich vor Gericht gescheitert.

„Der Großteil der künftigen Kranstellflächen war bereits Kalamitätsfläche, so dass möglichst waldschonend gerodet werden konnte“, so Stefanie Flamm, Sprecherin des Investors SL Naturenergie. „Der Bau der Fundamente startet aller Voraussicht nach im Mai.“ Im Anschluss werden dann die beiden Windkraftanlagen selbst – Nabenhöhe 135 Meter, Flügellänge 66 Meter – aufgestellt.

Windräder werden über L 528 angeliefert

Deren Anlieferung – so der derzeitige Plan des Investors – soll über die Landstraße 528 erfolgen, die ja derzeit noch zwischen Selbecke und Zurstraße wegen der Sanierung der Fahrbahn dicht ist. „Gesperrt werden muss die Straße für die Transporte voraussichtlich nicht“, so Flamm.

Die neuen Windräder werden in der Nähe des Jakobuswegs am Rafflenbeuler Kopf in Hagen gebaut.
Die neuen Windräder werden in der Nähe des Jakobuswegs am Rafflenbeuler Kopf in Hagen gebaut. © WP | Michael Kleinrensing

Mit vier Megawatt gibt SL-Naturenergie die Leistung der beiden Windkraftanlagen an. Wenn es so läuft, wie es sich der Investor vorstellt, sollen die Windräder sich noch in diesem Jahr drehen. „Sie werden jährlich rund 24 Millionen Kilowattstunden klimafreundlichen Grünstrom produzieren“, sagt Stefanie Flamm, „rechnerisch lassen sich damit etwa 8300 Haushalte versorgen und gleichzeitig rund 17.000 Tonnen CO2 einsparen.

SL-Naturenergie plant acht Windräder in Hagen

Dabei ist der Rafflenbeuler Kopf nicht das einzige Projekt von SL-Naturenergie in Hagen. „Insgesamt bauen wir acht neue Windenergieanlagen im Hagener Stadtgebiet“, so Stefanie Flamm. „Insgesamt soll die jährliche Stromproduktion später bei über 100 Millionen Kilowattstunden liegen.“

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Strom, der angesichts explodierender Strompreise dringend gebraucht werde: Denn dauerhaft würde die Versorgung von Haushalten und Industrie nur mit Hilfe der Erneuerbaren Energien wieder bezahlbar werden. „Immer, wenn der Wind weht, erhöht dies das Strom-Angebot und senkt die Preise an der Strombörse. Jede Kilowattstunde zählt also“, so Stefanie Flamm. „Hagen leistet mit den neuen Windenergieanlagen daher einen wichtigen Beitrag für bezahlbare Energie und mehr Klimaschutz.“

Bürgerbeteiligung angestrebt

Dabei könnten die Hagener unter Umständen nicht nur indirekt von den Windrädern profitieren. „Grundsätzlich streben wir für alle Projekte unseres Unternehmens die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an“, sagt Stefanie Flamm. „Ob und wie das an den einzelnen Standorten in Hagen möglich sein wird, ist aber noch in Abstimmung.“

Zumindest am Rafflenbeuler Kopf gab es zuletzt Bürger, die es nicht auf eine Beteiligung abgesehen hatten, sondern sich gegen die beiden Windräder gewehrt hatten. Bis vor das Oberverwaltungsgericht Münster waren sie gezogen. Allerdings letztlich ohne Erfolg. Vier anhängige Klagen waren zurückgewiesen worden, vier weitere bereits im Vorfeld der Verhandlung aufgehoben worden. Dem Urteil vorausgegangen war ein mehrstündiger Ortstermin am 16. September im Beisein von Anwohnern, Anwälten, Betreibern und Gericht.

Anwohner scheitern vor Gericht

Die Anwohner hatten unter anderem eine optisch bedrängende Wirkung der Anlagen, Beeinträchtigungen durch Lärmimmissionen und Infraschall sowie eine fehlende wirksame Brandvorsorge geltend gemacht. Argumente, denen die Richter allerdings nicht folgten. Eine Revision wurde nicht zugelassen.

Protest gegen die Windräder am Rafflenbeuler Kopf (von links): die Anwohner Kerstin Kramps, Tochter Emelie, Theo Kleinhofer, Barbara Ranft und Markus Leischner.
Protest gegen die Windräder am Rafflenbeuler Kopf (von links): die Anwohner Kerstin Kramps, Tochter Emelie, Theo Kleinhofer, Barbara Ranft und Markus Leischner. © WP | Michael Kleinrensing

„Glücklich sind wir natürlich nicht“, sagt Theo Kleinhofer, der selbst mit seiner Familie in Rafflenbeul lebt und auf die beiden Windräder blicken wird, „aber wir haben alles Mögliche getan. Jetzt gibt es ein rechtskräftiges Urteil. Wir werden damit leben. Wenngleich ich immer noch glaube, dass nicht all unsere Argumente ausreichend berücksichtigt worden sind.“