Breckerfeld. Der Energieversorger AVU baut ein Windrad in Breckerfeld. Die Anlage soll möglichst noch in diesem Jahr Strom liefern. Das sind die Pläne.
Das zweite Windrad auf Breckerfelder Boden nimmt konkreten Formen an. Dabei übersteigt es in den Dimensionen die Anlage auf dem Hof von Udo Baumeister in Brenscheid bei weitem. Theoretisch lassen sich weite Teile der Hansestadt mit dem Ökostrom versorgen, den die AVU im Bereich Landwehr an der Grenze zu Halver gewinnen will.
In diesen Tagen beginnen die Bauarbeiten für das Windrad, das die AVU-Tochter AVU-Serviceplus formal baut. „Zwischen Landwehr und Glör wird zuerst der vorhandene Weg zum Standort ausgebaut“, sagt AVU-Sprecher Jörg Prostka. Zu diesen ersten Arbeiten gehöre auch eine Entwässerungsanlage, die das Regenwasser der Wegoberfläche ableitet.
Windrad entsteht in eineinhalb Monaten
Das Windrad selbst entsteht dann in rund eineinhalb Monaten. Für Ende Juni ist der Bau des Fundaments geplant. „Im Anschluss werden die Bauteile des Windrads angeliefert“, so Prostka. Man befinde sich noch in Abstimmung. Eventuell sei es möglich, in einem Konvoi die Windräder Rafflenbeuler Kopf (nahe der nördlichen Stadtgrenze, aber auf Hagener Gebiet) und Landwehr liefern zu lassen. „Im Anschluss starten die Montage von Turm, Gondel und Rotorblättern vor Ort.“
Geplant ist die Fertigstellung noch in diesem Jahr. Offen ist aber noch, ob das Windrad dann auch tatsächlich ans Netz gehen kann. Denn: „Dafür brauchen wir eine Trafostation, die an der Landstraße zwischen Halver und Breckerfeld entstehen soll“, so Prostka. Ob die aber wiederum vollumfänglich noch in diesem Jahr lieferbar sei, sei noch offen. „Viele bürokratische Hürden, die uns ausgebremst haben, sind mittlerweile ausgeräumt. Jetzt stellen sich aber auch praktische.“
Strom für 2500 Haushalte
Das Windrad ist eine Anlage des Herstellers Nordex (TypN117) mit einer Leistung von 3,6 Megawatt und einerprognostizierten Stromerzeugung von ca. 8 Millionen Kilowattstunden. „Das reicht rechnerisch für den Stromverbrauch von ungefähr 2500 Haushalten“, so Jörg Prostka, „das spart jährlich rund 2900 Tonnen CO2 ein.“
Das neue Windrad wird etwas kleiner als die ursprünglich geplante Anlage. Denn das Modell, das einst in Breckerfeld gebaut werden sollte, war aufgrund der langen Planungszeit nicht mehr verfügbar. So hat die Anlage am Ende eine Gesamthöhe von 192,40 Metern und eine Nabenhöhe von 134 Metern. Der Rotordurchmesser beträgt 116,80 Meter.
Planungen laufen seit Jahren
Dass die AVU mit den Planungen begonnen hat, liegt schon Jahre zurück. „Im August 2015 haben wir den Genehmigungsantrag eingereicht“, so Jörg Prostka. „Am 28. Dezember 2016 haben wir die dann auch erhalten – allerdings mit der Auflage, ein seismologisches Gutachten zu erstellen. Die Ausarbeitung hat uns letztlich um Jahre zurückgeworfen.“ Probleme hatte es unter anderem wegen einer Erdbebenmessstation des Geologischen Dienstes NRW in der Mauer der Ennepetalsperre gegeben. Die wiederum hatte auf den Bau von Windrädern, die räumlich wesentlich näher an der Mauer auf Gebiet des Bergischen Kreises liegen, noch keine Rolle gespielt.
Parallel dazu hatten die Besitzer eines Hauses an der Landwehr gegen das Projekt Klage eingereicht. Letztlich allerdings ohne Erfolg. In letzter Instanz wurde die vom Verwaltungsgericht Arnsberg 2018 abgewiesen.
AVU plant weitere Windräder
Thorsten Coß, Geschäftsführer AVU-Serviceplus, blickt nun optimistisch auf den Baustart und das Projekt: „Durch den Betrieb der Anlage ergänzen wir unsere Erfahrungen im Bereich der erneuerbaren Energien. Denn gerade die Stromerzeugung durch Windkraftanlagen spielt eine wichtige Rolle für die Energiewende vor Ort.“
So soll es auch nicht die letzte Anlage sein, die die AVU angeht. „Es gibt weitere Planungen“, sagt Jörg Prostka, „allerdings nicht im Ennepe-Ruhr-Kreis.“ Dort habe man keinen weiteren geeigneten Standort ausmachen können.