Hohenlimburg. Die Arbeiten im Awo-Seniorenheim Martha-Müller in Hohenlimburg nach dem Hochwasser hatten einen schweren Start. Nun sind Fortschritte erkennbar.
Rund zwei Jahre ist es nun her, dass das Jahrhunderthochwasser viele Menschen in Hagen übel erwischt hat. Eine neuralgische Stelle war damals die Wesselbachstraße in Hohenlimburg, wo sich das Martha-Müller-Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt befindet.
Die Einrichtung ist derzeit unbewohnt. Denn das gesamte Gebäude wurde durch die Wassermassen zum Sanierungsfall. Grund war der recht schmale Wesselbach, der wegen seiner Breite und Höhe heute geradezu ungefährlich anmutet, im Juli 2021 aber über seine Ufer trat.
Seit zwei Jahren wird das Seniorenheim hergerichtet. Bei einer Besichtigung auf der Baustelle ist das Jahrhunderthochwasser noch einmal Thema: „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas passieren kann, dass eine im Grunde fast frisch renovierte Einrichtung förmlich den Bach runter geht“, erklärt Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Westliches Westfalen, der gemeinsam mit Einrichtungsleiter Michael Hannemann und zwei Vertretern des beauftragten Architekturbüros zu einem Rundgang über die Baustelle eingeladen hatte.
Die ersten Monate nach der Flut waren sehr zäh
Nach der Flut waren die ersten Monate sehr zäh, berichten die Fachleute der Firma Treder. „Der Keller war bis unter die Decke voll mit Schlamm“, erinnert sich Bauleiter Udo Witt aus dem Gladbecker Architekturbüro. Zunächst habe man also lange warten müssen, weil man erstmal Feuchtigkeit und auch Schlamm aus dem Gebäude rauskriegen musste. Knapp neun Monate habe es gedauert, bis das Gebäude entkernt und von Schlamm befreit war – und die eigentlichen Sanierungsarbeiten starten konnten.
Das Gebäude war quasi ein Totalschaden. Michael Hannemann ist der Leiter des Seniorenheims, leitet außerdem aber auch noch das Friedhelm-Sandkühler-Seniorenzentrum in Haspe und hofft auf eine baldige Rückkehr der Bewohner, die im Juli 2021 quasi über Nacht evakuiert werden mussten – und seitdem auf mehrere umliegende AWO-Einrichtungen verteilt untergebracht sind.
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Haus ist ein Versicherungsfall
Die Arbeiten im Seniorenheim gehen jetzt in eine entscheidende Phase: Durchgeführt wird eine vollständige Wiederherstellung des vorherigen Zustandes. Das wird unter anderem damit begründet, dass der Schaden ein Versicherungsfall ist. Auskunft zu Kosten und anderen versicherungsrelevanten Daten können AWO und Architekturbüro deshalb nicht preisgeben.
Aber die Arbeiten dürften kostspielig sein, denn im Grunde musste das gesamte Gebäude umgekrempelt werden: „Im Erdgeschoss blieben lediglich die massiven Wände stehen, der Rest muss komplett neu gemacht werden“, sagt Witt. Im Obergeschoss sind – Stand heute – mehr Fortschritte erkennbar als in den unteren Geschossen, wo es noch nach Rohbau aussieht.
Seniorenheim bekommt eine Wärmepumpe
Sanieren im Bestand, so wissen Udo Witt und Architektin Adeline Asfour, bringt oft auch Probleme mit sich: „Wir haben einige böse Überraschungen erlebt“, erklärt Witt. Nun sei die Baustelle aber insgesamt auf einem guten Weg.
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Trotz der rechtlichen Vorgaben wurden einige bauliche Veränderungen aber dennoch vorgenommen beziehungsweise sind noch geplant: So verfügt das Gebäude, wenn es denn fertig ist, über eine Wärmepumpe und wird also künftig CO²-neutral mit Energie versorgt. Außerdem wird es bauliche Veränderungen bei der Lüftung geben. Das Haus bekommt zudem WLAN, soll also auch fit fürs digitale Zeitalter gemacht werden.
Lieferengpässe drücken auf den Zeitplan
Für Bewohner, ihre Angehörigen und interessierte Nachbarn haben die Vertreter von AWO und Architekturbüro Treder aus Gladbeck jedenfalls eine gute Nachricht: Die Arbeiten schreiten voran. Man strebt an, bis zum Jahresende die Arbeiten abgeschlossen zu haben. Das sei eine ambitionierte Zielsetzung, die man verfolge. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, hängt von vielen Faktoren ab.
Derzeit gibt es beim Bau und der Installation von Heizungs- und Sanitäranlagen etwa die größten Probleme, denn durch Corona, Ukrainekrieg und Inflation habe man mit Lieferengpässen zu kämpfen, die auch die neue Lüftungsanlage betreffen. Sollte alles fristgerecht geliefert werden und keine weitere böse Überraschung auftreten, könnte das Ziel erreicht werden – und die Bewohner des Hauses könnten im nächsten Frühjahr wieder ihre alten Zimmer beziehen.