Hohenlimburg. Als die Flut kam, musste das Awo-Seniorenzentrum in Hohenlimburg evakuiert werden. Bis das Haus wieder bezogen werden kann, wird es noch dauern

Es war Mitternacht, als die Nachtwache den Wassereinbruch bemerkte. Dann ging plötzlich für die 76 Bewohnerinnen und Bewohner des Martha-Müller-Seniorenzentrums der Awo alles sehr schnell. Nur ein paar ihrer persönlichsten Dinge konnten sie noch greifen, bevor sie in die oberen Stockwerke gebracht wurden.

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Hier waren sie erstmal sicher vor der Jahrhundertflut, die sich vor einem Jahr ihren Weg durch Hohenlimburg bahnte – und den unteren Teil des Heims in der Wesselbach zerstörte. Bis heute steht das Gebäude leer.

Aus dem Archiv: Am 14. Juli wurde das Awo-Seniorenheim in der Wesselbach von der Flut schwer getroffen und musste evakuiert werden. Die Schäden, die das Wasser hinterließ, waren massiv.
Aus dem Archiv: Am 14. Juli wurde das Awo-Seniorenheim in der Wesselbach von der Flut schwer getroffen und musste evakuiert werden. Die Schäden, die das Wasser hinterließ, waren massiv. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Erinnerung an II. Weltkrieg

„Viele der älteren Bewohnerinnen und Bewohner mussten an den Kriegsausbruch von damals zurückdenken, als sie mitten in der Nacht geweckt wurden“, erzählt Michael Hannemann, Leiter des Seniorenzentrums, der den Moment wohl nie vergessen wird, in dem er in jener Nacht durch die Zimmer ging, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu warnen. Das Ganze lief glimpflich: niemand wurde verletzt.

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Viel Hilfsbereitschaft

Doch das Wasser, das Keller und Erdgeschoss flutete, hinterließ in den Räumlichkeiten meterhohen Schlamm. Michael Hannemann sagt: „Im Keller war das Herzstück des Seniorenheims, hier war zum Beispiel unsere Küche.“ In den Wochen nach dem Hochwasser erlebte die Einrichtung große Hilfsbereitschaft der Mitarbeitenden. Mit Handarbeit räumten sie das Gebäude.

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Material und Handwerker fehlen

Die Aufräum- und Trocknungsarbeiten sind heute längst erledigt. Doch die weiteren Arbeiten ziehen sich. Zur Zeit sei man noch dabei Kostenvoranschläge einzuholen, sagt Michael Hannemann: „Die gesamte Situation auf dem Markt ist aktuell sehr angespannt, teilweise ist es nicht einfach, an Materialien und Handwerker zu kommen.“ Der aktuelle Trend, wie lange es noch brauche, bis das Gebäude fertig sei? „Voraussichtlich Mitte nächsten Jahres“, so der Einrichtungsleiter, „könnte auch ein bisschen eher sein“.

Der Hinterhof des Gebäudes: Bis das Martha-Müller-Seniorenzentrum wieder bezogen werden kann, wird es wohl noch ein Jahr dauern – so der aktuelle Stand.
Der Hinterhof des Gebäudes: Bis das Martha-Müller-Seniorenzentrum wieder bezogen werden kann, wird es wohl noch ein Jahr dauern – so der aktuelle Stand. © WP | Michael Kleinrensing

Bewohner wurden verlegt

Die Menschen, die hier bis vor einem Jahr noch lebten, wurden in umliegende Senioren-Einrichtungen evakuiert. Schwerstpflegefälle kamen ins Krankenhaus. Einige von ihnen, mit denen er noch in Kontakt stünde, wären noch in Gedanken bei ihrem Wohnheim in der Wesselbach: „Ich bin ja mal gespannt, was mit meinem Zimmer ist“, sagten manche.

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Ehepaar blieb zusammen

Besonders gut erinnert sich Michael Hannemann an ein Ehepaar, das laut Krisenmanagement erst in zwei verschiedene Seniorenzentren verlegt werden sollte. Trotz der insgesamt chaotischen Situation konnte er das verhindern: „Ich hab’ das auf der Liste gesehen und habe gesagt, das können wir nicht machen, die beiden sind 60 Jahre verheiratet, die müssen zusammen in ein Heim kommen.“

Ob und wann genau die beiden bald wieder in ihr altes Wohnheimzimmer in der Wesselbach zurückziehen können, das wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.