Hagen. Das Ambulante Hospiz Dasein in Hagen kümmert sich um Menschen, die bald sterben werden. Über den Tod, das Leben und wunderbare Geschichten.

Es gibt viele Geschichten, die man an dieser Stelle erzählen könnte. Wunderbare Geschichten, Geschichten, die zu Herzen gehen, vielleicht auch Geschichten vom Tod, der für jene, die sich in einem Hospiz engagieren, seinen Schrecken verloren hat. Dies hier ist eine dieser wunderbaren Geschichten. Einer Geschichte, der ein Zauber inne wohnt.

Claudia Sacher-Dassel, eine Frau, die für das Ambulante Hospiz „Da-Sein“ der Diakonie Mark-Ruhr in Hagen Menschen bis zum Tod begleitet, erzählt die Geschichte. Es ist eine Geschichte voller Leben, eine, die deutlicht macht, wie schön dieses Ehrenamt sein kann, dem sich die 59-Jährige erst nach Abschluss ihrer Ausbildung vor wenigen Monaten verschrieben hat.

Mit dem Boot über den Harkortsee

„Noch einmal mit einem Boot über den Harkortsee zu fahren – das war ihr größter Wunsch“, sagt Claudia Sacher-Dassel, „und den habe ich erfüllt.“ Älter als 90 Jahre ist die Dame, die sie begleitet, schwer an Krebs erkrankt. Immer wieder gibt es die Tage, an denen die Schmerzen so groß sind, dass sie sich kaum bewegen kann. Aber genauso oft gibt es Tage, an denen das anders ist. Tage, an denen plötzlich vieles möglich wird. Sogar eine Fahrt mit dem Auto zum See und eine Bootstour von Wetter bis Herdecke und zurück – inklusive Waffelessen in einem Café.

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„Als wir wieder zurück waren, hat sie erzählt, dass das für sie der schönste Tage seit langer, langer Zeit gewesen sei“, sagt Claudia Sacher-Dassel und berichtet vom Strahlen in den Augen und vom dankbaren Lächeln der Dame. Und darin stecken für sie gleichzeitig Faszination und Motivation für eine außergewöhnliches Ehrenamt: die Dankbarkeit. „Vermutlich werde ich selbst diesen Tag nie vergessen. Es ist auch für mich schön, solche Momente erleben zu können.“

Ehrenamtliche Arbeit im Hospiz

Es gibt viele Momente – schön, aber manchmal auch schwierige, Momente die belastend seine können. „Aber darauf werden wir während der Kurse gut vorbereitet, man bekommt quasi einen Rucksack mit Hilfsmitteln gepackt“, sagt Claudia Sacher-Dassel, die im Februar 2022 mit ihrer „Ausbildung“ begonnen und ein halbes Jahr später den ersten Menschen begleitet hat. „Ich habe im Sommer aufgehört zu arbeiten und für mich eine Möglichkeit gesucht, mich zu engagieren. Mir geht es gut, ich möchte etwas zurückgeben. Und weil ich vor einigen Jahren meinen Onkel bis zu seinem Tod begleitet habe und in den letzten zehn Tagen sogar bei ihm eingezogen bin, konnte ich mir vorstellen, dass Hospizarbeit das Richtige für mich ist.“

Begleitung bis in den Tod: Manchmal reicht es, einem Sterbenden die Hand zu halten.
Begleitung bis in den Tod: Manchmal reicht es, einem Sterbenden die Hand zu halten. © Archiv | Michael Kleinrensing

Das Richtige ist dieses Ehrenamt auch für Carsten Schippang, der schon seit neun Jahren zum Da-Sein-Team zählt. „Rund 20 Menschen habe ich in dieser Zeit begleitet“, erzählt er, „manchmal nur für wenige Tage, einmal aber auch über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg. Ich glaube, ich bringe eine gewisse Empathie mit, bin belastbar und schaffe es gleichzeitig, Dinge nicht zu sehr an mich heranzulassen.“

Versöhnung mit dem sterbenden Vater

Und auch Schippang bleiben viele Geschichten in Erinnerung. Geschichten, wie diese, eine wunderbare, die von Versöhnung, Hoffnung und Liebe erzählt. „Das war meine erste Begleitung“, sagt Schippang, „ich bin in ein Altenheim gekommen und der Sohn eines sterbenden Vater hat mich mit den Worten ,Mein Vater ist ein böser Mensch’ empfangen.“

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Schippang setzt sich zu dem Mann, der nicht mehr sprechen kann, ans Bett. „Wir haben gemeinsam geatmet, ich habe seine Hand gehalten“, erzählt er, „und irgendwann habe ich gespürt, wie er begonnen hat, meine Hand zu drücken. Irgendwann ist der Sohn zurückgekehrt und hat mir erklärt, dass er mit seinem Vater nichts anzufangen wisse. Ich habe ihm geraten, bei ihm zu sein und seine Hand zu halten.“

Der Sohn tat genau das. Und der Vater starb kurze Zeit später. „Ich denke, dass war für ihn die Art Versöhnung, die er braucht, um gehen zu können“, sagt Schippang.

>>> Weitere Infos >>>

Das ambulante Hospiz Dasein der Diakonie Mark-Ruhr sucht für die Sterbebegleitung ehrenamtliche.

Diese werden in Theorie und Praxis geschult und erfahren Unterstützung durch die Gruppe der Ehrenamtlichen.

Aufgabe ist es, den Sterbenden zur Seite zu stehen und ein offenes Ohr für die Angehörigen zu haben.

Die Ehrenamtlichen üben keine pflegerischen Tätigkeiten aus, doch ermöglichen insbesondere den Angehörigen eine zeitliche Entlastung.

Qualifizierungskurse nach dem „Celler Modell“ starten im September. Geboten wird ein in sich geschlossener und in seinen Schritten aufeinander aufbauender Kurs.

Darüber hinaus gibt es Fortbildungen, Seminare, Vorträge und Unterstützung in vielfältiger Art, auch durch Supervision.

Weitere Informationen bei der Diakonie Mark-Ruhr, Gisela Fiukowski, gisela.fiukowski@diakonie-mark-ruhr.de oder unter Tel. 02331/3751199.