Hagen. Was tun, wenn Angehörige im Sterben liegen? In ihren Letzte-Hilfe-Kursen gibt Kristina Zawistowski Antwortmöglichkeiten.

Für viele ein Tabuthema – von Kristina Zawistowski wird es ganz offen behandelt: Das Thema Sterbebegleitung. Erst im vergangenen Monat bot sie in Hagen zusammen mit der ehrenamtlichen Hospizhelferin Annekathrin Metz einen sogenannten Letzte Hilfe Kurs an. Dies war bereits der zweite Termin, der von den beiden durchgeführt wurde.

Kristina Zawistowski ist Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes „DA-SEIN“ der Diakonie Mark-Ruhr und leitet die Letzte-Hilfe-Kurse in Hagen, die als Angebot allen Interessierten offenstehen. Der Kursus soll Menschen ermutigen, Sterben als Teil des Lebens zu verstehen, ihnen Unterstützung bieten und Informationen zu möglichen Ansprechpartnern bereitstellen. „Es ist das kleine Einmaleins der Sterbebegleitung“, erklärt Zawistowski. Vier Schwerpunkte sind fester Bestandteil des Kurses: Sterben als Teil des Lebens, Vorsorge und Entscheidung, Leiden lindern und Abschied nehmen. Alle Schwerpunkte werden thematisiert, je nach Bedürfnissen der Teilnehmer kann unterschiedlich stark auf die Themen eingegangen werden. Auch über Situationen nach dem Tod wie Bestattungsformen oder Trauerarbeit wird gesprochen.

Das Thema Sterben soll durch den Kursus weiter aus seiner Tabuzone herausgerückt werden.
Das Thema Sterben soll durch den Kursus weiter aus seiner Tabuzone herausgerückt werden. © Michael Kleinrensing

Zawistowski erklärt, wie wichtig es ist, das Thema anzusprechen: „Wir dürfen es nicht als Tabuthema betrachten. Wir ermutigen die Menschen, darüber zu sprechen. Das ist wichtig, um sich über die Bedürfnisse von Angehörigen und auch über Bedürfnisse, die man selbst hat, bewusst zu werden.“ Der Kurs richtet sich an Interessierte, egal in welcher Lebensphase oder mit welchen Erfahrungen. „Es sind keine Vorerfahrungen nötig“, so Zawistowski, „bei uns sind unterschiedliche Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen.“ Teil nehmen beispielsweise Angehörige von Pflegebedürftigen, Betreuer im Seniorenbereich oder ganz einfach Interessierte. Während des Kurses werden auch persönliche Bedürfnisse berücksichtigt. Zu Beginn gibt es, wie Zawistowski erklärt, eine Vorstellungsrunde, bei der die Teilnehmer je nach Berührungspunkten Wünsche oder Fragen äußern können.

Im Gespräch mit den Kursteilnehmern kann es auch mal emotional werden. „Das ist schon besonders“, findet Zawistowski, „denn die Teilnehmer kennen sich ja untereinander eigentlich gar nicht.“ Für die Kursusleiterinnen ist es wichtig, dass die Beteiligten in einem geschützten Raum sprechen und Erfahrungen teilen können. „Das wird gut angenommen. Und letztlich entscheidet jeder selbst, inwiefern er etwas äußern möchte“, so Metz. Es sei ein Angebot, aber kein Muss, etwas zu erzählen.

Der Letzte-Hilfe-Kurs soll nicht als Qualifikationskursus verstanden werden. Es ist aber möglich, weiterführend Qualifikationskurse in der Sterbebegleitung zu besuchen, die vom angegliederten Hospizdienst „DA-SEIN“ angeboten werden. Wichtig sei vor allem, erklärt Zawistowski, dass die Teilnehmer wissen, welche Angebote sie an welchen Stellen nutzen können. „Es geht darum, für sich selbst Sicherheit zu gewinnen – das ist sehr wichtig“, so die Kursleiterin.

Aufgrund der positiven Resonanz auf die beiden vergangen Kurse soll es im nächsten Frühjahr einen weiteren Letzte-Hilfe-Kurs geben. Informationen dazu werden rechtzeitig über die Tageszeitung und die sozialen Medien bereitgestellt.