Hagen. Mitten in die Hagener City sollen Mitarbeiter des Ordnungsamtes ziehen. Was das für Verbraucherzentrale und Freiwilligenzentrale bedeutet.
Es geht um mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit in der Innenstadt: Mitarbeiter des Ordnungsamtes sollen, so sieht es die Politik vor, zentral in der Hagener Innenstadt beheimatet werden, um vor Ort für mehr Sauberkeit zu sorgen, das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken und eventuell Straftaten zu vereiteln. Vor diesem Hintergrund könnte ein regelrechter Verschiebebahnhof in Gang gesetzt werden.
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Konkret: Es gibt Überlegungen, besagte zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle für den Stadtordnungsdienst im Pavillon im Volkspark einzurichten. Das hätte zur Folge, dass die derzeit dort ansässige Verbraucherzentrale die Segel streichen müsste.
Pavillon der Verbraucherzentrale als neues Domizil ausgeguckt
Als neues Domizil der Verbraucherzentrale wurde von der Stadt das Rathaus an der Volme ausgeguckt, und zwar die Fläche, auf der seit knapp elf Jahren die Freiwilligenzentrale untergebracht ist.
Wo die Einrichtung, in der sich ehrenamtliche Helfer versammeln und freiwillige Arbeit gebündelt wird, dann hinziehen soll? Die Rede ist von einem Bereich in der Volme-Galerie; in der Einkaufspassage hat die Stadt Hagen insgesamt knapp 3000 Quadratmeter Fläche angemietet, um dort im Spätsommer u.a. ein zentrales Bürgeramt zu eröffnen.
Während Janine Pühl, seit drei Jahren Leiterin der Hagener Verbraucherzentrale, dem „Gesamtkonzept nicht abgeneigt gegenübersteht“, reagiert Stephanie Krause, Leiterin der Freiwilligenzentrale, auf die Pläne mit Entsetzen. „Das städtische Flächenmanagement ist auf mich zugekommen. In einem ersten Gespräch, das Mitte April stattfand, wurden mir zwei Büros in der ersten Etage der Volme-Galerie angeboten – ohne eigenen Zugang für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Besucher und ohne Tageslicht“, sagt Stephanie Krause auf Nachfrage unserer Zeitung.
Ehrenamtliche Helfer könnten das Handtuch werfen
Alternativ seien Räume im Stadtteilhaus in Vorhalle im Gespräch, die durchaus annehmbar, allerdings „weit vom Schuss“ seien. Stephanie Krause resümiert: „Solch einen Umzug macht keiner meiner ehrenamtlichen Helfer mit, dann werden alle das Handtuch werfen.“
Überlegungen der Verwaltung
Stadtsprecher Michael Kaub bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass es Beschlüsse der Politik gebe, eine zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle für den Stadtordnungsdienst im Innenstadtbereich zu etablieren.
Kaub weiter: „In diesem Zusammenhang finden aktuell seitens der Verwaltung Überlegungen statt, die auch den Pavillon im Volkspark mit einbeziehen. Sollte es an diesem Standort zu einer Realisierung kommen, würde in der Tat ein Umzug der Verbraucherzentrale notwendig werden. Hier könnten die derzeitigen Räumlichkeiten der Freiwilligenzentrale im Rathaus an der Volme eine Option sein.“
Der Stadtsprecher räumt ein, dass dies zur Folge hätte, dass die Freiwilligenzentrale dann ihr Domizil in anderen Räumlichkeiten aufschlagen müsste und ergänzt: „Auch im Zusammenhang mit diesen Überlegungen befindet sich die Verwaltung aktuell in Abstimmungsgesprächen mit allen Beteiligten, die bislang aber weder abgeschlossen sind, geschweige denn bereits in vertraglichen Vereinbarungen gemündet wären.“
Informationen soll es nach der Sommerpause geben
Eine Information der Politik sowie der Öffentlichkeit sei seitens der Verwaltung nach Abschluss der laufenden Überlegungen und Gesprächen nach der Sommerpause vorgesehen.
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Aber zurück zu Janine Pühl. Die Leiterin der Verbraucherzentrale sähe in dem Umzug ihrer Einrichtung „einen Vorteil für die Stadt und für uns“. Die Stadt könne sich dann an zentraler Stelle besser um Sicherheit und Sauberkeit kümmern, und die Verbraucherzentrale könne aus dem maroden Pavillon ausziehen.
Energetisch und bautechnisch auf dem Stand der 1970er Jahre
„Das Gebäude ist energetisch und bautechnisch auf dem Stand der 1970er Jahre. Die gleichen Temperaturen, die draußen herrschen, haben wir auch drinnen. Sprich, wenn es draußen bitterkalt ist, frieren wir in unseren Büros, bei Hitze draußen schwitzen wir im Pavillon vor uns hin.“
Die Fläche, die der Verbraucherzentrale derzeit zur Verfügung steht, ist 240 Quadratmeter groß, „doch wir kämen auch auf kleinerer Fläche zurecht, da meine fünf Mitarbeiterinnen und ich seit der Coronazeit häufig auch mobil oder im Homeoffice arbeiten“. Durch einen seitlich am Pavillon angebrachten Aufzug ist die Verbraucherzentrale barrierefrei zu erreichen, „aber nur theoretisch, da der Aufzug nur selten funktioniert“, unterstreicht Janine Pühl.
Zentrale Lage und erschwingliche Miete wichtig
Und die Räume der Freiwilligenzentrale? Die liegen ebenerdig im vor 20 Jahren erbauten Rathaus an der Volme und sind 140 Quadratmeter inklusive Materialraum groß. „Uns stehen dort sechs Arbeitsplätze zur Verfügung. Wir könnten uns räumlich kleiner setzen, aber eine innerstädtische, also zentrale und barrierefreie Lage, damit uns auch ältere Menschen erreichen können, sowie eine erschwingliche Miete sind für uns absolut wichtig“, unterstreicht Stephanie Krause.
Eröffnung im Frühjahr 2024 angedacht
Zur Erinnerung: Die Räume der Freiwilligenzentrale waren komplett durch das Hochwasser im Sommer 2021 zerstört und mussten aufwendig saniert werden. Erst nach 13 Monaten (am 11. August 2022) konnten Stephanie Krause und ihr Team wieder einziehen. Wenn es zum Verschiebebahnhof kommt, soll die „zentrale Sicherheitsstelle“ im Frühjahr 2024 eingeweiht werden. Kurz vorher müssten die Aus- bzw. Umzüge von Verbraucherzentrale und Freiwilligenzentrale stattfinden.