Hagen. In Hagen wird ernsthaft über eine Rückkehr der Straßenbahn nachgedacht. Ein Gutachter soll nun prüfen, ob das Milliarden-Projekt Sinn ergibt.

Verkehrswenden kommen ja immer mal wieder vor. Zum Beispiel in den 60er- und 70er-Jahren. Schadstoffausstoß, Messcontainer an der Finanzamtsschlucht, chronisch verstopfte Straßen lagen noch in weiter Ferne, als die Vision einer autogerechten Stadt Hagen um sich Griff. Zementiert wurde diese Entwicklung an einem Feiertag – am 29. Mai 1976. Das war – ich war gerade zweieinhalb Jahre alt – jener Tag, als die letzte Straßenbahn durch Hagen fuhr.

Es war der Vatikan-Express, die Linie 7, die direkt ins katholische Boele rollte, dem diese letzte Fahrt vorbehalten war. Der Wagen war mit Gebinden geschmückt und vor dem Café Dreisbach in der Innenstadt hatte sich eine Masse von Menschen versammelt, die dem historischen Ereignis beiwohnen wollte.

Wagen nur noch im Museum

Nach der letzten Fahrt verschwand auch die Infrastruktur. Schienen und Oberleitungen braucht gar niemand mehr, Wagen – ein letzter rollt heute auf Museumsgleisen in Wuppertal – ohnehin nicht. Das Auto sollte ja fortan Vorfahrt haben.

Straßenbahnen fuhren bis in die 70er Jahre in Hagen. Dann wurden sie abgeschafft.
Straßenbahnen fuhren bis in die 70er Jahre in Hagen. Dann wurden sie abgeschafft. © WP | WP-BILD,

Jetzt rollt gerade die nächste Verkehrswende über die Stadt. Die Wende der Wende. Radspuren entstehen, Autos wird Platz genommen, Staus so provoziert, damit immer mehr Menschen bereit sind, umzusteigen. Auf Räder, Roller und den Öffentlichen Nahverkehr.

Die Sehnsucht nach einer Straßenbahn

Da schallt auch schon der Ruf nach einer Straßenbahn durch die Stadt. Wohl mindestens ein Milliardenprojekt, dessen Realisierung sich derart ziehen dürfte, dass nur die Hoffnung bleibt, mit meinen Urenkeln einmal in die Linie 7 einsteigen zu können.

In Hagen verkehrten diverse Straßenbahnlinien. Jetzt wird über eine Rückkehr nachgedacht.
In Hagen verkehrten diverse Straßenbahnlinien. Jetzt wird über eine Rückkehr nachgedacht. © WP | WP-BILD,

Dass der Gedanke von erneutem Schienenverkehr durch die Stadt zumindest in der Politik nicht als völlig abwegig angesehen wird, beweist ein Entschluss, der dieser Tage im Rat gefällt wurde. Ein Gutachten soll her, in dem Experten erörtern sollen, ob eine Straßenbahn oder ein ausgeweitetes Schnellbussystem für Hagen in Frage kommen.

Die Stadt spart Geld

Keine Frage: Das Gutachten wird ein erhebliches Sümmchen kosten. Und trotzdem bleibt das ein kleiner Betrag, da wir doch hunderte Millionen sparen können. Wenn heraus kommen sollte, dass der Neubau eine Straßenbahn doch keinen Sinn ergibt.