Hagen. Die Linie 4 verband einst den Hagener Süden mit Herdecke, Wetter und Wengern. Über diese besondere Straßenbahn haben Jörg Rudat und Dirk Göbel ein Buch geschrieben. Es heißt „„Mit der Linie 4 von der Volme an die Ruhr – Bitte einsteigen“.

Um 19 Uhr schloss der Kiosk. Kurze Zeit später war von dem Lädchen in Wengern nichts mehr übrig. Da war der Wagen der Linie 4 an Osterfeldstraße/Schmiedestraße derart ins Schlingern geraten, dass er aus den Gleisen kippte und das kleine Gebäude unter sich begrub. Das war im Jahr 1939.

Es sind Geschichten wie diese, die das Buch „Mit der Linie 4 von der Volme an die Ruhr – Bitte einsteigen“ so authentisch wirken lassen. Dirk Göbel und Jörg Rudat, die bereits über die Linie 11 nach Breckerfeld geschrieben haben, nehmen die Leser mit auf eine Fahrt durch Städte und Epochen.

Auch Hagener Süden im Fokus

Das Buch aber erzählt nicht nur Geschichten und über die Geschichte der Städte an der Ruhr. Im Fokus stehen auch der Hagener Süden (Ambrock, Selbecke und Eilpe), die Innenstadt sowie die Bereiche Eckesey und Vorhalle, durch die die Linie bis 1943 sogar bis Wenger führte. „Die Straßenbahn“, sagt Dirk Göbel, „wird dabei manchmal Beiwerk. Es geht um die Mode der jeweiligen Zeit, um die Autos und um das Stadtbild.“

376 Seiten mit 600 Bildern und Skizzen

Das Buch über die Linie 4 ist 376 Seiten stark. Es umfasst 600 Bilder, Unterlagen, Pläne und Skizzen und kostet 39 Euro.

Vorgestellt wird es am Montag. 3. November, 16.30 und 19 Uhr mit einem Bildvortrag im Onikon in Herdecke, Goethestraße 14, am Mittwoch, 5. November, 18 Uhr, im Sparkassen-Karree in Hagen, am Freitag, 7. November, 18 Uhr, bei Thalia, Elberfelder Straße, und am 19. November, 17 Uhr, in der Gaststätte „Auf’m Kamp“ in der Selbecke.

Bei einem Bildvortrag in der Tanzschule André Christ, den Dirk Göbel und Jörg Rudat am 12. November an der Böhmerstraße 4 halten, geht es um das gesamte Netz der Hagener Straßenbahn.

„Die Linie 4 ist besonders abwechslungsreich“, sagt Jörg Rudat, „sie begann im eher ländlich geprägten Hagener Süden – entweder in Ambrock oder in der Selbecke. Und führte schließlich einmal komplett durch die Stadt, durch das beschauliche Herdecke und am Harkortsee entlang. Sie überquert fünfmal einen Fluss – dreimal die Volme, zweimal die Ruhr.“

Zahlreiche Aufnahmen

All das dokumentieren die zahlreichen Aufnahmen, die Göbel und Rudat aus Archiven und aus privatem Besitz zusammengetragen haben. Ebenso wie die Besonderheiten, die die Autoren beschreiben: den Bau des Straßenbahndepots in Oberhagen und den unterbrochenen Bau der Altenhagener Brücke, der sich von 1962 bis 1968 zog. „Die Wege änderten sich täglich“, sagt Dirk Göbel, „sowohl für die Fahrer der Straßenbahn als auch für Autofahrer und Fußgänger war das eine echte Herausforderung.“

Bauwerke aber konnten die Straßenbahn nur in den seltensten Fällen bremsen. „Als die Geitebrücke neu errichtet wurde, wurde die Straße durch den Garten der Villa Kramer umgeleitet“, sagt Jörg Rudat, „das war schon kurios.“

Tod auf Raten

Bauwerke bremsten die Wagen nicht. Die Politik sehr wohl. Das Ende der Linie 4 war ein Tod auf Raten. 1943 fuhr sie zum letzten Mal bis Wengern, 1949 wurde der Betrieb bis Wetter eingestellt. 1959 fuhr sie die Kirche in Herdecke zum letzten mal an. Am 25. Mai 1974 war die letzte Fahrt der Linie. Sie endete am Zweibrücker Hof in Herdecke.

„Unheimlich viele Fotografen waren damals mit an Bord“, sagt Dirk Göbel, „von diesem Tag an wurde Herdecke nur noch per Bus angefahren.“