Boele. Die erste Kugel im Hörnchen ging für 10 Pfennig über die Theke. Das war vor 50 Jahren. Auch wenn dieser Preis längst Geschichte ist, kommen sie noch heute. Die Menschen, die Freunde und Verwandte im Krankenhaus besuchen, die Stammgäste aus Boele und natürlich die Kinder.
„Kalte Kugel, warmes Herz”, sagt Franco Collato. Neben den Geheimnissen aus der Küche ein Rezept, das Erfolg bringt.
Das Geschäft ist nicht leichter geworden. Eis gibt es an jeder Ecke. Im Supermarkt, im Cafe´, am Kiosk. Doch obwohl die kalte Köstlichkeit kein Privileg der Italiener mehr ist - der Spaß am Beruf ist geblieben. „Wenn die Kinder unser Geschäft verlassen, strahlen sie”, sagt Gianfranco Collato, der gemeinsam mit seinem Bruder vor einem halben Jahrhundert die erste Eisdiele an der Reichsbahnstraße in Vorhalle eröffnet hat und noch heute mithilft, „was kann es denn Schöneres geben?”
BWL-Student wird Eismann
Zumindest nicht irgendeinen Job auf Management-Ebene in einem Großbetrieb. Sonst hätte sein Sohn Franco, Student der Betriebswirtschaftslehre, das kleine Familienunternehmen nicht übernommen. „Mein Vater hat mir empfohlen, etwas anderes zu machen. Aber jetzt bin ich hier.”
Deshalb ist Collato mit seinen Geschäften an der Kirchstraße und der Hagener Straße eine der ältesten Eisdielen der Stadt und immer noch in Familienhand. „Viele andere haben keine Nachfolger gefunden”, sagt Gianfranco Collato.
Typischer norditalienischer Beruf
Es war in den 50ern, als mehr und mehr Eisdielen eröffneten. „Bis dahin kannte man das klassische Eis kaum”, sagt Gianfranco Collato. „Eismann - das ist ein typischer norditalienischer Beruf. Wegen des Eises und der frischen Sahne sind die Leute gekommen.”
Den Beruf hat Collato mit nach Hagen gebracht. „Meine Schwester hat im Krieg einen deutschen Soldaten kennengelernt und ist zu ihm nach Hagen gezogen. Da bin ich dann irgendwann aus der Provinz Verona hinterher.” Zunächst arbeitet Gianfranco bei Varta. 1960 macht er sich selbstständig. „Das lag ganz nah. Schon in Italien hatte ich in einer Eisdiele gelernt.”
Frisches Obst für den Geschmack
Die Rezepte haben Gianfranco und Franco im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt. „Die täglich frische Produktion aber ist geblieben. Milch, Eier und Zucker sind die Basis”, sagt Franco Collato, „dazu kommt frisches Obst, das den Geschmack bringt. Fertigpulver wird bei uns nicht verwendet.”
Schoko, Vanille, Erdbeere, Zitrone - die Klassiker gehen noch am besten. Dazu Trendsorten - Cola oder Schlumpf zum Beispiel. „Aber ich experimentiere auch oft selbst”, sagt Franco Collato. Toblerone-Eis ist eines der Ergebnisse.
Collato-Autos fahren vor allem im Hagener Norden. Aber Vorsicht: Nicht überall wo Collato drauf steht, ist auch Collato drin. „Mein Onkel hat sein Geschäft an der Boeler Straße verkauft”, sagt Franco Collato. „Die Nachfolger haben den Namen einfach behalten. Aber das Original gibt's nur in Boele.”