Hohenlimburg. Die Bürgerinitiative „Erhalt des Ahm“ kritisiert den neuen Geopfad am Steinbruch der Hohenlimburger Kalkwerke. Die geben sich wenig überrascht

Seit diesem Herbst schlängelt sich ein Geopfad um den Steinbruch in Oege – und wird von der Bürgerinitiative zum Erhalt des Ahm kritisch beäugt. Sie werfen den Initiatoren um Hohenlimburger Kalkwerke und Geopark Ruhrgebiet eine gezielte PR-Aktion und „Greenwashing“ vor. Die Kalkwerke geben sich gelassen.

Wanderweg mit Infotafeln

Auf rund 5,4 Kilometer Wanderweg führt der Lehrpfad rund um den Steltenberg und in Teilen direkt an der Abbaugrenze der Kalkwerke am Steinbruch vorbei. Neun Stationen informieren über Flora, Fauna und den Rohstoffabbau vor Ort. Die Bürgerinitiative setzt sich für den Erhalt des Ahm als Natur- und Erholungsraum ein – und wendet sich gegen die Pläne zur Steinbruch-Erweiterung gen Letmathe.

Der Oeger Steinbruch am Steltenberg: Die Hohenlimburger Kalkwerke bauen hier Gestein für die Fertigung von Baustoffen ab. In den kommenden Jahrzehnten ist eine Erweiterung des Steinbruchs gen Letmathe geplant. Die Bürgerinitiative sieht die Erweiterungspläne kritisch.
Der Oeger Steinbruch am Steltenberg: Die Hohenlimburger Kalkwerke bauen hier Gestein für die Fertigung von Baustoffen ab. In den kommenden Jahrzehnten ist eine Erweiterung des Steinbruchs gen Letmathe geplant. Die Bürgerinitiative sieht die Erweiterungspläne kritisch. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

In einem Leserbrief kritisiert Monika Langmann, Vorsitzende der Bürgerinitiative, mit dem Geopfad solle wohl zeitig vor der Genehmigung einer geplanten Erweiterung von den eigentlichen Problemen abgelenkt werden. „Geologische Aufklärungsarbeit dient offensichtlich dazu, den unwiederbringlichen Raubbau an Natur und Landschaft in unserem Heimatraum durch die Sprengtätigkeit eines Steinbruchunternehmens mitten im Siedlungsraum zwischen Oege, Elsey und Letmathe zu verharmlosen und zu legitimieren“, so Langmann. „Das ist Greenwashing.“

Künftige Abbaufläche

Entlarvend sei für sie auch, dass der auf einer Infotafel fotografisch dargestellte ursprüngliche Mischwaldstreifen an der Ostgrenze des derzeitigen Abbaubereiches schon längst nicht mehr existiere. „Auch pralle Bilder mit goldgelb blühenden Rapsfeldern wird es – geht es nach den Kalkwerken – hier bald nicht mehr geben.“ Direkt am Weg auf der Stadtgrenze an Station 6 werde der Besucher aufgefordert, den Blick auf Burg- und Kupferberg in die Ferne schweifen zu lassen. „Sinnvoller wäre es an dieser Stelle mitzuteilen: ,Die vor Ihnen liegenden zehn Hektar Feldfläche sind unsere nächste Abbauperspektive.’ Für wie dumm will man uns Bürgerinnen und Bürger hier eigentlich verkaufen?“

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Rotbuchenwald abgeholzt

Im nordöstlichen Teil des Geopfades stelle Rheinkalk (Lhoist) als Eigentümer auf einer Tafel die große ökologische Bedeutung eines Rotbuchenwaldes vor. „Das ist ein Hohn.“ Wer den nur einen Steinwurf weit entfernten und inzwischen abgeholzten Rotbuchenhochwald im Landschaftsschutzgebiet Steltenberg noch kenne, dem steige „die Zornesröte ob solcher Dreistigkeit ins Gesicht“. Hier habe man in Kooperation mit der Stadt Hagen nicht nur Laichgewässer und Orchideenstandorte, sondern nach EU-Recht schutzwürdige Fledermaushabitate unwiederbringlich zerstört.

Plakatausstellung initiiert

Die Bürgerinitiative habe bereits vor sechs Jahren eine Plakatausstellung erarbeitet, berichtet Langmann weiter. Dazu zählte auch die Planung eines kritischen Landschaftserkundungspfads am Steltenberg. „Die Ausstellung wurde unter anderem im Iserlohner Rathaus präsentiert.“ Aufgrund der Eigentumsrechte habe dieser Erkundungspfad jedoch wohl nie die Chance gehabt, realisiert zu werden. „Wir lassen uns den Blick auch durch Informationstafeln nicht verstellen.“

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Schutz der Restnatur

Es bleibe nur zu hoffen, dass der Schutz der verbliebenen Restnatur, der wertvollen Ackerböden und des kostbaren Grundwasservorkommens nachhaltig gesichert werde. „So konnten neulich schon wieder eifrige Grundwasserbohrungen im Bereich der neuen potenziellen Abbauflächen auf Letmather Seite beobachtet werden.“ Bezeichnend sei auch, dass die ehemaligen Abbauflächen nach Nutzung nicht mehr öffentlich zugänglich gemacht werden und die Erholungssuchenden als sprichwörtliche Zaungäste im Schilderwald außen vorgelassen werden. Sie fordert ein Ende vom „frevelhaften Naturverbrauch am Steltenberg/Ahm.“

Kalkwerke überrascht Kritik nicht

Die Hohenlimburger Kalkwerken geben sich wenig überrascht ob der Kritik. „Dass die Anführerin der Steinbruchgegner den neuen Geopfad am Steltenberg ausschließlich destruktiv beurteilen würde, war zu erwarten“, so HKW-Geschäftsführer Christian Lange. „Dass sie dies in ihrer eigenen, teils aggressiven Wortwahl tut, verwundert hier niemanden.“

Positive Rückmeldungen

Aus der Nachbarschaft habe man hingegen durchweg positive Reaktionen bekommen, die auch die ehrenamtliche Tätigkeit der an der Erstellung des Geopfades beteiligten Menschen würdigen. „Schon jetzt kommen Wanderer und Schulklassen auch aus anderen Regionen gerne hierher, um sich über die Geologie unserer Heimat und die Vereinbarkeit von Natur und Rohstoffgewinnung zu informieren.“

Nötiger Rohstoff

Man könne die Erläuterungen auf den Infotafeln noch ergänzen, zum Beispiel um die Frage, woher eigentlich die Baustoffe für die zahlreichen sanierungsbedürftigen Brücken in unserer Umgebung kommen sollen.

„Den Mitgliedern und Helfern des Geoparks Ruhrgebiet, den beteiligten Lehrerinnen, Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Hohenlimburg, dem Geologischen Dienst NRW, den Verantwortlichen beim Regionalverband Ruhr und bei der LWL-Kulturstiftung danken wir mit einem herzlichen Glückauf für die geleistete Arbeit.“

Steinbruch-Erweiterung geplant

Der Abbau der Hohenlimburger Kalkwerke am Oeger Steinbruch schreitet von West nach Ost voran. Perspektive für die nächste Generation ist die Ost-Erweiterung auf dem Ahm in Letmathe, wie sie im ersten Entwurf für den neuen Regionalplan vorgeschlagen wird.

Pläne, die besonders bei Anwohnern umstritten sind und von der Bürgerinitiative für den Erhalt des Ahm seit Jahren kritisiert werden. Die Initiative sieht die Naturlandschaft des Ahm durch eine mögliche Erweiterung des Steinbruchs gefährdet.

Der Regionalrat der Bezirksregierung hatte sich 2021 gegen Erweiterungspläne für den Oeger Steinbruch ausgesprochen und der Bürgerinitiative auf dem Ahm den Rücken gestärkt. Aktuell arbeitet sich die Genehmigungsbehörde an den Einwendungen zum neuen Regionalplan ab. Das Verfahren kann noch Monate dauern.