Hagen. Kai Uwe Müller ist in Hagen Feuerwehrmann. Was er bei der Feuerwehr Hagen erlebt und wie er Lebensretter geworden ist.

Es ist ja bunt, dieses Leben. Auch wenn man in einem roten Feuerwehrauto oder in einem rot-weißen Rettungswagen unterwegs ist. Es ist bunt und in seiner bunten Vielfalt präsentiert es sich geradezu täglich jenen Frauen und Männern, die bei der Feuerwehr Hagen arbeiten. Helfern, die so oft anrücken, wenn es scheinbar keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Sie fahren zu Villen. Und sie fahren zu Schrottimmobilien.

„Wenn ich hierher zur Feuerwache komme, dann weiß ich nie, was der Dienst so bringt“, sagt Kai Uwe Müller. Und damit beschreibt der 31-Jährige, der quasi von Beruf Lebensretter ist, zugleich, was ihn an diesem Job so sehr fasziniert. Dazu kommt der Zusammenhalt, die Kameradschaft, die Tatsache, dass man nahezu täglich Menschen hilft.

Zeit für die Familie

Wenn man Brandmeister Müller, der in Schwerte mit seiner Familie lebt, so zuhört, dann ist es es am Ende vieles, was für diesen Beruf spricht, der angesichts der 24-Stunden-Dienste vielleicht nicht immer den besten Ruf genießt. „Aber“, sagt Müller, Vater von Zwillingen, „ich empfinde das sogar als Vorteil. Natürlich ist man einen ganzen Tag lang nicht zu Hause. Aber danach habe ich zum Teil ja 72 Stunden frei. Ich kriege als Vater mit, wie meine Kinder aufwachsen. Das ist doch etwas Wunderbares.“

Beruf Feuerwehrmann: Kai Uwe Müller kümmert sich auf der Wache Ost in Hagen um die Geräte.
Beruf Feuerwehrmann: Kai Uwe Müller kümmert sich auf der Wache Ost in Hagen um die Geräte. © Michael Kleinrensing

Auf neun 24-Stunden-Dienste kommen Berufsfeuerwehrleute so in der Regel. Dienste, bei denen sie sowohl auf Rettungswagen als auch auf Löschzügen eingesetzt werden. „Beginn ist morgens um 7.30 Uhr“, sagt Kai Uwe Müller, „der Arbeitsdienst dauert dann bis 17 Uhr. Danach schließt sich die Bereitschaft an. Aber die Nächte, in denen man durchschlafen kann und nicht ausrücken muss, sind rar gesät. Man ruht hier mehr, als dass man schläft.“

Die Freunde bei der Feuerwehr

Nach dem Arbeitsdienst steht oft die Gemeinschaft im Vordergrund. „Wir sind Freunde, sind wie eine große Familie“, sagt Müller, „wir haben hier eine kleine Turnhalle auf dem Gelände. Wir treiben hier oft zusammen Sport.“ Aber es gebe eben auch Zeit, mal in Ruhe ein Buch zu lesen oder das eigene Auto zu waschen.

Feuerwehrmann aus Leidenschaft: Kai Uwe Müller ist Beamter bei der Berufsfeuerwehr in Hagen.
Feuerwehrmann aus Leidenschaft: Kai Uwe Müller ist Beamter bei der Berufsfeuerwehr in Hagen. © Michael Kleinrensing

Die Faszination Feuerwehr – Müller hat sie gepackt, als er selbst noch ein Kind war. „Mein Patenonkel war bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er hat mich mitgenommen, als ich zehn Jahre alt war.“ Kai Uwe Müller geht mit, er tritt in die Kinder- und Jugendfeuerwehr ein, und er bleibt bis heute. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. „In den verschiedensten Löschgruppen sind unheimlich viele Berufsfeuerwehrleute engagiert“, sagt Müller. Menschen wie er, die auch in ihrer Freizeit nicht von der Feuerwehr, die mehr Berufung als Beruf ist, lassen können.

Seit 2016 bei der Berufsfeuerwehr

Der Weg zur Berufsfeuerwehr liegt für Berufene wie Kai Uwe Müller nahe. „Kameraden anderer Feuerwehren haben mich darin bestärkt“, sagt der 31-Jährige. Er schließt sich 2016 der Berufsfeuerwehr an, obwohl es einen direkten Einstieg nach wie vor nicht gibt. „Voraussetzung ist immer noch eine abgeschlossene Berufsausbildung“, sagt Peter Thiele, Sprecher der Feuerwehr Hagen. Die müsse allerdings, im Gegensatz zu anderslautenden Gerüchten, keine handwerkliche sein. „Es sollte ein Beruf sein, der im Zusammenhang mit Feuerwehr Sinn ergibt. Aber wir haben beispielsweise auch Banker in unseren Reihen.“

Banker (und viele andere mit Abschluss), die natürlich wissen, wie man Menschen rettet und Feuer löscht. All das lernen sie bei der Feuerwehr. „Eineinhalb Jahre dauert schließlich die Ausbildung bei uns“, sagt Peter Thiele, „auf einen Grundlehrgang folgen Wachpraktika, dann Sonderlehrgänge, die Ausbildung zum Rettungssanitäter mit Praktika in Kliniken. Abgeschlossen wird sie dann mit einer sogenannten Laufbahnprüfung.“

Als Beamter bei der Feuerwehr

Viele sind danach zunächst Beamte auf Zeit und werden im Alter von 26 Jahren verbeamtet. „Das ist zwingend erforderlich“, sagt Thiele, „bei unseren Einsätzen müssen wir ja immer wieder auch in Grundrechte eingreifen. Wir betreten beispielsweise Wohnungen und Häuser, ohne zuvor um Erlaubnis zu fragen.“ Es ist halt bunt, dieses Leben. Und das sind sie auch, diese Einsätze. Einige bleiben in Erinnerung. Weil sie so kurios waren. Andere, weil Feuerwehrfrauen und -männer wie Kai Uwe Müller an ihre Grenzen gehen mussten. So wie bei dem Großbrand auf dem Gelände von Fass Braun im Oktober 2021.

„Wir sind morgens noch vor dem Frühstück raus“, sagt Kai Uwe Müller, der selbst immer wieder unter Atemschutz gegen das Feuer gekämpft hat. „Das hält man maximal eine halbe Stunde durch, muss dann abgelöst werden, um dann später wiederum Kollegen abzulösen.“ Sie sind halt bunt, diese Einsätze. Und manchmal eine echte Herausforderung.

Großbrand bei der Firma Fass Braun an der Sedanstraße in Hagen: Auch hier war Kai Uwe Müller im Einsatz.
Großbrand bei der Firma Fass Braun an der Sedanstraße in Hagen: Auch hier war Kai Uwe Müller im Einsatz. © Alex Talash | Alex Talash