Hagen. Die Schule über einem Lidl in Hagen ist Geschichte. Das hat die Politik beschlossen. Das sind die Gründe, die zu der Entscheidung führten.

Eine Grundschule über einem Lidl auf dem Bettermann-Areal – dieses Projekt ist in Hagen Geschichte. In einem gemeinsamen Antrag haben sich die Fraktionen und Gruppen von CDU, SPD, Grünen, Hagen Aktiv, HAK, FDP, BfHo/Die Partei und die Linken im Haupt- und Finanzausschuss gegen das umstrittene Projekt ausgesprochen. Ausschlaggebend war letztlich der hohe Mietzins, den der Investor Thesauros für die Räume von der Stadt verlangte. Nach Informationen unserer Zeitung lag der bei 30 Euro pro Quadratmeter.

Zuletzt hatten Vertreter des Investors in der Bezirksvertretung Mitte noch einmal detaillierte Pläne vorgelegt, hübsche Animationen des Gebäudes präsentiert und Gutachter vorsprechen lassen, die die Unbedenklichkeit des mächtigen Gebäudekomplexes aus ökologischer und verkehrlicher Sicht bescheinigten. Vollends überzeugen konnten sie die Hagener Politik nicht. Gleiches gilt auch für den Vorschlag, durch Umplanungen noch einmal zu Einsparungen zu kommen.

Politik nicht zu Abstrichen bereit

„Ziel kann es doch nicht sein, auf Teufel komm raus Abstriche zu machen“, so Jörg Klepper, Fraktionsvorsitzender der CDU, „was wir brauchen, ist eine moderne und gut ausgestattete Schule, die allen Standards genügt. Und das zu einem marktgerechten Preis.“ Darüber hinaus sei man nicht sicher, dass sich der vermeintliche zeitliche Vorteil des Projektes – die Schule sollte im Sommer 2026 den Betrieb aufnehmen – auch realisieren lasse. „Wenn nur das Gebäude fertig ist, die Räume aber nicht, hilft das ja auch nicht.“

Der Schulhof der neuen Schule wäre quasi auf dem Dach des Lidl-Markts entstanden.
Der Schulhof der neuen Schule wäre quasi auf dem Dach des Lidl-Markts entstanden. © Thesauros AG | Thesauros AG

Ganz ähnlich sieht das Claus Rudel, Fraktionsvorsitzender der SPD: „Der überbordende Mietzins hat vielen die Entscheidung leicht gemacht. So dringend wir als Stadt auch Schulraum brauchen, das geht eben nicht um jeden Preis.“ Abgesehen davon sei auch die Diskussion um den Standort trotz der vorgelegten Gutachten noch längst nicht durch gewesen. „Ab der nächsten Woche muss es für uns in Zusammenarbeit mit der Verwaltung jetzt um Ersatzstandorte gehen. Wir müssen auch alte Ideen noch einmal neu denken“, so Rudel mit Blick auf den Schulausschuss am Mittwoch.

Preis einfach zu hoch

Dessen Vorsitzende Nicole Pfefferer steht gleichzeitig an der Fraktionsspitze der Grünen: „Der Preis, den die Stadt hätte zahlen müssen, ist einfach zu hoch. Ich glaube auch nicht daran, dass wir durch Einsparungen eine Einigung hätten erzielen können.“ Ihr Fraktion, so Pfefferer, sei mit dem Standort ohnehin nicht glücklich gewesen. Deshalb sei sie nun froh, über diese einstimmige Entscheidung. „Bereits am Mittwoch muss es um Alternativen gehen.“

Bei der Ausstattung der neuen Grundschule in Hagen will die Politik keine Abstriche machen.
Bei der Ausstattung der neuen Grundschule in Hagen will die Politik keine Abstriche machen. © Thesauros AG | Thesauros AG

Denn: Dass Hagen dringend weitere Schulplätze braucht, steht außer Frage. Das gilt besonders für den Bezirk Mitte, aus dem schon jetzt Kinder mit Bussen in andere Stadtteile gefahren werden müssen.

Verhandlungen ergeben keinen Sinn

Umso attraktiver schien da der Vorstoß des Investors, der die Diskussionen in der Stadt schon seit Monaten prägt. Plan war es, an der Ecke Märkischer Ring/Rathausstraße über einem Discounter eine dreizügige Grundschule inklusive Turnhalle und Offenem Ganztag zu bauen. Während in den Verhandlungen mit dem Investor noch von einer „Range“ die Rede gewesen sei, in der sich der Mietpreis bewegen sollte und die Stadt deutlich gemacht hatte, dass sich der tatsächliche Zins am unteren Ende dieses Bereichs befinden müsse, hatte der Thesauros am Ende einen Preis aufgerufen, der so weit oberhalb der avisierten Range lag, dass auch die Stadtspitze bereits erklärt hatte, dass weitere Verhandlungen keinen Sinn ergäben.

Der Investor Thesauros hat angekündigt, sich in der kommenden Wochen zur Entscheidung der Stadt zu erklären.