Vorhalle. Das Empfangsgebäude am Vorhaller Bahnhof in Hagen sollte eigentlich dieses Jahr abgerissen werden. Wird es aber nicht…

Das Empfangsgebäude am Vorhaller Bahnhof wird abgerissen. Das geschieht allerdings nicht, wie ursprünglich vorgesehen, noch in diesem Jahr. Nein, frühestens im Jahr 2026 darf die Deutsche Bahn das heruntergekommene Gebäude in Hagen dem Erdboden gleich machen. „Vielleicht wird der Abriss sogar noch länger auf sich warten lassen“, sagte ein Sprecher der Deutsche Bahn in Düsseldorf.

Grund für die Verzögerung ist das komplizierte Genehmigungsverfahren auf oder in der Nähe von Gleisanlagen. Um das Empfangsgebäude in Vorhalle abzureißen, muss die Schienenstrecke für einige Zeit stillgelegt werden, aus Sicherheitsgründen dürfen keine Züge an der Baustelle vorbeifahren. Doch diese erforderlichen Sperrpausen werden von der DB Netz AG äußerst dosiert vergeben.

Das Innere des Empfangsgebäude lädt nicht zum Verweilen ein. Hier muss aber durch, wer zu den Gleisen gelangen will.
Das Innere des Empfangsgebäude lädt nicht zum Verweilen ein. Hier muss aber durch, wer zu den Gleisen gelangen will. © WP | Hubertus Heuel

Das hat seine Gründe: Erstens soll der Zugverkehr möglichst wenig beeinträchtigt werden, zweitens hat die Sperrung einer Strecke Auswirkungen auf viele andere Verbindungen, so dass eine derartige Maßnahme umfangreich koordiniert werden muss und erheblichen Auswirkungen auf den Zugverkehr in der gesamten Region mit sich bringen kann. „Vor 2026 werden wir für Vorhalle keine Sperrpause mehr bekommen“, winkt der Bahnsprecher ab.

Zahlreiche Schmuddelecken

Der Bahnhof in Vorhalle ist ein besonders krasses Beispiel für die Verkommenheit kleiner Bahnhöfe heutzutage. Angesichts der zahlreichen Schmuddelecken erscheint es kaum denkbar, dass hier noch Fahrgäste ein- und aussteigen – und doch ist der Ort in Hagen mit über 600 Passagieren pro Tag eine wichtige Pendlerstation.

Das Kunstwerk in der Unterführung wurde von Schmierfinken verunstaltet.
Das Kunstwerk in der Unterführung wurde von Schmierfinken verunstaltet. © WP | Hubertus Heuel

Unfassbar, wie es hier aussieht. In der Eingangshalle fehlen Tür- und Fensterscheiben, so dass Wind und Wetter ungehindert in das Gebäude schlagen können. Der Putz platzt ab, Unrat bedeckt den Boden, die Wände sind innen wie außen mit hässlichen Graffiti beschmiert.

Selbst das Kunstwerk in der Unterführung, von dem die Deutsche Bahn sich erhofft hatte, dass die Sprayer es unbehelligt lassen, da sie angeblich die Arbeit von Künstlern respektieren, wurde besudelt.

Die Glanzzeiten sind längst vorbei

Die Glanzzeiten des Bahnhofs liegen ein halbes Jahrhundert und länger zurück. In den 70er-Jahren, als die Stahlwerke Südwestfalen und die Gießerei Becker noch existierten, kippten sich die Arbeiter nach der Schicht ein Bierchen in der dem Bahnhof schräg gegenüber liegenden Kneipe „Düllmanns“ hinter die Binde. Heute sind die großen Industriebetriebe ebenso verschwunden wie die Gaststätte.

Fahrgästen bietet sich beim Warten auf den Zug ein schauderhafter Anblick.
Fahrgästen bietet sich beim Warten auf den Zug ein schauderhafter Anblick. © WP | Hubertus Heuel

Die Regionalbahn RB 40 (Essen-Hagen) sowie die S-Bahn-Linie S5 (Hagen-Dortmund) halten immer noch in Vorhalle. Dazu mehrere Buslinien.

Das Empfangsgebäude der bereits 1849 als „Bahnhof Herdecke“ eröffneten Station sollte eigentlich in diesem Jahr abgerissen werden. So hatte es die Deutsche Bahn geplant und im letzten Jahr auch angekündigt. Doch die Verweigerung der notwendigen Sperrpausen macht dem Vorhaben nun für Jahre einen Strich durch die Rechnung.