Hagen. Gibt es eigentlich schon Konkretes für das so prominente Westside-Areal hinter dem Hauptbahnhof? In der Politik wächst die Zahl der Zweifler.
Der Verkehr auf der Bahnhofshinterfahrung rollt seit mehr als zwei Jahren, die Varta-Hallen sind längst abgerissen und selbst die in Tempofragen oft untermotiviert agierende Deutsche Bahn AG hat inzwischen einen klaren Fahrplan dafür entwickelt, wie sich in den Jahren 2024 bis 2028 für 69 Millionen Euro der Hagener Hauptbahnhof in eine moderne Gleisstation verwandelt. Wie es allerdings auf der West- und Eastside (ohne Anglizismen geht da nichts) weitergeht, bleibt weiterhin ein Mysterium.
Diesen Eindruck nahmen zumindest die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses mit nach Hause, nachdem es zum x-ten Mal um die Zukunftsgestaltung des Bahnhofsquartiers ging stand. Dabei versuchten Baudezernent Henning Keune und Hagen-Wirtschaftsentwickler Burkhard Schwemin mit vielen Worten auszuschmücken, dass es durchaus Fortschritte gebe. Doch die Mandatsträger, denen die Fragezeichen während der Sitzung geradezu auf die Stirn tätowiert schienen, vermochten diese freilich kaum zu entdecken.
Skeptischer Blick auf Gleistunnel
Zumal das Gros der Runde weiterhin damit fremdelt, den Gleistunnel Werdestraße als vorrangige Anbindungsvariante zwischen Bahnhofsvorplatz und Westside zu akzeptieren. Jetzt soll bei einem Ortstermin versucht werden, den Charme dieser Grusel-Höhle (im Planersprech besser „Scary-Cave“) sich mit Hilfe von Entwurfsskizzen schönzugucken. Der Politik bleibt zurzeit ohnehin nichts anderes übrig: Die Stadt hat nämlich bislang darauf verzichtet, die Bahn bei ihrer gigantischen Bahnhofsrenovierung den ebenfalls angedachten Gleistunneldurchstich gleich mitzudenken zu lassen. Diesen jetzt nachträglich zu realisieren, dürfte angesichts der aktuellen Baukostenexplosionen etwa 12 bis 15 Millionen Euro verschlingen und würde einen Projekt-Vorlauf von acht bis zehn Jahren bedeuten. Wobei Keune ausdrücklich darauf verweist, dass diese zweite Tunnelachse erst dann Sinn mache, wenn man definitiv wisse, was auf der Westside städtebaulich passiere.
Hier sollten die lokalen Wirtschaftsentwickler dem Fachausschuss die Ergebnisse eines „Hagen Valley Call for Actors“ für das gern gepriesene Zukunftsareal präsentieren, die wiederum in ein „Hagen Valley Project Lab“ im Spätsommer münden sollen. Doch befragt zu konkreten Resultaten dieses monatelangen Findungsprozesses blieb Schwemin eher nebulös. Stattdessen skizzierte er eine „Roadmap“ („Masterplan“ ist nicht mehr), sprach über Kontaktaufnahmen zu Akteuren, die Analyse von Modellen, Meilensteine, Konkretisierungen und ein geschlossenes Konzept, mit dem es dann im Oktober wieder zur Immobilien-Messe Expo nach München gehe. Ein Hotel, Co-Working-Spaces und ein „Mobility Hub“ sollen beispielhaft in der Tombola sein – ebenso Fachhochschule, Fernuni, Start-ups und Forschungsinstitute. Rätselhaft bleibt, wie das wiederum zum Campus und Wissenspark an der Feithstraße passt.
Keune warb im Ausschuss dafür, den notwendigen Atem für einen langwierigen Prozess mitzubringen: „Wir müssen einen guten Wurf hinlegen. Es geht darum, den Standort so aufzubereiten, dass Unternehmen, die wir haben wollen, einen Mehrwert darin sehen, nach Hagen zu kommen.“
Diese Fantasie vermag aus dem Kreis der Politik zurzeit kaum jemand aufzubringen. „Ich habe den Eindruck, wir drehen uns ständig im Kreis“, kann CDU-Kreisvorsitzender Dennis Rehbein keine Fortschritte ausmachen. Der Stadtbaurat erinnerte derweil daran, dass die Thematik stets auch im Gesamtzusammenhang mit der Weiterentwicklung des gesamten Bahnhofsquartiers diskutiert werden müsse. „Diese sicherlich wünschenswerte Gesamtbetrachtung“, so SPD-Sprecher Jörg Meier, „sorgt gewiss nicht für mehr Geschwindigkeit in dem Prozess.“