Hagen-Mitte. Neben einen Gleistunnel-Durchstich ist nun eine komplett neue Idee da, wie man vom Bahnhof künftig auf die neue „Westside“ dahinter kommt.

In die Diskussion um die Erreichbarkeit der vermeintlichen „Filet-Fläche Westside“ hinter dem Bahnhof mischt sich ein neuer Vorschlag. Bislang planen die Verantwortlichen bei der Stadt mit Priorität eine Wiederbelebung des als Angstraum geltenden Werdetunnels. Seit Jahren wird zudem über einen wohl viel zu teuren Gleistunnel-Durchstich diskutiert. Die Fraktion Hagen Aktiv bringt nun eine Brückenlösung ins Gespräch nach Vorbild des Arnulfsteges am Münchener Bahnhof. Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss haben beschlossen, dass diese Variante geprüft werden soll.

Der Parkplatz an der Werdestraße hinter dem Bahnhof: Nach Vorstellung von Hagen Aktiv soll hier ein Parkhaus entstehen.
Der Parkplatz an der Werdestraße hinter dem Bahnhof: Nach Vorstellung von Hagen Aktiv soll hier ein Parkhaus entstehen. © Michael Kleinrensing

Die zuletzt favorisierte Gleistunnel-Verlängerung hat einen Umsetzungszeitrahmen von mindestens acht Jahren. Hier stand zuletzt ein Betrag von zwölf Millionen Euro im Raum. Zu viel Zeit, zu viel Geld. Denn in den Ausschüssen wird deutlich, dass der Investorenzug für die 26.000 Quadratmeter freie Westside-Fläche an Hagen vorbeifahren könnte, wenn nicht in absehbarer Zeit klar ist, dass irgendeine Verbindungsmöglichkeit Realität wird. Wer will sich schließlich auf einer Fläche ansiedeln, die nicht erreichbar ist. Vor diesem Hintergrund gilt, nach aktuellem Planungs- und Förderstand, der Werdetunnel als am schnellsten machbar.

Blick auf die Westside und das vorgeschlagene Brücken-Modell über den Gleisen am Bahnhof in Hagen. „Brücke 2“ deutet einen weiteren Alternativvorschlag an.
Blick auf die Westside und das vorgeschlagene Brücken-Modell über den Gleisen am Bahnhof in Hagen. „Brücke 2“ deutet einen weiteren Alternativvorschlag an. © Hans Blossey/Grafik:Ines Thomas

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Vorschlag wird geprüft

Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss beschlossen indes auch, dass die Planungen dafür vorangetrieben werden sollen. Parallel aber ist der neue Vorschlag von Hagen Aktiv zu prüfen: Eine Brücke über die Bahngleise mit einem kombinierten Fahrrad- und Fußweg und mit einer Anbindung der Bahnsteige von dieser Brücke aus. Der Bahnhof soll dafür einen Hinterausgang erhalten, wo eine 160 Meter lange und leicht aufsteigende Auffahrrampe beginnen soll, die an der eigentlichen Brücke endet. Die Brücke wäre 120 Meter lang und würde sich über 17 Gleise spannen. Auf der anderen Seite an der Westside, würde man über eine zwei mal 80 Meter lange, gewendelte Rampe wieder herunterfahren- und gehen.

Ein Überblick zur Situation am Bahnhof, der Westside und darüber hinaus. Das soll auf der westlichen Seite des Bahnhofes entstehen.
Ein Überblick zur Situation am Bahnhof, der Westside und darüber hinaus. Das soll auf der westlichen Seite des Bahnhofes entstehen. © WP | Sascha Kertzscher

Brücke in München ist doppelt so lang

Daneben empfiehlt Hagen Aktiv, die Zufahrt über den Parkplatz Wehrstraße als offizielle Zufahrt zum Hagener Hauptbahnhof mit Langzeit-Parkmöglichkeit weiträumig auszuschildern und die dortige Zahl der Parkplätze durch den Bau eines Parkhauses zu erhöhen und damit vor allem die Möglichkeiten für das „Park and Ride“ (Anfahrt mit Auto bzw. Fahrrad und Weiterfahrt mit der Bahn) deutlich zu erweitern. Nach Recherchen von Hagen Aktiv habe der Arnulfsteg am Münchener Bahnhof 26 Millionen Euro gekostet. Die Brücke dort ist aber doppelt so lang und überspannt 37 Gleise auf 240 Metern. Zur Orientierung: Werdetunnel und Gleistunnel-Durchstich werden aktuell mit 21 Millionen Euro veranschlagt.

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Erst Gesamtplanung vorantreiben

Jetzt muss zunächst eine schnelle Lösung her“, betont Baudezernent Henning Keune. Es sei elementar, überhaupt eine Anbindung zur Westside zu bekommen, die nach Möglichkeit auch noch qualitätvoll sei: „Die Qualität der Werdestraße ist sicherlich strittig, aber wir haben im Moment keine andere Chance.“ Gleichzeitig attestierte der Stadtbaurat der Brückenidee einen hohen Charme, der aber auch mit zahlreichen Unwägbarkeiten verbunden sei. Eine Umsetzung in Zusammenarbeit mit der Bahn – beispielsweise in Verbindung mit den erforderlichen Brückenneubauten Fuhrparkbrücke und Eckeseyer Brücke – sei jedoch vorstellbar, werde dann allerdings frühestens in sechs bis sieben Jahren Realität. Keune schlug im Stadtentwicklungsausschuss vor, im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungsprozesses erst die Gesamtplanung voranzutreiben und dann den Brückensteg zu platzieren.

Brücke soll Menschen gefallen, nicht den Planern

Damit folgte er der Idee von Grünen-Vertreter Rüdiger Ludwig, der empfahl eine Brückenlösung am südlichen Ende der Bahnhofsdächer mitzudenken. SPD-Sprecher Jörg Meier betonte, dass jede Verbindung hilfreich sei. Zwar befürchtete er für ein Brückenprojekt höhere Kosten, doch dieses sei „deutlich attraktiver als jede Tunnellösung“. Den Tunnel Werdestraße trägt die CDU derweil nur mit Bauchschmerzen mit: „Wir favorisieren den Durchstich des Gleistunnels“, so Detlef Reinke (CDU). FDP-Vertreter Michael Grzeschista erinnerte an die alte Lebensweisheit, dass der Wurm dem Fisch und nicht dem Angler schmecken müsse: „Deshalb gilt hier: Die Querung muss den Menschen und nicht den Planern gefallen.“