Hagen. Warum es einen neuen Starttermin für die Modernisierung des Hagener Bahnhofs gibt, wer die Kosten trägt und was Bahnkunden demnächst erwartet.

Die Modernisierung des Hagener Hauptbahnhofs im großen Stil wird verschoben. Eigentlich sollte das Großprojekt bereits im Sommer 2021 in Angriff genommen werden, doch das Hochwasser im Juli vergangenen Jahres machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

„Die Jahrhundertflut hat uns zu Umplanungen gezwungen. Der Hagener Hauptbahnhof wird nun hochwassersicher gemacht“, unterstreicht Stefan Deffner, NRW-Pressesprecher der Deutschen Bahn.

Aufräumen nach der Überschwemmung war im Juli 2021 angesagt – der Hagener Hauptbahnhof war vom Hochwasser überflutet worden . Unter anderem waren die Aufzüge nicht mehr funktionstüchtig.
Aufräumen nach der Überschwemmung war im Juli 2021 angesagt – der Hagener Hauptbahnhof war vom Hochwasser überflutet worden . Unter anderem waren die Aufzüge nicht mehr funktionstüchtig. © Michael Kleinrensing

Ursprünglich sollten die Kosten für die Komplett-Modernisierung, die u.a. aus dem „Sofortprogramm Modernisierung“ der Deutschen Bahn finanziert wird, 60 Millionen Euro betragen, jetzt wird von Investitionen von rund 69 Millionen Euro ausgegangen. „Für die gesamte Planung müssen wir höhere Kosten einkalkulieren, außerdem müssen wir von wesentlich höheren Lohn-, Material und Energiekosten kosten ausgehen“, konkretisiert Deffner.

Rückblick: Das Hochwasser im Sommer 2021 hatte die Unterführung überschwemmt und nahezu die gesamte Elektrik und Gebäudetechnik in den tieferliegenden Etagen zerstört. Alle Aufzugsschächte und die darin verbaute Technik standen unter Wasser. Die Aufräumarbeiten nahmen mehrere Wochen in Anspruch. Die Aufzüge konnten nach aufwendigen Reparaturen schrittweise wieder in Betrieb genommen werden, zuletzt im Frühjahr 2022 der Aufzug aus der Empfangshalle in die Unterführung.

Neue Standorte für elektrische Anlagen für Aufzüge und Geschäfte

Und nun? Um den Hagener Hauptbahnhof künftig besser vor Starkregen zu schützen, integriert die Deutsche Bahn einen umfassenden Hochwasserschutz in die bestehenden Planungen.

„Bei der Technik und in betriebsrelevanten Gebäudebereichen wie der Unterführung erweitern wir nun zum Beispiel die Schutzeinrichtungen – größere Wassermassen können so besser aus dem Bahnhof herausgehalten werden“, erklärt der Sprecher.

Elektrische Anlagen, u.a. für Aufzüge und Geschäfte, erhalten in den Umplanungen neue Standorte oder zusätzliche Flut-Tore. „Durch die Verlegung in höher gelegene Etagen soll sensible Technik vor eindringenden Wassermassen geschützt werden“, so Stefan Deffner.

69 Millionen Euro sollen in die Modernisierung des Bahnhofs fließen.
69 Millionen Euro sollen in die Modernisierung des Bahnhofs fließen. © Michael Kleinrensing

Durch die Integration des Hochwasserschutzes in das Großprojekt seien zahlreiche aufwendige Umplanungen notwendig. „Die Deutsche Bahn geht aktuell davon aus, dass die Überarbeitung der Planung sowie das laufende Plangenehmigungsverfahren im kommenden Jahr, also 2023, abgeschlossen sein wird. Anschließend beginnt das Vergabeverfahren für die Bauarbeiten“, sagt Deffner. Und weiter: „Bei einer planmäßigen Vergabe der Bauleistungen können die ersten Arbeiten für das Großprojekt im Jahr 2024 beginnen.“

Neue Beleuchtung, Beschallung, Sitzbänke und Vitrinen

Die Modernisierung des Hagener Hauptbahnhofs enthält u.a. folgende­ Maßnahmen:

Modernisierung der denkmalgeschützten Bahnsteighallen und Erneuerung sowie barrierefreie Erschließung der Bahnsteige 1 bis 5. Neubau von Bahnsteigdächern auf besagten Bahnsteigen.

Bahnsteigbeleuchtung und Beschallung.

Anpassung der Bahnsteigausstattung unter anderem mit Sitzbänken und Vitrinen.

Absenkung des Bahnsteigs 4 und Modernisierung des Bahnsteigdaches sowie Neubau von Aufzügen­ an den Bahnsteigen 1 bis 4.

Neubau bzw. Erweiterung aller Treppenzugänge aus der Unterführung auf die Bahnsteige sowie Modernisierung der Unterführung als Zugang zum Empfangsgebäude.

Die Investitionen am Hagener Hauptbahnhof werden auf rund 69 Millionen Euro geschätzt und durch den Bund, das Land NRW, den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Deutsche Bahn getragen.

Die Modernisierungsmaßnahmen am Dortmunder Hauptbahnhof laufen seit 2018, in Duisburg seit Sommer 2022.

In NRW werden – neben Hagen – auch noch die Bahnhöfe in Gütersloh­, Unna, Krefeld Hbf, Neuss Hbf, Essen-Steele, Bad Godesberg, Düren, Düsseldorf-Benrath und Dülmen modernisiert.

Da fast alle Arbeiten „unter rollendem Rad“, sprich, bei laufendem Betrieb, durchgeführt würden, müsse von einer mehrjährigen Modernisierungsphase ausgegangen werden. „Die Fertigstellung des Großprojektes ist voraussichtlich im Jahr 2028“, blickt Deffner in die Zukunft.

Ralf Fielenbach, der damalige Bahnhofsmanager, präsentiert die nach der Flut beschädigte Elektronik, die komplett ausgetauscht werden musste.
Ralf Fielenbach, der damalige Bahnhofsmanager, präsentiert die nach der Flut beschädigte Elektronik, die komplett ausgetauscht werden musste. © Michael Kleinrensing

Allerdings scheint der avisierte Termin recht optimistisch zu sein, hatte Ende Juni 2021 (also zwei Wochen vor der Flutkatastrophe, als noch von einer „normalen Modernisierung“ die Rede war), bei einem Vor-Ort-Treffen der damalige Bahnhofsmanager Ralf Fielenbach erklärt, er gehe von sechseinhalb Jahren Modernisierung aus. Fielenbachs Rechnung nach müssten sich die Bahnkunden demnach auf eine Großbaustellen-Zeit im und am Hagener Hauptbahnhof bis 2029/2030 einstellen.

Derzeit wird die Unterführung grundsaniert

Wie sich die Situation derzeit am Bahnhof darstellt? Aktuell wird die Unterführung grundsaniert und ansehnlich gestaltet. Außerdem, erklärt Sprecher Stefan Deffner, fänden Wiederherstellungsmaßnahmen in Bereichen statt, die für Reisende nicht zugänglich seien, „diese sehr umfangreichen Arbeiten an den technischen Anlagen laufen noch bis in das kommende Jahr“.