Breckerfeld/Hattingen. Ermittlern gelingt ein Schlag gegen die italienische Mafia gelungen. Die Spur des Hauptverdächtigen führt ins Steinbachtal in Breckerfeld.

Das Gelände vom Angelparadies Steinbachtal liegt so weit ab vom Schuss, mitten an einer ruhigen Waldstraße, dass kaum einer mitbekommen haben dürfte, wie die Spezialeinsatzkräfte der Polizei in den frühen Morgenstunden des Mittwochs in Breckerfeld anrückten, um das Areal mit seinen Teichen zu durchsuchen und Beweismaterial zu sichern.

Der Hintergrund: Ein großer Schlag gegen die international agierende italienische Mafia ‘Ndrangheta. Die Spur des Hauptverdächtigen (62) führt bis nach Breckerfeld, zu besagtem Angelparadies.

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62-Jähriger als führender Kopf des Netzwerks

Bei der Aktion wurden allein durch die NRW-Polizei 18 Haftbefehle vollstreckt. Im Fokus des Verfahrens steht bislang der 62 Jahre alte Hauptbeschuldigte aus Hattingen, der mittlerweile inhaftiert ist. Dieser soll als führender Kopf das internationales Betäubungsmittel-Netzwerk betrieben und Kokain für hochrangige Mitglieder der Mafia geschmuggelt haben. Zudem soll er als eine Art Statthalter fungiert haben – er entschied demnach, wer dem Netzwerk beitreten durfte, hielt Kontakt zu Auftraggebern, koordinierte Geldflüsse und Schmuggelfahrten.

Gleichzeitig war er Besitzer des Angelparadieses in Breckerfeld, die Geschäftsführung und der Betrieb vor Ort wiederum wurde von anderen übernommen. Die Betreiber hatten zuletzt mehrfach gewechselt – und es war immer wieder zu Ärger und Problemen an der Anlage gekommen, die jedoch vielmehr bau- oder tierschutzrechtliche Hintergründe hatten.

Das Gelände in Breckerfeld wurde von der Polizei durchsucht.
Das Gelände in Breckerfeld wurde von der Polizei durchsucht. © WP | Michael Kleinrensing

Betreiberin sitzt auch in Haft

Am Donnerstag deutet hier nichts mehr darauf hin, dass am Tag zuvor ein Einsatztrupp das Gelände durchsucht hat. Das Wasser plätschert, ein Fischreiher zieht vorbei. Das Gelände wirkt komplett verlassen. Die geschotterte (verriegelte) Zufahrt sieht gepflegt aus, neben den Holzhütten stehen noch einige einsame Tische und Stühle für Besucher bereit, von denen wohl niemand absehen kann, wann sie auf das Gelände zurückkehren können. Denn auch eine Frau, die mal für den Betrieb vor Ort verantwortlich zeichnete, sitzt nach Informationen der Redaktion in Haft.

Anlage seit Wochen geschlossen

Dauerhaft geschlossen ist das Angelparadies jedoch schon seit Anfang Dezember vergangenen Jahres. Auf Facebook hatte das Team als Hintergrund für die Schließung Probleme mit dem Bauamt benannt. Am 16. Januar dann veröffentlichten die Betreiber auf der Seite erneut eine Info für Besucher, dass die Anlage weiterhin geschlossen bleiben werde, man habe Klage eingereicht, hieß es dort.

Nach Informationen unserer Zeitung hat die zuständige Bauverwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises die Schließung verfügt. Grund waren offenbare baurechtliche und wasserrechtliche Verfehlungen. Der Besitzer hatte nach Informationen unserer Zeitung trotz Aufforderung keine Abhilfe geschaffen – daher die Schließung. Eine Anfrage der Redaktion an den Kreis ist noch unbeantwortet.

Wettangel-Vorwürfe

Ein Rückblick: Ärger hatte es für den damaligen Betreiber sowie für den Besitzer der Anlage zuvor schon in Sachen Tierschutz gegeben. Im Jahr 2019 soll auf dem Gelände ein verbotenes Wettangeln stattgefunden haben. Während der Betreiber von einem „Angeln unter Freunden“ sprach, hatte die Tierschutzorganisation Peta Anzeige erstattet.

Die zuständige Staatsanwaltschaft Hagen untersuchte den Fall und beantragte einen Strafbefehl. Auch seinerzeit wurde der Betrieb untersagt, nach einem Betreiberwechsel dann aber wiederum gestattet.

Der Kreis hatte die Betreiber mit Blick auf die Tierschutzrechte seitdem regelmäßig kontrolliert, es war aber nicht mehr zu Auffälligkeiten gekommen, bis dann plötzlich die baurechtlichen Verfehlungen in den Fokus rückten.