Hagen/Breckerfeld/Düsseldorf. In ganz Europa hat es einen Schlag gegen die Mafia gegeben. Spuren führend dabei nach Hagen und nach Breckerfeld.
Mit Durchsuchungen und Festnahmen ist Polizeikräften aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland am Mittwoch ein Schlag gegen die italienische Mafia gelungen. Dabei führte eine Spur des europaweiten Großeinsatzes auch nach Hagen-Wehringhausen, wo es in den frühen Morgenstunden zu einer Festnahme gekommen ist. Eine Durchsuchung gab es aber auch in Breckerfeld. Vorausgegangen waren etwa zweijährige Ermittlungen. Insgesamt wurden allein durch die NRW-Polizei 18 Haftbefehle vollstreckt. Der eigentliche Schwerpunkt der Maßnahmen lag in unserem Bundesland in den Städten Bedburg, Bergisch-Gladbach, Siegen und Wuppertal.
Schlag gegen Bandenkriminelle
Hintergrund ist ein Verfahren mit Bezug zur italienischen organisierten Kriminalität, das sich gegen Verantwortliche und Mitglieder der Vereinigung ‘Ndrangheta richtet. Den Beschuldigten wird unter anderem Geldwäsche, bandenmäßige Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug sowie Rauschgiftschmuggel vorgeworfen. Als ’Ndrangheta wird die Vereinigung der kalabrischen Mafia, deren Aktionsradius ganz Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland und Australien umfasst, bezeichnet. Mit geschätzten 50 Milliarden Euro Jahresumsatz gilt sie seit Mitte der 1990er-Jahre als eine der mächtigsten Mafia-Organisation der Welt. Wesentliche Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung. Die Organisation kontrolliert weite Teile des Kokainhandels in Europa und gilt somit als einer der größten Kokainimporteure weltweit.
Das Verfahren wird durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe geführt, an der Europol und Eurojust beteiligt sind. Neben den bereits benannten Beteiligten zählen weitere Sicherheitsbehörden aus Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien dazu, die zeitgleich Maßnahmen in ihren Zuständigkeitsbereichen umsetzen. Speziell in NRW durchsuchten rund 500 Einsatzkräfte - darunter die Einsatzhundertschaft, das Spezialeinsatzkommando und Diensthundeführer - insgesamt 51 Objekte (Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte). Des Weiteren vollstrecken sie 17 Haftbefehle, die im Vorfeld durch die Ermittler des LKA NRW sowie die bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW) erwirkt wurden.
Geldwäsche und Drogenschmuggel
Einem Zusammenschluss von sieben Beschuldigten wird unter anderem vorgeworfen, auf Geheiß eines hochrangigen Mitglieds der ‘Ndrangheta aus San Luca in Kalabrien ein Eiscafé in Siegen betrieben zu haben. Bei diesem handelt es sich nach Erkenntnissen der italienischen Strafverfolgungsbehörden um einen führenden Verantwortlichen im internationalen Kokainhandel, der zur Geldwäsche einen Erlös in Höhe von etwa 400.000 Euro in die Gastronomie investiert haben soll.
Im Fokus des Verfahrens steht zudem der 62 Jahre alte Hauptbeschuldigte aus dem Raum Hattingen. Dieser ist dringend verdächtig, als führender Kopf ein professionell agierendes internationales Betäubungsmittel-Netzwerk betrieben und insbesondere Kokain für hochrangige Mitglieder der ‘Ndrangheta geschmuggelt zu haben. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen bezog die Tätergruppierung die Betäubungsmittel aus den Niederlanden sowie Belgien und transportierte dieses mittels umgebauter Fahrzeuge, die jeweils über ein spezielles Versteck verfügten, nach Italien. Auf diese Art und Weise sollen die Beschuldigten in wechselnder Besetzung durch mindestens 58 Schmuggelfahrten alleine im Zeitraum Februar 2018 bis November 2022 circa 900 Kilogramm Kokain nach Italien transportiert haben.
Zeitgleich um 4 Uhr in der Frühe schlugen die Spezialeinsatzkräfte am Mittwoch zu, dabei auch in der Sternstraße in Wehringhausen. Dabei wurde im ersten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses ein Mann festgenommen, der in dem Objekt unter anderem mit Frau und Kind lebt. Polizeibeamte des Landeskriminalamtes führten den Mann ab. Zugleich sicherten die Ermittler in der Wohnung Beweismittel und nahmen mehrere Gegenstände in Umzugskartons mit.
Parallel dazu wurde von Hundeführern mit Spürhunden eine Garage in der Augustastraße durchsucht, die vorzugsweise mit Gerümpel zugestellt war. Allerdings schlugen die Tiere dort nicht an.