Breckerfeld. Auf einer Wiese in Breckerfeld ist ein Reh gerissen und ausgenommen worden. Es könnte ein Wolf gewesen sein. Die Untersuchungen dauern an.
Wer auf der Internetseite www.wolf.nrw die Karte mit Sichtungen aufruft, erkennt schnell, dass Breckerfeld und Hagen noch weiße Flecken sind. Allerdings könnte sich das schon zeitnah ändern: Auf einer Wiese eines Landwirts in Ehringhausen ist am 26. April ein gerissenes Reh entdeck worden. Und weil der Verdacht besteht, dass ein Wolf den Bock getötet haben könnte, haben Wolfsberater, die eng mit dem Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) zusammenarbeiten, Fundstelle und Kadaver besucht. Bis ein konkretes Ergebnis vorliegt, kann es aber noch einige Wochen dauern.
Norbert Radoch ist Vorsitzender des Hegerings und Jagdpächter im betroffenen Revier: „Ich habe schon viele gerissene Rehe gesehen und immer wieder Tiere von ihrem Leid erlösen müssen, aber ein Riss in diesen Dimensionen habe ich noch nicht zu Augen bekommen.“ Der Bock sei nahezu komplett ausgenommen gewesen, 15 bis 16 Kilo Fleisch – so vermutet Radoch – seien verspeist worden. Hinzu käme ein Kehlbiss, der deutlich sichtbar sei. Und schließlich seien da noch die Schleifspuren auf der Wiese, die dem Landwirt zunächst aufgefallen seien.
Ergebnis der Probe steht aus
„Natürlich müssen wir jetzt das Ergebnis abwarten“, beton Norbert Radoch, der keine Panik schüren möchte, „aber es deutet einiges darauf hin, dass hier ein Wolf zugeschlagen hat.“ So würden streunende Hunde normalerweise die Tiere an den Läufen packen. Auch sei kein Hund alleine in der Lage, eine solche Menge an Fleisch zu verspeisen – selbst, wenn er hungrig und über längere Zeit nicht gefüttert worden sei. „In diesem Fall waren selbst einige Rippenbögen des Tieres verschwunden.“
Wie in solchen Fällen üblich, waren Wolfsberater vor Ort. „Das sind zum Teil Mitarbeiter der Forstämter, zum Teil aber auch geschulte Ehrenamtliche“, sagt Birgit Kaiser de Garcia, Sprecherin des LANUV, „die kommen mit einem Koffer ähnlich dem von Spurensicherern an einem Tatort. Sie versuchen, an den Bisswunden eine Speichelprobe zu nehmen.“ Diese würden dann in einem Labor in Gellenhausen (Hessen) analysiert. „Wenn wir die Ergebnisse haben, wissen wir erstens, ob es überhaupt ein Wolf war, und zweitens, ob es sich um ein uns bereits bekanntes Tier handelt.“ Derzeit seien viele Wölfe unterwegs – vorzugsweise umherstreunende Jungtiere, die von ihren Eltern aus dem Rudel verstoßen worden seien und nun nach neuen Lebensräumen suchen würden.
Wolf südlich von Breckerfeld bestätigt
Nachgewiesene Wolfssichtungen bzw. nachweislich von einem Wolf gerissene Tiere waren zuletzt südlich von Breckerfeld bestätigt worden. Im November 2022 war ein Nutztier in Halver gerissen worden, in Radevormwald war im Dezember 2022 ein Wolf von einer Wildkamera erfasst worden, in Hückeswagen hatte es im Januar 2023 eine Sichtung durch Menschen gegeben. „Es ist ja eine Illusion zu glauben, dass der Wolf um Breckerfeld dauerhaft einen Bogen macht“, sagt Norbert Radoch, „vermutlich sind bereits Tiere durchgezogen.“
„Im Zeitraum vom 14. bis 21. Januar 2023 wurde im Oberbergischen Kreis und im Ennepe-Ruhr-Kreis wiederholt ein wolfsähnliches Tier beobachtet“, heißt es weiter auf der Internet-Seite des LANUV. „Die meisten Beobachtungen waren bei Tageslicht. In einigen Fällen gelangen den Beobachtern Fotos oder Videos, auf denen das Tier von den Experten des LANUV eindeutig als Wolf identifiziert werden konnte.“ Die Beobachtungsorte seien von den örtlichen Wolfsberatern verifiziert worden. Bei den zur Verfügung gestellten Aufnahmen war auffällig, dass der beobachtete Wolf an beiden Kopfseiten einen Steifen sehr heller Haare aufwies, was auf allen Bildaufnahmen deutlich erkennbar war.
Gerissene Kälber auf Bühren
Im Mai 2022 waren zwei Kälber bei Bühren tot auf ihren Weiden gefunden wurden. Der Landwirt und die Anwohner hatten ebenfalls befürchtet, dass ein Wolf zugeschlagen habe. Allerdings gab das LANUV im Juli bekannt, dass die Jungtiere nicht von einem Wolf gerissen worden seien. LANUV-Sprecher Wilhelm Deitermann hatte erklärt: „Woran die Tiere gestorben sind, wissen wir nicht, aber Wölfe waren dafür nicht verantwortlich.“