Hagen. Es ist ein Pilotprojekt: Abgeordnete des Bundestages aus Hagen treten beim Wahlkreistag in der Stadthalle in direkten Kontakt zu Bürgern.

Eine ungewöhnliche Gesprächsrunde fand am vergangenen Samstagmorgen in der Hagener Stadthalle statt. Das Besondere: per Zufall eingeladene Bürgerinnen und Bürger aus dem Wahlkreis Hagen-Ennepe-Ruhr-Kreis I traten in Austausch mit den heimischen Bundestagsabgeordneten. Organisiert wurde das Treffen im Rahmen des Projekts „Hallo Bundestag“ von der Initiative „Es geht LOS“.

Der Wahlkreis Hagen-Ennepe-Ruhr-Kreis I ist einer von sechs Wahlkreisen bundesweit, die für das Projekt ausgewählt wurden. Das Team rund um die Initiative hat sich die Aufgabe auferlegt, politisches Engagement zu fördern oder erst zu wecken. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip eingeladen, um eine möglichst durchmischte Gruppe zu erhalten, die den Wahlkreis bestmöglich repräsentiert. So sollen auch diejenigen motiviert werden, die bislang kein großes Interesse an Politik hatten oder sich gescheut haben, sich einzubringen.

Direkte Verbindung zu Abgeordneten

Wer seine politische Berufung nach dem Wahlkreistag geweckt fühlt, ist herzlich dazu eingeladen, sich weiter im Wahlkreisrat zu beteiligen. Der Wahlkreisrat soll eine direkte Verbindung zwischen den Bundestagsabgeordneten sowie den Bürgerinnen und Bürgern bilden. Im Wahlreisrat können sich die Abgeordneten die Meinung und Haltung ihrer Wähler zu aktuell debattierten Themen einholen. Die Bürger sollen das Forum nutzen, um ihre Themen und Sorgen direkt an die Bundestagsabgeordneten heranzutragen.

Das Projekt besteht aus drei Phasen, die erste fand am Samstag in der Stadthalle Hagen statt. Am Morgen fanden sich die Teilnehmer ein und erarbeiteten im Laufe des Tages verschiedenen „Visionen“ zu unterschiedlichen Gesprächsthemen. Im Fokus standen Bürgernähe, politische Kultur und Unterstützung der Jugend.

Schisanowski stolz und zufrieden

Am Nachmittag erweiterte sich die Teilnehmerliste um zwei Bundestagsabgeordnete: Timo Schisanowski aus Hagen, direktgewählter Bundestagsabgeordneter der SPD, sowie der per Video zugeschaltete Janosch Dahmen von den Grünen. In einer offenen Gesprächsrunde wurden die in den Gruppen erarbeiteten Visionen mit den beiden Parlamentariern zur Debatte gestellt.

Zeinab Omeirat und Timo Schisanowski waren mit dem Verlauf des Tages zufrieden.
Zeinab Omeirat und Timo Schisanowski waren mit dem Verlauf des Tages zufrieden. © WP | Carl Berger

„Ich bin sehr stolz und zufrieden und würde mich freuen, wenn eine längerfristige Zusammenarbeit entstehen würde“, erklärte Schisanowski, der sich bei der Initiative aktiv um die Teilnahme seines Wahlkreises am Projekt beworben hatte. Es bestehe ein großes Interesse und die Bereitschaft, in direkten Kontakt miteinander zu treten. Er begrüße es, neue Formate für direktere Formen der Demokratie zu suchen: „Wichtig ist die Lebenswirklichkeit der Menschen, und die spielt sich vor Ort ab“, erklärte der Hagener, der seit 2021 die Interessen der Stadt in Berlin vertritt.

Positive Rückmeldungen der Teilnehmer

In einer abschließenden Feedbackrunde wurde deutlich, dass das Projekt durchdacht umgesetzt worden sei. Den Initiatoren ist es gelungen, altbekannte Methoden mit neuen Ideen zu verbinden, um die Menschen zu erreichen. Sonst nicht gehörte Stimmen konnten sich artikulieren.

Die Initiative will aber auch junge Leute ansprechen. Nach anfänglicher Skepsis und einer eher kritischen Haltung habe ihn das Projekt überzeugt, erzählte Linus Karafillidis (15): „Ich habe mich willkommen gefühlt und konnte meine eigene Meinung einbringen.

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„Das Projekt bietet Jugendlichen definitiv eine Chance und auch eine Möglichkeit zu politischer Bildung, die man in der Schule nicht hat“, führte Yannik Reimann (16) weiter aus. Besonders spannend sei die Zusammenarbeit mit älteren Teilnehmern gewesen.

Der Altersunterschied bringe auch einen Perspektivenunterschied, weshalb die Gespräche aber nicht weniger konstruktiv gewesen seien, sagte Zeinab Omeirat: „Ich fühle mich jetzt repräsentiert und habe den Eindruck, dass man etwas bewirken kann. Wenn es geht, würde ich sehr gerne am nächsten Termin teilnehmen.“