Boerleheide. Zwei prominente Frauen besuchen eine Schule in Hagen: Katharina Wagner aus Bayreuth und Kathy Kelly von der Kelly Family.

Die Oper „Parsifal“ handelt von Rittern, Königen und Zauberern. Sie alle beschäftigen sich mit der Suche nach dem heiligen Gral. Man würde allerdings nicht glauben, dass der Stoff, den der Komponist Richard Wagner (1813 bis 1883) in bedeutungsschwangere, pathetische Musik umgesetzt hat, für Kinder geeignet ist. Und doch sagt Emre (10), Viertklässler der Grundschule Overberg in Hagen: „Das ist richtig spannend und megacool.“

Keine Geringere als Katharina Wagner (44), die Urenkelin des berühmten Komponisten, ist für die Euphorie des Schülers mitverantwortlich. Am Montag erschien sie leibhaftig an der Schule im Stadtteil Boelerheide, um mit den Jungen und Mädchen Kostüme für den „Parsifal“ zu entwerfen. „Keine Ahnung, ob die Kinder wissen, wer ich bin“, so die Leiterin der Bayreuther Festspiele: „Aber das spielt auch keine Rolle.“

Katharina Wagner (Mitte, mit Maske) besucht die Grundschule Overberg in Hagen.
Katharina Wagner (Mitte, mit Maske) besucht die Grundschule Overberg in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Anlass für ihren Besuch in Hagen war ihr Projekt „Wagner für Kinder“, bei dem Wagner-Opern kindgerecht inszeniert werden. Katharina Wagner hatte das Werk ihres berühmten Urgroßvaters auf eine rund einstündige Fassung gekürzt und der Overberg-Schule das Drehbuch geschickt. „Musik bildet einen Schwerpunkt an unserer Schule, deshalb passt das Projekt wunderbar zu unserem Profil“, freute sich Rektorin Sandra Schnadhorst.

Zu wenig Muße für klassische Musik

Und tatsächlich zeigten sich die Kinder hochmotiviert und brachten mit Feuereifer ihre Kostümbilder aufs Papier. „Ich habe die Hexe Kundry und ein Blumenmädchen gemalt“, erklärte Evelyn (9) aus der dritten Klasse stolz. Auf den Besuch aus Bayreuth war sie wie ihre Mitschüler gründlich vorbereitet worden: „Die Schüler sind total begeistert“, berichtete Klassenlehrerin Kirsten Manz: „Es fiel zwar auch mal der Begriff Musical statt Oper, aber das macht ja nichts.“

Katharina Wagner sieht es als ihre Aufgabe an, jungen Menschen klassische Musik, speziell die Opern ihres Vorfahren, näher zu bringen: „Die Lehrpläne an den Schulen sind doch so vollgepackt, dass kaum Muße bleibt, sich mit Wagner auseinanderzusetzen.“

Die besten Entwürfe aus Hagen dienen als Vorlage für eine Kostümwerkstatt.
Die besten Entwürfe aus Hagen dienen als Vorlage für eine Kostümwerkstatt. © WP | Michael Kleinrensing

Besonders faszinierend sei es für Kinder zu erleben, wie ein Musikstück, an dem sie selbst mitgewirkt haben, zum Leben erweckt werde. Und kindgerecht aufbereitet, würden Wagner-Opern die jungen Menschen auch nicht über Gebühr strapazieren: „Im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Kinder nicht unterfordern darf. Parsifal ist natürlich auch ein bisschen brutal, aber Kinder wollen eine Geschichte verstehen und nicht, dass wir sie verniedlichen.“

Einladung nach Bayreuth folgt

Die schönsten der von den Schülern und Schülerinnen gemalten Kostüme werden in einer Werkstatt in München und im Sommer bei der Uraufführung der Kinderoper in Bayreuth von den Hauptdarstellern getragen. angefertigt.

Zur Premiere in einer Probehalle direkt neben dem berühmten Festspielhaus werden zudem alle Kinder der Overberg-Schule, die an dem Projekt beteiligt waren, nach Bayreuth eingeladen. „So können die Schüler das Ergebnis ihrer Arbeiten in Augenschein nehmen und Wagner noch besser kennenlernen“, sagt Franz Michael Mühlenbrock von der Project X GmbH, der Katharina Wagner bei ihrem Vorhaben zur Seite steht.

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Prominente Schirmherrin von „Wagner für Kinder“ ist Kathy Kelly (62) von der Kelly Family, die am Montag ebenfalls an der Overberg-Schule in Hagen zu Gast war. „Ich finde, dass klassische Musik im wahrsten Sinne des Wortes populär bleiben muss“, sagt die Künstlerin, die selbst Geige und Klavier spielt: „Und dafür muss man etwas tun, so etwas wie dieses Projekt. Es ist so spannend zu sehen, wie Kindern die Musik von Wagner nahegebracht wird.“

Oder, um es wie Emre auszudrücken: „Megacool.“