Hagen. Ein Syrer stürmt mit einem Hammer in eine Moschee und versetzt die betenden Kinder in Angst und Schrecken. Jetzt steht er in Hagen vor Gericht.

Das Rätsel um den radikal-aggressiven 27-Jährigen: Er floh aus Syrien, doch hier in Hagen versetzt er seine muslimischen Glaubensbrüder in Angst und Schrecken. Nun muss das Landgericht darüber befinden, ob er in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht bleiben muss.

Für die zehn Kinder, die sich am 24. September in der Masjid-Quba-Moschee an der Minervastraße (Wehringhausen) aufhalten, wird dieser Samstagnachmittag zum Horror: Sie nehmen gerade am islamischen Unterricht teil, als ein Fremder in den Gebetsraum stürmt. Er hält einen Hammer hoch, bedroht lautstark den Imam: „Ich werde dir und den Kindern den Kopf zerschmettern!“ Dann schreit er: „Allahu akbar!“ Das heißt: Gott ist groß.

Vater kann Mann überwältigen – dann greift er die Beamten an

Die Jungen (im Alter von vier bis zwölf Jahren) müssen sich flach auf den Boden legen. Dann wird der Vorbeter aufgefordert, die Kamera-Anlage auszuschalten. Er macht es, doch die Videoaufzeichnung läuft weiter.

+++ Lesen Sie auch: Ein Gastarbeiter und sein Weg nach Hagen +++

Zu sehen ist, wie es dem Vater eines Kindes gelingt, den Eindringling zu überwältigen, ihn zu Boden zu ringen und ihm dem Hammer zu entwinden. Zu diesem Zeitpunkt bringt der Vorbeter die Kinder in Sicherheit. Als gegen 15.20 Uhr die Polizei eintrifft, greift der Mann die Beamtin an, kneift und kratzt sie in den Unterarm und den Oberschenkel.

Mehrere Vorfälle in den Hagener Moscheen

Ein ebenfalls auffälliger Vorfall hatte sich bereits zwei Monate zuvor ereignet: Der Mann saß am 26. Juli vor derselben Moschee in seinem Auto und bewarf daraus die Gebetshausbesucher mit Schuhen.

Auch hier wurde die Polizei hinzugerufen. Um 11.39 Uhr erscheinen sechs Beamte am Einsatzort. Der Beschuldigte steht an seinem Fahrzeug, doch er ist nicht zugänglich. Er hält einen Koran hoch und schreit: „Allahu akbar!“ Als ihm Handschellen angelegt werden sollen, versetzt er einem Beamten eine Kopfnuss. Später spuckt er noch dreimal in Richtung der Polizisten.

+++ Lesen Sie auch: Fastenbrechen im Ramadan – auf ein Essen bei Familie Isik +++

Auch in der Al-Siddieq-Moschee an der Fehrbelliner Straße in Altenhagen sorgte der Syrer für Aufruhr. In dem Gebetshaus, das überwiegend marokkanische Gläubige aufsuchen, verhielt er sich in den späten Abendstunden des 5. Septembers vergangenen Jahres aggressiv und schrie herum. Gemeindemitglieder wählten deshalb den Notruf. Die drei Polizisten, die ihn abführen wollten, griff er an: Einer bekam einen Kopfstoß und verletzte sich an der Schläfe, ein anderer Beamter erlitt Schürfwunden am Unterarm.

Sicherungsverfahren am Landgericht

Nach allen drei Polizeieinsätzen in den Moscheen wurde der 27-Jährige, der weder zeitlich noch örtlich orientiert schien, ins St. Johannes-Hospital (Boele) eingewiesen. Auf der geschlossenen Station 14 kam er in ein Isolierzimmer. Dort schlug er am 26. September einer Pflegekraft ins Gesicht, weil er „raus“ wollte. Es gelang ihm, in den Stationsgarten zu flüchten. Die Krankenschwester, die weitere Kollegen zur Unterstützung herbeirief, war aufgrund ihrer Verletzungen und Traumatisierungen für mehrere Tage dienstunfähig.

+++ Tea with Cops: Polizei Hagen lädt vor der Moschee zum Tee +++

In einem sogenannten „Sicherungsverfahren“ wird die 6. Große Strafkammer des Landgerichts nach vier Terminen darüber entscheiden müssen, ob der Beschuldigte in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen ist. Bereits im Ermittlungsverfahren ist ein psychiatrischer Gutachter hinzugezogen worden. Nicht auszuschließen sei, dass der psychisch schwer kranke Beschuldigte zu den jeweiligen Tatzeitpunkten krankheitsbedingt schuldunfähig war.

Sein Verteidiger Dominik Weiß erklärte zum Prozess-Auftakt: „Mein Mandant möchte grundsätzlich Angaben zur Sache machen, aber nicht heute.“ Der nächste Verhandlungstag ist am 26. April, 9 Uhr.