Ischeland. 28 Verletzte gab es 2022 bei Pedelec-Unfällen. In der Jugendverkehrsschule Hagen bietet die Polizei Übungen an, damit Senioren sicherer werden.
Gabi Wimpelberg ist mit ihrem Pedelec eher selten im Hagener Innenstadtverkehr unterwegs. Zu viel los, sie selbst fühlt sich teils noch zu unsicher mit ihrem Zweirad. „Linkskurven sind meine Schwäche. Und bevor ich durch die Innenstadt fahre, würde ich mich gerne beim Fahren noch sicherer fühlen“, sagt die 72-Jährige, nachdem sie souverän mehrere Bremsübungen in der Jugendverkehrsschule Hagen unter den wachen Augen von Verkehrssicherheitsberater Jörg Ebel absolviert hat. Sie steigt wieder auf, stellt sich hinten in die Schlange hinter die anderen Teilnehmer. Einer nach dem anderen absolviert die Bremsung vor einer kleinen Schranke. Mit Tipps und Hinweisen vom Profi.
„Die Radsaison fängt jetzt erst richtig an. In den letzten Jahren hat die Zahl der Pedelecs und damit auch der Unfälle zugenommen – wir möchten mit diesen Übungstagen die Teilnehmer sensibilisieren und ihnen einen geschützten Raum zum Üben geben“, sagt Jörg Ebel über die Aktion der Hagener Polizei, die heute bereits zum dritten Mal stattfindet. Mit insgesamt 28 Verunfallten (24 Leicht-, vier Schwerverletzte) wurden im Jahr 2022 nämlich 14 Personen mehr verletzt als noch im Vorjahr. „Das ist zwar im Städtevergleich noch wenig“, betont Sprecherin Ramona Arnhold, „wir möchten aber gleichzeitig mit diesen Präventionsangeboten verhindern, dass die Zahl weiter zunimmt.“
Die eigenen Schwächen erkennen
Ein erster Schritt sei es, so Jörg Ebel, seine Schwierigkeiten oder Schwachstellen zu erkennen und sich einzugestehen. „Selbst wenn am Ende die Erkenntnis steht, dass man zu unsicher für den dichten Innenstadtverkehr fährt, ist das eine wichtige Erkenntnis. Hauptsache man wird nicht schwer verletzt oder kommt bei einem Unfall gar ums Leben“, sagt der Polizeihauptkommissar, der seit 2008 im Bereich Unfallprävention bei der Hagener Polizei im Einsatz ist und Angebote für alle Altersklassen, von Kita-Kindern bis hin zu Senioren, begleitet.
Eine Gefahr sieht er vor allem darin, dass viele die Schnelligkeit des Pedelecs unterschätzen, das je nach Antrieb zwischen 25 und 45 km/h schnell fahren kann. „Man kann beim zügigen Anfahren schnell in den Gegenverkehr geraten. Die Geschwindigkeit ist sicherlich die größte Gefahr am Anfang“, ordnet er ein. „Hier in der Jugendverkehrsschule können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem geschützten Rahmen üben, danach muss man natürlich dranbleiben und das neu Erlernte in den Alltag integrieren – man kann beispielsweise gut auf Parkplätzen für sich üben“, sagt Jörg Ebel.
Verschiedene Situationen meistern
„Das Angebot richtet sich dabei vor allem an ältere Menschen und Senioren“, erklärt Ramona Arnhold die Idee. Für alle vier Termine habe es reichlich Anmeldungen gegeben – heute sind zehn Teilnehmer dabei. „Die Rückmeldungen waren bislang positiv, und wir werden sicherlich noch weitere Termine anbieten.“
Die Sonne scheint durch die Bäume auf die Strecke – optimales Übungswetter, da die Fahrspur nicht rutschig und somit auch für Fahranfänger gut befahrbar ist. Jetzt wird Slalomfahren geübt, danach müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einer abgesteckten Strecke die Spur halten, einhändig fahren und Linkabbieger-Situationen meistern, Jörg Ebel klärt zudem über das sichere Aufsteigen und das richtige Tragen eines Helms auf. Nach gut zwei Stunden ist die Übungseinheit abgeschlossen.
Juliane Im Schlaa und ihr Mann nehmen gemeinsam am Training teil. „Ich bin viel mit dem Pedelec unterwegs – auch in Hagen“, sagt sie. Sie lobt vor allem den voranschreitenden Ausbau der Radspuren, wenngleich noch lange nicht alles perfekt ist und das Netz verbesserungswürdig ist. „Aber die Idee, so etwas hier anzubieten, finden wir total gut“, ist sie überzeugt.