Hagen/Haldern. Die Horrornachricht kam in finsterer Nacht: Nach Robertos Unfalltod bei Rees will die Familie ihm seinen großen Lebenswunsch erfüllen.
Diese Geschichte ist sehr traurig, denn sie handelt vom unerwarteten Tod eines geliebten Menschen. Die genauen Umstände, unter denen der 20-jährige Roberto Zolli in der Nacht zum Montag bei einem Autounfall ums Leben kam, sind äußerst mysteriös. Doch es gibt ein Vermächtnis, das die hinterbliebenen Familienangehörigen dem verstorbenen Sohn und Bruder noch als letzten Wunsch erfüllen möchten: ein virtuelles Denkmal für den jungen Friseur aus Hagen, der so gerne auch im Internet bekannt sein wollte.
Die Pizzeria „Pinocchio“, seit 36 Jahren von Familie Zolli an der Fleyer Straße geführt, hat zurzeit für Kunden überraschend geschlossen. Aus „familiären Gründen“ heißt es auf einem Schild an der Eingangstür. Wir treffen uns am Lokal mit der Schwester und den beiden Brüdern des tödlich Verunglückten. Die Stimmung ist verständlich gedrückt: „Wir machen das ungern“, erklärt Aldo Zolli (25), der ältere Bruder, der sonst im Restaurant am Pizza-Ofen steht, „aber wir machen es zum Andenken und für Roberto.“ Der jüngere Bruder Marcello (18), der gerade im Abitur steht, nickt zustimmend: „Unser verstorbener Bruder hatte zuletzt noch einen großen Traum: Er wäre gerne ein bekannter Hairstylist und ein berühmter Influencer geworden. Bei Facebook und bei Instagram.“
Friseur aus Leidenschaft
Einen ersten Schritt dorthin hatte er bereits unternommen: Anfang dieses Monats eröffnete der 20-Jährige einen eigenen Friseur-Salon, das „Roberto Zolli Studio“ an der Iserlohner Straße in Hohenlimburg. Die große Leidenschaft des Jung-Coiffeurs mit italienischen Wurzeln galt nicht nur dem Hairstyling, sondern auch der Mode und einer schicken Erscheinung. Alle, die ihn kannten, sehen das so: Er legte großen Wert auf ein gepflegtes Aussehen. Immer picobello. Am vergangenen Sonntagabend war das anders - und damit begann eine Reihe unerklärlicher Ereignisse.
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Gegen 22 Uhr verlässt Roberto Zolli überraschend sein Elternhaus in Hagen. Bekleidet – für ihn völlig ungewöhnlich, berichten die Geschwister – mit einer kurzen Jogginghose. „Ich fahr’ mal eben nach McDonalds, auf die Schnelle was zum Essen holen“, gibt er den Eltern zur Erklärung ab, bevor er in sein Auto, einen grauen 1er-BMW, einsteigt. Es sind seine letzten Worte. Dann fährt er Richtung Vorhalle los. Was dann passierte, ist bislang völlig nebulös.
Gut zwei Stunden später, um 0.02 Uhr: 86 Kilometer von Hagen entfernt kommt auf der Landstraße 7 in Höhe von Rees (bei Haldern) ein BMW rechts von der Fahrbahn ab. Das Auto prallt frontal gegen einen Baum. In dem Wagen sitzen drei Personen: der Fahrer (26), der den Unfall schwer verletzt überlebt und zwei Beifahrer, die auf der Stelle sterben. Der eine, ein 17-Jähriger, ist der Bruder des Fahrers. Der 20-Jährige ist Roberto Zolli.
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Merkwürdig: Das Unfallfahrzeug ist zwar auch ein BMW, aber nicht der BMW des Hageners. „Unser Bruder kam in einem fremden Fahrzeug ums Leben“, stellt Aldo Zolli fest. Und: Die beiden anderen Unglücksopfer sind für die italienische Familie völlig fremde Personen, die sie gar nicht kennen. Da man sich die Zusammenhänge überhaupt nicht erklären kann, was da in der Unglücksnacht abgelaufen sein könnte, quälen die Geschwister viele ungeklärte Fragen: Wieso fuhr Roberto von Vorhalle weiter in Richtung Haldern? Wieso stieg er dort zu zwei unbekannten Männern ins Auto? Warum kam der Unfallwagen auf schnurgerader Straße von der Fahrbahn ab?
Aufklärung schwierig
Seit die Polizei in Begleitung eines Notfallseelsorgers am Montagmorgen gegen 3.30 Uhr bei Familie Zolli vor der Haustür stand, um die traurige Nachricht zu überbringen, sucht man dort, neben tiefer Trauer, verzweifelt nach Antworten. Der ihnen unbekannte Fahrer, der den Aufprall sehr schwer verletzt überlebt hat, wird wohl keine Informationen mehr dazu beisteuern können. Aufklärung könnte vielleicht eine Auswertung von Handydaten ergeben. „Doch die Polizei“, so Aldo Zolli, „hält das für unnötig. Sie ermittelt bislang nur wegen eines Verkehrsunfalls mit fahrlässiger Tötung.“
Der BMW von Roberto Zolli wurde 20 Kilometer vom Unfallort entfernt gefunden. Er war auf einem öffentlichen Parkplatz in Emmerich abgestellt.