Breckerfeld. Ein Rehkitz wird in Breckerfeld unter dem Mähwerk eines Traktors gefunden. Die unglaubliche Geschichte seiner Rettung.

Es stand da, ein bisschen geduckt, guckte mit seinen dunklen Augen in die Kamera. Die Ohren gespitzt, vielleicht ein bisschen verschreckt. Aber das Kitz lebt.

Was einem Wunder gleicht. Denn es stand da unter einem Mähwerk, das der Breckerfelder Landwirt Wolfgang Falkenroth an seinem Traktor befestigt hatte. Und obwohl Falkenroth mit dem Verein Kitzretter eng zusammenarbeitet und die Ehrenamtlichen mit Wärmebildkamera jedes mal seine Wiesen mit einer Drohne und Wärmebildkamera überfliegen, war dieses Kitz den Helfern irgendwie durchgegangen. Und hatte sich schließlich an einem Ort versteckt, den niemand für möglich gehalten hätte.

Feld mit Drohne überflogen

„Ich hatte wie üblich mit der Drohne das Feld überflogen“, sagt Kevin Winterhoff, der sich für den Verein Kitzretter engagiert. „Ich habe das Kitz sogar noch gesehen. Allerdings war der Akku der Drohne am Ende so schwach, dass es nicht mehr reichte, um es genauer zu lokalisieren.“

Der Verein Kitzretter ist wieder auf Wiesen rund um Hagen unterwegs. Er bietet Landwirten an, die Flächen abzufliegen, bevor sie zum ersten Mal gemäht werden.
Der Verein Kitzretter ist wieder auf Wiesen rund um Hagen unterwegs. Er bietet Landwirten an, die Flächen abzufliegen, bevor sie zum ersten Mal gemäht werden. © Kitzretter | Kevin Winterhoff

Während die Ricken auf Nahrungssuche gehen, lassen sie ihre Kitze im Schutz des hohen Grases zurück. Die Jungtiere haben in den ersten Lebenswochen keinen Eigengeruch. „Sich bei Gefahr in die Wiese zu drücken und nicht zu bewegen, bietet einen hohen Schutz“, so Winterhoff. Dieses Verhalten nennt man „Drückinstinkt“. Erst in der dritten Lebenswoche entwickelt das Kitz einen Fluchtinstinkt.

Mähwerk kann zur tödlichen Falle werden

Entschließt sich aber ein Landwirt, die Wiese zu mähen, ohne dass die Fläche zuvor gründlich abgesucht wurde, kann der vermeintliche Schutzraum schnell zur tödlichen Falle werden. Ein Kitz, das unter ein Mähwerk gerät, hat eigentlich keine Überlebenschance.

Mit einer Drohne fliegen Ehrenamtliche von Kitzretter e.V. in Hagen und Breckerfeld Wiesen ab, bevor diese gemäht werden.
Mit einer Drohne fliegen Ehrenamtliche von Kitzretter e.V. in Hagen und Breckerfeld Wiesen ab, bevor diese gemäht werden. © Kitzretter | Kevin Winterhoff

In diesem Fall aber war der große Segen, dass Landwirt Wolfgang Falkenroth das Gerät ausgestellt hatte, als er seinen Traktor am Rande der Fläche abgestellt hatte, auf der das Kitz vermutet wurde. „Ich hatte ja das übrige Feld zuvor überflogen, keine Tiere entdeckt“, sagt Kevin Winterhoff, „also hatte Wolfgang schon mal begonnen, ein paar Streifen zu mähen und dann seinen Trecker abgestellt.“

Naturschützer und Landwirt suchen gemeinsam

Gemeinsam machten sich der Bauer und Kevin Winterhoff dann auf die Suche. „Wir haben das Kitz schließlich entdeckt, aber nicht packen können“, sagt Winterhoff.

Wenn Gefahr droht, ducken sich Rehkitze ins hohe Gras und laufen nicht davon.
Wenn Gefahr droht, ducken sich Rehkitze ins hohe Gras und laufen nicht davon. © Kitzretter | Kevin Winterhoff

Das junge Reh rannte davon. Geradewegs auf den Traktor mit Mähwerk zu. „Ich habe noch geschrien: Ist das Mähwerk aus?“, erinnert sich Winterhoff. - „Ich glaube schon“, war die Antwort.

Rehkitz sucht unter Mähwerk Schutz

Kurz vor dem Traktor bleibt das Kitz stehen. Als sich Falkenroth und Winterhoff nähern, will es sich jedoch verstecken. Es suchte sich seinen Weg unter das Mähwerk. „Zum Glück hatte Wolfgang Recht“, sagt Kevin Winterhoff, „es drehte sich nichts. Ich habe das Foto gemacht und wieder versucht, das Tier zu schnappen.“

Allerdings blieb es bei dem Versuch. „Das Tier ist schließlich in den Wald davongerannt“, sagt Kevin Winterhoff. „So ist es letztlich ja auch okay.“ Und Wolfgang Falkenroth konnte seine Wiese in aller Ruhe abmähen.

Verein Kitzretter kooperiert mit Landwirten

Für Kevin Winterhoff ist das letztlich ein Musterbeispiel für eine gute Zusammenarbeit. „Wir freuen uns über jeden Landwirt, der sich bei uns meldet“, sagt er und weiß gleichzeitig, dass es einige gibt, die immer noch skeptisch auf die Arbeit des Vereins blicken. „Aber der Tod eines Tieres durch ein Mähwerk ist blutig und qualvoll. Kein Tier muss auf eine solche Art sterben. Wir setzen auf Kooperation.“