Hagen. Im Frühjahr gründet sich der Verein Rehkitzretter. Er wächst rasant, rettet in dieser Saison fast 200 Tiere. Ein Gespräch mit Kevin Winterhoff.

Was für eine Erfolgsgeschichte, die Ausdruck davon ist, wie groß viele Menschen in der Region das Thema Tierschutz schreiben. Erst im Frühjahr hatte sich der Verein Kitzretter e.V in Hagen gegründet. Die erste Saison ist mit Herbstanbruch bereits einige Zeit vorbei. Binnen weniger Monate ist der Verein so schnell und so stark gewachsen, dass weitere wertvolle Ausrüstung angeschafft werden konnte. Knapp 30.000 Euro Spenden kamen schon zusammen. Vorsitzender Kevin Winterhoff über den Erfolg und die große Anstrengung für alle Beteiligten.

Herr Winterhoff, sind Sie müde?

Es waren wirklich enorm anstrengende Wochen für alle Mitstreiter. Was niemand sieht, ist, dass man um 3.30 Uhr aufsteht, um 4.30 Uhr an einer Wiesenfläche steht , dann morgens zur Arbeit fährt und nach Feierabend weitermacht. Es war hart, aber man möchte einfach helfen.

Die Vorsitzenden Jan-Philipp König (links) und Kevin Winterhoff mit einer Drohne, mit deren Hilfe sie die Rehkitze im hohen Gras aufspüren. . 
Die Vorsitzenden Jan-Philipp König (links) und Kevin Winterhoff mit einer Drohne, mit deren Hilfe sie die Rehkitze im hohen Gras aufspüren. .  © Kitzretter

Wie sehr konnten Sie in dieser Saison denn helfen?

Gemeinsam mit den örtlichen Landwirten haben wir 187 Rehkitze aus den Wiesen und Feldern geholt und sie davor bewahrt, durch Mähwerke qualvoll zu sterben. Aus der Luft erkennen wir anhand der Wärmeunterschiede zwischen Wiese und Tier auch verborgene Jungtiere, sogar Junghasen. So werden deutlich weniger Rehkitze übersehen. Rehkitze haben in den ersten Lebenswochen keinen Eigengeruch. Sich bei Gefahr in die Wiese zu drücken und nicht zu bewegen, bietet schlichtweg den höheren Schutz. Dieses Verhalten nennt man „Drückinstinkt“. Erst in der dritten Lebenswoche entwickelt das Kitz einen Fluchtinstinkt.

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Sie sind auf die Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern angewiesen. Wie gut klappt das mittlerweile?

Immer besser. Wir werden bekannter und man hat erste positive Erfahrungen mit uns gemacht. Am Anfang mussten wir stark um Vertrauen in unsere Arbeit und den Verein werben, verständlicherweise. Die Landwirte haben sich auch gefragt, wer wir sind und was uns antreibt. Auch die örtlichen Jagdpächter mussten uns unsere Arbeit erst einmal kennenlernen. Wir haben aber viel Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Wir standen in eurer Zeitung, der WDR hat über uns berichtet, sogar Terra X im ZDF. Wir sind auf sozialen Kanälen unterwegs und zeigen uns auch bei Veranstaltungen wie dem Breckerfelder Bauernmarkt. Da kommt man auch mal ungezwungen bei einem Bierchen ins Gespräch und so wird Vertrauen aufgebaut. Man muss ja wissen: die Landwirten haben ja auch das Interesse, die Wiese „sauber“ zu haben und mit ruhigem Gefühl zu mähen.

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Wie groß ist der Verein jetzt?

Wir sind sehr schnell gewachsen, haben jetzt 50 Mitglieder. Ich hoffe, dass es im kommenden Jahr schon 100 sein werden. Dafür brauchen wir aber noch mehr engagierte Helfer und tatkräftige Unterstützer! Das Spendenaufkommen durch Privatpersonen, aber auch Firmen ist enorm. Wir haben schon fast 30.000 Euro gespendet bekommen. Das liegt auch daran, dass wir als gemeinnütziger Verein Spendenbescheinigungen ausstellen können. Davon konnten wir unter anderem drei neue Drohnen anschaffen, sodass wir jetzt mit 5 Drohnen fliegen. Eine kostet allein schon über 6000 Euro. Wir haben 1800 Follower bei Instagram und unsere Website geht bald an den Start. Darauf wird man auch sehen können, wie viel Euro bis zur nächsten Drohne noch fehlen. Außerdem kann man dort auch eine Mahd anmelden und um Helfer bitten.

Jetzt brechen für Sie und ihr Team ja Monate an, in denen Sie nicht in den Feldern nach Kitzen suchen.

Ja, jetzt ist „Offseason“. Wir nutzen sie, um uns weiter zu strukturieren. Wir wollen bald doppelt so viele Piloten wie Drohnen haben, wir möchten auf Events uns vorstellen und wollen, möglicherweise über „Terminland“, ein System schaffen, bei denen Bauern direkt einen Termin über einen Link bei uns buchen können. Am Ende geht es darum alles zu tun, um diesen unnötigen Kitztod zu beenden.

Mit Kevin Winterhoff sprach Mike Fiebig

So kann man den Rehkitzrettern direkt Geld spenden

Wer den Kitzrettern gern Geld für ihre Arbeit spenden möchte, kann das auf diesem Konto tun: Kitzretter e.V., DE83 4506 0009 0024 2878 00 Märkische Bank. Man kann auch ganz einfach Geld per Paypal überweisen. Die Adresse dafür: www.paypal.me/Kitzretter

Der Jahresbeitrag beträgt 25 Euro für aktive und 50 Euro für inaktive Mitglieder neben einer einmaligen Aufnahmegebühr von 25 Euro.