Hagen. Die Empörung ist groß: Die Toiletten einer Grundschule in Hagen wurden mit Kot verdreckt. Die Rektorin veröffentlichte einen dramatischen Appell.
Ekelhafte Kotbilder aus der katholischen Meinolf-Grundschule in Hagen sorgen beim Kollegium und der Elternschaft der Lehranstalt für Empörung. Offenbar haben Kinder ihr großes Geschäft neben der Klosettschüssel gemacht, die Bilder zeigen Kothaufen auf dem Fußboden, mit Fäkalien beschmierte Wände und eine verstopfte Kloschüssel.
Die Worte von Rektorin Adriane Hosang-Wiebelhaus, die sich an die Eltern wandte, lassen an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig: „Wir haben schockierende Zustände auf den Schulklos, die uns alle nur noch sprachlos machen. Trotz Toilettenliste, Befragungen und Kontrollen haben wir nicht die Verursacher gefunden.“ Sie appellierte an die Eltern, Gespräche mit ihren Kindern zu führen und kündigte eine Großreinigung der Sanitärräume an. Zudem schickte sie Ekelbilder an die gesamte Schulfamilie und schrieb den Eltern: „Damit Sie den Ernst der Lage erkennen.“
Stadtverwaltung beklagt abnehmende Wertschätzung
Die Stadtverwaltung erklärte, an den Schulen würde die Einstellung zu Themen wie Sauberkeit, wertschätzendem Umgang mit Gebäuden und Einrichtungsgegenständen immer mehr abnehmen: „Dazu steigen die missbräuchlichen Nutzungen wie bewusstes Verstopfen, Verschmutzen von WCs, wildes Vermüllen etc.“
Unabhängig von dem konkreten Vorfall sei an der Meinolfschule ein Gespräch mit Objektbetreuung und Reinigungskräften geplant, um Möglichkeiten einer Verbesserung der Situation zu erwirken.
Meinolfschule besaß Hygienekonzept
Dabei hatte die Meinolfschule erst 2019 ein Konzept entwickelt, das den Schülern mehr Verantwortung für hygienische Zustände in ihren Sanitärräumen zuweist. „Seitdem geht es tatsächlich wesentlich sauberer zu“, freute sich damals die Schulleiterin.
Die Kinder verkauften ihr altes Spielzeug auf einem eigens dafür organisierten Flohmarkt und trugen so 270 Euro zusammen, die Schule stockte den Betrag auf 300 Euro auf, die Stadt Hagen spendete die Farbe und die Eltern strichen die Sanitärräume an.
Damit die mit Farbtupfern und Bildern aufgefrischten Räumlichkeiten auch sauber gehalten wurden, kontrollierten Viertklässler – je zwei Jungs und zwei Mädchen – täglich die hygienischen Zustände. Gemeinsam mit den Lehrern erstellten die Kinder eine Meldekette, die ihnen zeigte, was sie unternehmen müssen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Außerdem wurden die Eltern nochmals einbezogen und den Kindern gemeinsam ans Herz gelegt, dass sie die WCs sauber halten müssen.
Erregte Diskussion in Hagen
Um abartige Zustände auf Hagener Schultoiletten war bereits 2017 eine heftige Diskussion entbrannt. Seinerzeit hatte Andre Kortenacker vom Amt für Gebäudewirtschaft der Stadt Hagen den Politikern im Schulausschuss eine Abfolge Ekel erregender Fotos, insbesondere aus den Toilettenbereichen, präsentiert. Blut, Exkremente, Unrat und Schmutz gehörten dort offensichtlich zum Alltag.
Die Personalversammlung der Hagener Grundschullehrer hatte sich ebenfalls in die Diskussion eingeschaltet. Das Problem der verdreckten Toiletten bestehe seit Jahren und werde täglich aktiv angegangen, hieß es in einem Schreiben. Die Lehrer begegneten diesen Zuständen mit zahllosen Maßnahmen, beispielsweise der Thematisierung im Unterricht, dem Führen von Toilettenlisten, Zugangsbeschränkungen, Patensystemen, Kontrollen, Stichproben, zusätzlichen Aufsichten, Elternbriefen und diversen „Toilettenkonzepten“.
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Die Ekel-Fotos brachten das Fass zum Überlaufen und führten zu einem Umdenken der Politiker aller Fraktionen.
Als Konsequenz aus dem Geschehen beschloss der Stadtrat in Hagen, die sogenannte Grundreinigung in den Schulen, die aus Kostengründen abgeschafft worden war, wieder einzuführen. Dabei wird ein Schulgebäude tagelang gründlich geputzt und bis in den hintersten Winkel auf Vordermann gebracht.