Hagen. . Da sind sich die Politiker aller Farben einig: Gegen die teils abscheuliche Verschmutzung in den Hagener Schulen muss etwas getan werden.

  • Schulausschuss der Stadt plädiert einstimmig für die Wiedereinführung der Grundreinigung
  • Ekel-Fotos und Appelle der Lehrer zeigen Wirkung in Politik und Verwaltung
  • Pädagogen wehren sich gegen Vorwurf der Untätigkeit

Die Stadt will endlich etwas gegen die widerlichen Zustände in den Hagener Schulen unternehmen. Sowohl Haupt- als auch Schulausschuss forderten einstimmig die Wiedereinführung der Grundreinigung sowie Maßnahmen gegen die teils abscheuliche Verschmutzung der Toiletten. Auch im zuständigen Amt für Gebäudewirtschaft (GWH) ist man davon überzeugt, dass in den Schulen deutlich mehr für Sauberkeit und Ordnung getan werden muss. „Wir begrüßen diese politische Initiative ausdrücklich“, so GWH-Chef Volker Bald: „Die Grundreinigung ist ja nicht abgeschafft worden, weil sie überflüssig ist, sondern sie ist der Haushaltskonsolidierung zum Opfer gefallen.“

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Drastische Worte und wahre Schock-Fotos hatten das ganze Ausmaß der Verschmutzung deutlich gemacht. Georg Hesse, Rektor der Funckeparkschule und Vorsitzender des Personalrates der Grundschulen, hatte die unhaltbaren Zustände zuerst in der Öffentlichkeit beim Namen benannt: „Wir sind jenseits von Gut und Böse. Es ist nicht nur dreckig in den Schulen, es ist unhygienisch.“ Dann präsentierte GWH-Mitarbeiter Andre Korten­acker im Schulausschuss eine Abfolge Ekel erregender Fotos, insbesondere aus den Toilettenbereichen. Blut, Exkremente, Unrat und Schmutz gehören dort offensichtlich zum Alltag. Kortenacker betonte, die Sanitärräume würden täglich gereinigt. Trotzdem versinken sie Tag für Tag wieder in Gestank und Schmutz. „Ich bin schockiert“, sprach Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses, das aus, was wohl alle dachten: „Es gehört doch zu unserer Kultur, dass man lernt, die Toilette zu benutzen.“

Ekel-Fotos

Immerhin: Die Ekel-Fotos brachten das Fass zum Überlaufen und führten zu einem Umdenken der Politiker aller Fraktionen. In einem Antrag der CDU zur Wiedereinführung der jährlichen Grundreinigung heißt es, der Zustand der Hagener Schulen habe sich verschlechtert und es bestehe Handlungsdruck, „um die Gebäudesubstanz vor zu schneller Abnutzung zu bewahren“. Doch auch Kinder, Eltern und Lehrer seien in der Pflicht, an der Sauberkeit der Schule mitzuwirken. Insbesondere bei den Sanitäranlagen werde allein die Grundreinigung keinen Fortschritt bringen.

Auf der anderen Seite wehren sich die Lehrer gegen den Vorwurf der Untätigkeit. Manche Aussagen im Schulausschuss hätten die anwesenden Schulleiter geradezu empört, weil sie ein falsches Bild auf die Anstrengungen in den Schulen werfen würden, heißt es in einem Brief der Personalversammlung der Hagener Grundschullehrer. Das Problem der verdreckten Toiletten bestehe seit Jahren und werde täglich aktiv angegangen. Die Lehrer begegneten diesen Zuständen mit zahllosen Maßnahmen, beispielsweise der Thematisierung im Unterricht, dem Führen von Toilettenlisten, Zugangsbeschränkungen, Patensystemen, Kontrollen, Stichproben, zusätzlichen Aufsichten, Elternbriefen und diversen „Toilettenkonzepten“. Etliche Verschmutzungen müssten gar nicht erst von den Reinigungskräften beseitigt werden, weil sich die Lehrer schon vorher darum gekümmert hätten.

Appell gegen den Sparzwang

Doch dürfe das Toilettenproblem nicht vom eigentlichen, dauerhaften Sauberkeitsproblem in den Schulen ablenken, so Georg Hesse vom Personalrat: „Die Arbeitszeit des Reinigungspersonals reicht grundsätzlich nicht für eine auskömmliche Reinigung, selbst wenn die Toiletten überhaupt nicht benutzt würden. Keine Reinigungskraft kann es schaffen, abends eine wirklich saubere Schule zu hinterlassen.“ Sauberkeit und Hygiene dürften nicht weiter dem Sparzwang zum Opfer fallen.

Die Hagener Lehrer begrüßen ausdrücklich die Wiedereinführung der Grundreinigung. Das Amt für Gebäudewirtschaft soll nun ein finanziell tragfähiges Konzept errechnen.

>>Hintergrund: Grundreinigung und anderes

  • Bei der sogenannten Grundreinigung wird ein Schulgebäude tagelang gründlich geputzt und bis in den hintersten Winkel auf Vordermann gebracht. Dabei werden z.B. viele Fußböden gepflegt und poliert. Doch diese bewährte Regelung wurde abgeschafft, da sie mit der festgelegten jährlichen Gesamtarbeitszeit der Putzfrauen nicht zu vereinbaren war. Jetzt soll sie wieder eingeführt und ein neues Tarifmodell für die Reinigungskräfte erarbeitet werden.
  • Schulküchen und Toiletten werden nach wie vor täglich gereinigt. Doch die übrigen Räume einer Schule werden im Schnitt nur zweieinhalb Mal pro Woche gesäubert. Auch diese gestreckten Reinigungsintervalle sind auf Sparmaßnahmen zurückzuführen. Derzeit ist nicht geplant, sie wieder zu verkürzen.
  • Die mit Kot und Unrat besudelten Toilettenbereiche sind ein eigenes Problem, dem die Schulen mit verschiedenen Maßnahmen (siehe Haupttext) beizukommen suchen. Bislang vergeblich. Der Schulausschuss beauftragte die Verwaltung, hier ein Konzept zu erarbeiten.
  • Die SPD hat einen Tag der Schulsauberkeit vorgeschlagen, an dem das Thema Sauberkeit in den Unterricht eingebaut wird.