Hagen. . Die zentrale Toilette an den Cuno-Berufsschulen wird alltäglich verdreckt. Ein Ordnungsdienst soll Abhilfe schaffen. Doch es gibt Hürden.
Die Initiative von Schülern der Berufskollegs Cuno I und Cuno II, einen Ordnungsdienst für die verschmutzten Schultoiletten zu engagieren, steht vor bürokratischen Hürden. Zwar wird das Vorhaben der Jugendlichen von allen Seiten unterstützt, doch die beteiligungs- und arbeitsrechtlichen Aspekte eines Reinigungsdienstes auf privater Basis sind ungeklärt. „Wenn junge Erwachsene bereit sind, zehn Euro für saubere Toiletten zu zahlen, dann dürfen wir ihnen keine Knüppel zwischen die Beine werfen“, warnt Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses, davor, die Aktion kaputtzureden.
Freiwillige Zahlung
Wie berichtet, ist die zentrale Toilette an den städtischen Berufsschulen Cuno I und II seit Jahren in einem fürchterlichen Zustand. Dem wollen die Schülervertretungen, unterstützt von Eltern und den beiden Schulleitern, jetzt ein Ende setzen.
Die Idee: Möglichst viele der gut 4000 Schüler sollen freiwillig zehn Euro pro Jahr spenden. Mit dem Geld, das so zusammenkommt, wird eine Aufsicht auf dem Klo finanziert. Zwar hinterlasse die überwiegende Mehrheit der Schüler die Toiletten ordentlich, so Thomas Luig, Schulleiter am Cuno I: „Es reicht aber eine Handvoll Chaoten aus, die sich nicht an die Regeln halten.“
Noch steht nicht fest, auf welche Weise das Geld eingesammelt wird und natürlich erst recht nicht, wieviele Schüler bereit sind, für saubere Toiletten zu zahlen. Die Schulleitungen sind aber guter Dinge, dass alle offenen Fragen bis zum Beginn des nächsten Schuljahres, wenn der Toilettendienst seine Arbeit aufnehmen soll, geklärt sind: „Auch wer kein Geld gibt, darf weiterhin das WC aufsuchen“, betont Kora Harmuth-Podleschny, Leiterin am Cuno II.
Mitbestimmungsrecht
Allerdings sind bei der Umsetzung des Projektes nicht wenige rechtliche Notwendigkeiten zu berücksichtigen. Volker Bald, Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft (GWH), weist darauf hin, dass der Personalrat der Stadt Hagen bei einer etwaigen Vergabe des Auftrags an ein privates Unternehmen ein Mitbestimmungsrecht habe. So sehe es das Landespersonalvertretungsgesetz vor.
Mindestlohn von 10.30 Euro
Zudem sei im Gebäudereinigungssektor ein Mindestlohn von 10,30 Euro vorgeschrieben, an den sich auch nicht tarifgebundene Firmen halten müssten, so Bald. Hinzu kämen Steuern und Sozialversicherungsabgaben, auch an Vertretungen und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall müsse man denken.
Und die Schulen könnten sicherlich auch als Rechnungsempfänger auftreten, seien aber vermutlich nicht umsatzsteuerabzugsberechtigt. „Niemand auf Verwaltungsebene will dieses Projekt verhindern, aber wir müssen einen Modus finden, damit es auf stabilen Füßen steht“, so Bald. Möglicherweise sei das Vorhaben am einfachsten mit der GWH zu realisieren. Sprich: mit einer städtischen Reinigungskraft.
Aufsicht in Kernzeiten
Nach Vorstellung der Schulen soll die Aufsicht auf die Kernzeiten des Unterrichts von 7.30 bis 13 Uhr beschränkt bleiben, da die Toiletten dann besonders stark frequentiert werden. Legt man 200 Schultage mit jeweils fünf Arbeitsstunden und den Mindestlohn zugrunde, ergibt sich ein Betrag von 13 000 Euro (plus Steuern und Versicherungen).
Grob geschätzt, dürfte der Ordnungsdienst rund 20 000 Euro pro Jahr kosten.
>>Hintergrund: Ekel-Fotos führen zu Umdenken
- Verschmutzte Toiletten sind nicht nur an den Berufskollegs ein Problem. Auch an anderen weiterführenden Schulen sowie an den Grundschulen herrschen teils unhygienische Zustände.
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An der Grundschule Kuhlerkamp haben Kinder und Eltern im vergangenen Jahr zur Selbsthilfe gegriffen und die Toiletten eine Woche lang von Grund auf gereinigt.
- Im Schulausschuss hatte Andre Kortenacker (GWH) vor gut einem Jahr eine Abfolge Ekel erregender Fotos, insbesondere aus den Toilettenbereichen, gezeigt. Blut, Exkremente, Unrat und Schmutz gehören zum Alltag, obwohl die Sanitärräume täglich gereinigt werden.
- Die Ekel-Fotos brachten das Fass zum Überlaufen und führten zu einem Umdenken der Politiker aller Fraktionen. Die jährliche Grundreinigung, die der Haushaltskonsolidierung zum Opfer gefallen war, wurde wieder eingeführt. Insbesondere bei den Sanitäranlagen, darüber sind sich alle Seiten einig, wird sie allerdings keinen Fortschritt bringen.