Hagen. In der Silvesternacht wurde der 80-jährige Kosta in Hagen brutal verletzt. Die Täter: zwei Jugendliche. Ein grausames Verbrechen und die Folgen.

Es sind bleibende Eindrücke, die sich nicht einfach wegstecken lassen: Mit einer auffälligen Delle im Kopf liegt Kosta im Bett und dämmert vor sich hin.

Das Pflegeheim ist für den Griechen, der in seiner Wohnung am Bodelschwinghplatz in Hagen von zwei jungen Einbrechern brutal überfallen wurde, die vorerst letzte Station in seinem 80-jährigen Leben. Den beiden bislang unbekannten Tätern, wahrscheinlich erst 14 oder 15 Jahre alt, die ihm mit einem Baseballschläger die Schädeldecke zertrümmert und den Lebensabend zerstört haben, möchte man laut ins Gesicht sagen: „Schaut her, was ihr dem alten Mann angetan habt!“

15 Jahre lang lebte der Grieche in einer dunklen Erdgeschosswohnung in Wehringhausen, doch er war damit zufrieden. Das Haus verließ er nur selten, allenfalls, um sich am nahegelegenen Kiosk mal eine Cola zu holen. Sonst ging die hilfsbereite Nachbarin für ihn einkaufen, die sich auch regelmäßig um ihn kümmerte: Daniela Prost (51). „Kosta mochte vor allem Nutella und Milchreis, er aß gerne Zwiebeln. Doch am liebsten war ihm Curry-Wurst“, erinnert sich die Frau aus dem Haus von gegenüber, die ihn ehrenamtlich betreute.

Kosta lag blutüberströmt auf dem Boden

Seit dem letzten Silvesterabend ist alles anders. Daniela Prost hatte gegen 19.30 Uhr einen Hilfeanruf von Kosta erhalten, es sei etwas Schlimmes passiert: „Dani, komm’ schnell!“

Polizei und Rettungsdienst in der Silvesternacht auf dem Bodelschwinghplatz in Hagen, wo der Grieche wohnte.
Polizei und Rettungsdienst in der Silvesternacht auf dem Bodelschwinghplatz in Hagen, wo der Grieche wohnte. © Alex Talash

Die Nachbarin eilte sofort nach drüben. Sie fand ihren Schützling blutüberströmt auf dem Wohnzimmerboden, mit eingeschlagener Schädeldecke: „Diesen grauenvollen Anblick werde ich nie mehr vergessen“, erinnert sich die engagierte Frau.

Während Rettungskräfte, Notarzt und Polizei auf dem Weg waren, berichtete ihr der Schwerverletzte, dass er überfallen worden sei. Die Eindringlinge wären durch das Hof-Fenster in die Wohnung geklettert und hätten ihn dann geschlagen. Den Baseballschläger aus Holz, mit dem sie mehrmals wuchtig auf den Kopf ihres Opfers einhämmerten, ließen die Burschen zurück.

Sein letzter zusammenhängender Satz

„Es waren zwei junge Männer, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt.“ Das war der letzte zusammenhängende Satz, den Kosta seitdem gesprochen hat.

Noch in der Silvesternacht wurde der 80-Jährige, der bereits im Koma lag, in eine Spezialklinik nach Duisburg überstellt. Auf der Intensivstation kämpfte der Senior sechs Wochen lang ums Überleben. Aufgrund schwerer Hirnblutungen musste seine Schädeldecke vollkommen geöffnet werden. Bis heute erinnert eine apfelsinengroße Delle in der rechten Kopfseite an den schweren operativen Eingriff – und an das grausame Verbrechen.

Die Täter sind bis heute nicht ermittelt, was auch daran liegt, dass man sich mit dem Opfer nicht unterhalten kann. Kriminalhauptkommissar Jan Ritter, der die Aufklärung des Falles nicht aus den Augen verliert, setzt jetzt noch Hoffnung auf die Auswertung der Spuren und der DNA am Baseballschläger: „Wir sind an der Sache dran und warten auf die Untersuchungsergebnisse.“

Betreuerinnen wütend auf Justiz

Regelrecht fassungslos, ja geradezu wütend sind Betreuerin Daniela Prost und ihre Tochter Stefanie Prost (32) allerdings darüber, dass der brutale Überfall auf den 80-Jährigen von der Staatsanwaltschaft nicht als versuchtes Tötungsverbrechen, sondern lediglich als gefährliches Körperverletzungsdelikt eingestuft wird.

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Seit dem 9. Februar lebt der noch immer deutlich angeschlagene Grieche, der nicht mehr seine vorige Gesundheit zurück erlangt hat, wieder in Hagen. Im Evangelischen Alten- und Pflegeheim Haspe ist er einer von 22 Bewohnern im Wohnbereich 3. Die Abteilung trägt den romantischen Namen „Blumengarten“, die Zimmer sind praktisch möbliert mit Nachttisch und Bett aus Holz und flimmerndem TV-Bildschirm am Fußende. „Gestern ist ein Rollstuhl für ihn gekommen“, schildert eine Pflegekraft, die für die Station zuständig ist: „Er will das Bett aber nicht verlassen, hat mit uns noch nicht gesprochen und lehnt alles ab.“