Hagen. Im Rahmen der Stadtsauberkeitsoffensive sollen in Hagen weitere Wertstoffhöfe entstehen. Erste Stadtorte stehen bereits fest.
Die Hagener Verwaltung verfolgt zusammen mit dem Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) die Idee, das Areal in der Donnerkuhle an der Hohenlimburger Straße, das bislang vom Wirtschaftsbetrieb als Kompostierungsanlage genutzt wird, zu einem zentralen Wertstoffhof für die Stadt Hagen auszubauen. Die Umsetzung dieser Strategie ist bereits im neuen Abfallbeseitigungskonzept hinterlegt, das zurzeit vom Umweltamt vorbereitet wird.
Damit scheint endgültig die über Jahre diskutierte Idee vom Tisch zu sein, ein solches Service-Angebot neben der Turbine der Müllverbrennungsanlage (MVA) an der Ecke Boeler Straße/Am Pfannenofen oder am Rande des Hameckeparks zu etablieren. Darüber hinaus sollen als Teil der neuen Stadtsauberkeitsoffensive noch zwei weitere dezentrale Standorte für kleinere Stadtbezirks-Wertstoffhöfe ausfindig gemacht werden.
Barrierefreie Wertstoffhöfe
Was man heute schon wo abgeben kann?
Was kann heute an welcher HEB-Einrichtung abgegeben werden? Hier ein kurzer Überblick:
HEB Fuhrpark, Fuhrparkstraße: Altpapier, Gelbe Säcke, CD’s, Korken, Altglas und Batterien.
Müllverbrennungsanlage, Am Pfannenofen: Altpapier, Gelbe Säcke, Altglas, Sperrmüll, Elektrogeräte, Schadstoffe, Korken, CD’s, Küchenabfälle, Altmetall, Batterien, Restmüll, Gartenabfälle, Reifen & Felgen und Altkleider.
Wertstoffhof Obernahmer, Obernahmer Straße 10: Altpapier, Gelbe Säcke, Altglas, Elektrogeräte, Korken, CD’s, Batterien, Altmetall, Küchenabfälle, Gartenabfälle und Altkleider.
Kompostierungsanlage Donnerkuhle, Hohenlimburger Straße 7: Gartenabfälle.
Wertstoffhof Haspe, Tückingstraße 2: Altpapier, Gelbe Säcke, Altglas, Korken, CD’s, Batterien, Gartenabfälle, Altmetall, Küchenabfälle, Altkleider.
Nach den bisherigen Erfahrungen der meisten Kommunalbetriebe im Bereich der Abfallwirtschaft finden ausschließlich barrierefreie Wertstoffhöfe bei den Bürgern ausreichende Akzeptanz. Diese Voraussetzung sind in den Augen der Stadt am aus der Zeit gefallenen MVA-Betriebshof mit seinen Sammelcontainern und den trichterförmigen Schlünden der Müllbunker perspektivisch kaum gegeben.
Grundsätzlich gelte: Die Abgabe des Mülls muss so niederschwellig und unkompliziert wie möglich erfolgen können. Dies umfasst sowohl Aspekte wie die Zufahrt, den Abgabeprozess, aber auch die Preisgestaltung und Nachvollziehbarkeit der Kosten. Zudem sollten die Nutzer die Chance haben, sämtliche im Haushalt anfallende Arten von Müll an einem Ort entsorgen zu können und nicht für unterschiedliche Wertstoffe verschiedene Abgabepunkte ansteuern müssen.
Planungsrecht muss geändert werden
Stadtbaurat Henning Keune unterstrich zuletzt gegenüber der Politik, dass es der HEB gewesen sei, der diesen neuen Standortvorschlag an der Hohenlimburger Straße an die Verwaltung herangetragen und darum gebeten habe, entsprechendes Planungsrecht im Schatten der A 45 (Sauerlandlinie) zu schaffen. Alle weiteren Detailfragen seien dann im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens zu klären. Immerhin ist die für eine Erweiterung des Areals erforderliche Fläche im Regionalplan zurzeit noch als allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich beziehungsweise als Waldgebiet ausgewiesen.
Kämmerer Christoph Gerbersmann machte deutlich, dass die seit einem Jahrzehnt in den unterschiedlich besetzten HEB-Aufsichtsräten diskutierte Idee, direkt neben der MVA Flächen für einen Wertstoffhof zu nutzen, bei realistischer Betrachtung keine Zukunft habe. Auf der einen Seite gebe es keine wirksame Abtrennung zur angrenzenden Wohnbebauung. Und das ehemalige Mülldeponie-Gelände, auf dem sich heute der Hameckepark befindet, erscheine auf der anderen Seite ebenfalls wenig geeignet. „Darauf hat auch schon die Bezirksregierung in Arnsberg hingewiesen“, ergänzte CDU-Fraktionschef Jörg Klepper, dass auf dieser Ebene kaum mit einer Genehmigung zu rechnen sei. Zugleich signalisierte er für die Union, dass seine Partei die Donnerkuhle als zentralen Standort befürworte.
Situation an der MVA entzerren
Dass die heutige Anlieferungssituation direkt auf dem Areal keine Zukunft habe, sei unbestritten, so die Einschätzung von Gerbersmann. Er verwies beispielhaft auf Stausituationen am Wochenende bei der Anfahrt, Geisterfahrer an der Schrankenanlage und unübersichtliche Begegnungen auf dem Betriebsgelände. Hier müsse es dringend zu einer Entzerrung der Verkehre kommen: „Künftig sollen auf dem Hof nur noch die HEB-eigenen Verkehre und die der gewerblichen Anlieferer rollen.“ Seitens der SPD wurden Bedenken laut, dass bei einem komplett neuen Wertstoffhof-Standort in der Donnerkuhle die Kosten für die Bürger davongaloppieren könnten. Doch Gerbersmann betonte, dass es hier keinen nennenswerten Investitionsunterschied zu einer modernen Anlage direkt neben der MVA gebe. Es käme lediglich der Grundstückspreis obendrauf, der jedoch überschaubar sei.
Skepsis meldeten die Sozialdemokraten zudem hinsichtlich der zusätzlichen Verkehre auf der Eppenhauser Straße an, wenn die gesammelten Wertstoffe nicht bloß von den Bürgern angeliefert, sondern von den Sammel-Lkw dann auch wieder zu den Verwertungsanlagen transportiert werden müssten: „Die Eppenhauser Straße ist ohnehin schon durch Schwerlastfahrzeuge belastet, die den angrenzenden Steinbruch ansteuern. Hier werden die Anwohner zusätzlich belastet, und es entstehen weitere Gefahrenpotenziale für Kinder auf dem Weg zur Schule oder zur Kita“, so der Hinweis von Genossen-Fraktionschef Claus Rudel.
Suche nach weiteren Standorten
Zugleich machte die Politik sich dafür stark, die bestehenden Stadtteil-Wertstoffhöfe in Hohenlimburg in der Obernahmer sowie in Haspe am Rand der Nordumgehung auf jeden Fall zu erhalten. Darüber hinaus, so die Einschätzung von Gerbersmann, würden noch Standorte für den Hagener Süden und Norden gesucht. Die Menschen in Boele und Vorhalle hätten zwar gemeinsam mit den Bewohnern des Stadtbezirks Mitte einen Standort neben der MVA nutzen können. Da sich diese Option jetzt jedoch erledigt hat, muss für den Norden ein Alternativ-Grundstück für einen Stadtteil-Wertstoffhof gefunden werden.
Unabhängig von der künftigen Wahl der Standorte ist schon heute klar: Diese zusätzlichen Angebote, die natürlich das Ziel haben, die Stadtsauberkeit zu verbessern, werden sich naturgemäß in den künftigen Müllgebühren-Abrechnungen der Hagener widerspiegeln.