Hagen. Fachkräftemangel – Elektro Knoop aus Hagen möchte mit einer Kreuzfahrt-Werbekampagne oder einer Vier-Tage-Woche gegensteuern. Die Hintergründe:
„Als Chef kannst du dich heute nicht mehr zurücklehnen und darauf warten, dass dir die Leute die Bude einrennen. Du musst schon mit guten Ideen um die Ecke kommen“, sagt Michael Knoop. Er kann – wie Arbeitgeber in beinahe jeder Branche – ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, neue Mitarbeiter zu gewinnen.
Wie der 38-Jährige versucht, dem Problem Paroli zu bieten? Der Elektrotechnik-Meister lockt zum Beispiel mit Kreuzfahrten auf der AIDA. „Ich bezahle keinem Mitarbeiter, der bei uns neu anfängt, einen AIDA-Urlaub, sondern ich lade alle ein, zwei Jahre das ganze Mitarbeiter-Team ein“, will Michael Knoop nichts falsch verstanden wissen.
Seine Werbekampagne „Warum zu uns? Betriebsfahrten mit der AIDA. Jetzt wechseln!“ ist neu. Die Knoop-Elektrotechnik-Firmenfahrzeuge wurden in leuchtendem Orange mit dem Slogan beklebt. „Die Resonanz ist bislang noch verhalten, einige Leute haben mich schon gefragt, ob das ein Werbe-Gag sei“, sagt der Chef, der jedoch darauf setzt, dass seine neue Kampagne im Laufe der nächsten Wochen bekannter wird und ihm dann auch neue Mitarbeiter beschert. „Ich würde sofort drei Leute einstellen. Ich suche verzweifelt weitere Elektroinstallateure für meinen Betrieb, aber solche Mitarbeiter sind schwer zu finden.“
Fotowand mit Schnappschüssen
Im Büro von Elektrotechnik Knoop in der Sauerlandstraße 1 in Hagen-Fley hängt eine große Fotowand mit Schnappschüssen von Betriebsfahrten. 2018 hat er zum ersten Mal seine Kollegen auf Kreuzfahrt eingeladen, 2021 und 2022 folgten weitere Urlaube auf dem Kreuzfahrtschiff.
„Alle sieben Kollegen sind mitgefahren, das ist für mich ein Beweis, dass unser Betriebsklima stimmt“, sagt Michael Knoop stolz. Der 38-Jährige hat die einwöchigen Trips (mal wurde durchs Mittelmeer geschippert, mal durch die Nordsee) für seine Mitarbeiter komplett bezahlt. „Die Partnerinnen oder Partner konnten mitgenommen werden, mussten jedoch selbst zahlen. Diese Regelung fanden alle Kollegen okay“, betont Knoop.
Wie er auf die ungewöhnliche Kreuzfahrten-Idee gekommen ist? Der Handwerksmeister lacht: „Meine Frau und ich und mittlerweile auch unser achtjähriger Sohn sind echte Kreuzfahrt-Fans. Man kann in kurzer Zeit so viel sehen. Ich möchte meinen Mitarbeitern auf diesem Weg Danke sagen und ihnen meine Wertschätzung zeigen.“
Fahrradtouren und Grillseminare
Mit dem Chef urlauben – vielleicht nicht für jedermann eine Traumvorstellung, oder? „Wir verstehen uns alle gut. Außerdem kann man sich auf einem großen Schiff ja auch durchaus mal aus dem Weg gehen“, sagt Michael Knoop. Auch an denen von ihm organisierten (und bezahlten) Fahrradtouren mit Übernachtung, an Ausflügen in die Umgebung oder an Grillseminaren nähmen alle teil, „und ich würde gern noch mehr Beschäftigte mitnehmen“, kommt er auf den Personalnotstand, den derzeit viele Betriebe plagen, zurück.
Mit einer Social-Media-Kampagne vor einigen Monaten sei er durchaus erfolgreich gewesen, „dadurch hab’ ich Nicole, die seitdem bei uns im Büro arbeitet, gewonnen“. Im Rahmen der Kampagne präsentierte er coole Fotos, „ich zeige mich als coolen Chef, den Beruf des Elektroinstallateurs als coolen Job und was unser Unternehmen alles bietet“, sagt Knoop.
Außerdem werbe er damit, dass er Azubis früh Verantwortung übertrage, „heute bleibt niemand bei dir, wenn er die ersten beiden Ausbildungsjahre nur stemmen und gipsen darf. Azubis gehören vom ersten Tag an zum Team, und es muss auch nicht alles über meinen Tisch entschieden werden“, spricht sich Michael Knoop gegen einen übertrieben hierarchischen Führungsstil aus.
Vier-Tage-Woche auf Wunsch in Planung
Die nächste Werbekampagne ist übrigens schon in Planung. Darin geht es um flexible Arbeitszeiten. „Ich werbe dann mit ,Wenn du nur noch Bock auf vier Tage die Woche hast, komm’ zu uns“, erläutert der 38-Jährige. „Ich weiß und ich akzeptiere es, dass das Leben heute nicht mehr für jeden nur aus Arbeit besteht. Außerdem ist unser Job körperlich anstrengend. Einige meiner Monteure hätten gern einen freien Freitag und dem Wunsch werde ich nachkommen.“
Ein direktes Abwerben von Mitarbeitern eines Kollegen sei für ihn ein absolutes No Go, unterstreicht Knoop, vielmehr verabschiede er sich stets von Großhändlern oder Kunden mit dem Satz: „Wenn Sie einen Elektriker kennen, der sich verändern will, sagen Sie mir bitte Bescheid.“