Hagen. Ab Mai gilt das Deutschland-Ticket. Warum es für die Hagener Straßenbahn wichtig ist, dass Kunden in Hagen bestellen und wie man drankommt.
Das Deutschland-Ticktet soll nun ab Mai bundesweit in Bussen und Zügen Gültigkeit haben. Der neue Vorstand der Hagener Straßenbahn, Markus Monßen-Wackerbeck, über den Stand der Vorbereitung und die Herausforderungen, die damit verbunden sind.
Das Deutschland-Ticket sollte ja eigentlich im Januar kommen. Wie ist der Stand nun?
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr hat beschlossen, dass das Deutschland-Ticket eingeführt wird. Wir gehen vom 1. Mai aus. Irgendwann muss es ja mal losgehen. Wir bereiten die Einführung jetzt vor.
Wie steht es denn um die Finanzierung?
Man geht derzeit bundesweit von drei Milliarden Euro Kosten aus. Die und auch alles, was darüber hinaus geht, werden zwischen Bund und Ländern geteilt. Das ist für uns eine gute Regelung. Aber wir kommen aus einer Situation, in der wir in 2022 noch von 8,3 Millionen Euro Corona-Förderung profitiert haben. Dieser Rettungsschirm fällt nun weg. An diese Stelle tritt nur ein Einnahmeersatz, den wir für das Deutschland-Ticket erhalten.
Dass es einen Ausgleich gibt, ist doch eine frohe Kunde…
Nun ja – die fließt erst ab Mai. Das heißt: In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres müssen wir ohne zusätzliche Förderung klarkommen. Und das bei steigenden Energiekosten. Wir reden da über knapp vier Millionen Liter Diesel pro Jahr. Vor 18 Monaten gab es den Liter noch für einen Euro ohne Mehrwertsteuer, jetzt sind wir in der Spitze bei 1,60 Euro. Das macht jährlich schnell zwei bis zweieinhalb Millionen Euro Mehrkosten allein durch Treibstoff. Und das bei einem reinen Fahrgastumsatz von 25 Millionen Euro. Hinzu kommen voraussichtlich stark steigende Personalkosten, die wir nach der jetzt anstehenden Tarifrunde erwarten.
Kann der städtische Zuschuss das nicht kompensieren?
Den haben wir mit aktuell 13,5 Millionen Euro pro Jahr natürlich eingeplant. Aber er ist eben nicht auf eine solche Explosion der Kosten ausgelegt.
Was bedeutet das perspektivisch?
Wenn die Entwicklung so voranschreitet – steigende Kosten, gleichbleibende Einnahmen und Zuschuss, solides Wirtschaften – gehen wir im Jahr 2027 bei HVG, in der die Straßenbahn AG ja ein ganz wesentlicher Bestandteil ist, von einer Lücke in Höhe von fast zehn Millionen Euro aus. Da ist die Frage: Wer kommt dafür auf?
Was ist denn die Alternative?
Eine, die keine ist. Die Einschränkung von Leistungen. Aber wir haben ja gerade erst die Direktvergabe für die nächsten zehn Jahre erhalten. Zudem wird eine Verkehrswende angestrebt, die wir schon mit der Ausweitung unseres Fahrtenangebots eingeleitet haben. Dazu zählt auch die gewollte Steigerung unserer Qualität – mehr Komfort, saubere Busse und Haltestellen, um das Angebot attraktiver zu machen.
Also muss die Stadt draufzahlen...
Nun ja - die Verkehrswende, der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs ist ja von Bund und Land so gewollt. Da fehlt mir allerdings die entsprechende Finanzierung von dieser Seite. Perspektivisch muss es eine nachhaltige Lösung für die Finanzierung des ÖPNV geben.
Führt denn nicht das Deutschland-Ticket auch zu weniger Kosten, weil es ein komplexes Tarifsystem überflüssig macht?
Nein. Das Deutschland-Ticket gilt zunächst nur für zwei Jahre. Niemand weiß momentan, was danach kommt. Wir müssen also an den geltenden Tarifen festhalten. Bei uns gibt’s künftig ein Schokoticket, ein Bärenticket, ein Deutschland-Ticket parallel. Und dazu übrigens noch Einzelfahrscheine und Vierer-Tickets.
Aber die meisten Kunden werden doch wechseln?
Davon gehen wir aus. Aber das Deutschland-Ticket hat noch einen Webfehler. Die Zusatzleistung, die manche Tarife haben und die die Kunden schätzen, sind nicht inkludiert: Fahrradmitnahme, Upgrade für die erste Klasse, Mitnahme von Freunden und Familienmitgliedern am Wochenende. Darauf muss auch das Deutschlandticket eine Antwort finden.
-Ticket bei der Hagener Straßenbahn AG?
Wir bereiten uns vor, wir richten das Deutschland-Ticket in den Systemen ein und rollen es aus, bereiten die Kampagnen vor. Wir haben rund 24.000 Abo-Kunden. Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit zum Deutschland-Ticket wechseln wird. Wer nicht widerspricht, den werden wir nach entsprechender Kundenkommunikation automatisch umstellen, damit der Wechsel so reibungslos wie möglich abläuft. Eines ist mir dabei wichtig: Wer sich als Neukunde für das Deutschland-Ticket entscheidet – bitte in Hagen kaufen. Denn wenn es irgendwann um die Verteilung der Bundes- und Landesmittel geht, wird es eine Rolle spielen, wie viele Tickets wir direkt verkauft haben. Das Ticket kann man übrigens auch jetzt schon auf der HST-Website und im Kunden-Center vorbestellen.