Hagen. Das 49-Euro-Ticket kommt ab Januar und wird auch den Nahverkehr in Hagen verändern. Das sollten Kunden vor dem Star wissen.

Ticket 1000, Ticket 2000, Bärenticket, Sozial-Ticket, Schoko-Ticket – der Tarifdschungel im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat sich in den letzten Jahren arg verdichtet. Das 49-Euro-Ticket, eine Fahrkarte, mit der man in ganz Deutschland über sämtliche Verbund- und Ländergrenzen hinweg den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen kann, wird das Dickicht auch in Hagen bald lichten.

Der Blick auf die Planungs-App der Deutschen Bahn verrät da beispielsweise Folgendes: Wer in Hagen morgens um 5.03 Uhr in den Zug steigt, ist bereits um 13.49 Uhr in Berlin. Wer um 5.40 in Richtung München aufbricht, erreicht sein Ziel in der bayrische Landeshauptstadt um 16.22 Uhr. Und wer nach Hamburg will, kann um 5.22 Uhr los und erreicht die Hansestadt um 10.15 Uhr.

Wechsel für viele Kunden attraktiv

Die letztgenannte Verbindung ist die günstigste – 59,80 Euro sind derzeit fällig. Ab Anfang Januar allerdings gilt bundesweit der Einheitspreis: 49 Euro kostet eine Monatskarte, mit der man rein theoretisch sogar täglich nach Hamburg und zurück pendeln könnte. Vorausgesetzt, man verzichtet auf Intercity und ICE.

Thomas Tratzki, Leiter Tarif und Einnahmemanagement, Straßenbahn-Sprecherin Alicia Pieper, Sprecherin zeigen, wie das 49-Euro-Ticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) aussehen soll.
Thomas Tratzki, Leiter Tarif und Einnahmemanagement, Straßenbahn-Sprecherin Alicia Pieper, Sprecherin zeigen, wie das 49-Euro-Ticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) aussehen soll. © WP | Michael Kleinrensing

Derartige Verbindung stehen nicht im Fokus der Hagener Straßenbahn. Gleichwohl ahnt Thomas Tratzki, Leiter Tarif- und Einnahmemanagement, dass sich auch im Hagener ÖPNV ab Anfang Januar einiges ändern wird. „Grundsätzlich gilt: Je höher die Tarifstufe, desto attraktiver wird es, auf das Deutschland-Ticket umzusteigen“, sagt Tratzki. „Bis auf das Schokoticket und das Sozialticket gibt es derzeit kein Abo, das günstiger ist, als das 49-Euro-Ticket.“

Sparen mit dem Deutschland-Ticket

Beispiel: Selbst die günstigste Tarifstufe A2 kostet (Preiserhöhung zum 1. Januar 2023 bereits berücksichtigt) 79,92 Euro im Jahresabo. Rund 30 Euro spart der Käufer eines Deutschlandtickets. Und kann dafür statt nur in Hagen den ÖPNV sogar bundesweit nutzen. In der Preisstufe D, die für das gesamte VRR-Gebiet gilt, sind gar 192,27 Euro fällig – 143 Euro Differenz zum 49-Euro-Ticket.

Auch in den Bussen in Hagen gilt künftig das Deutschland-Ticket. Für viele Kunden ist es die attraktivste Option.
Auch in den Bussen in Hagen gilt künftig das Deutschland-Ticket. Für viele Kunden ist es die attraktivste Option. © WP | Michael Kleinrensing

„Bei unseren derartigen Tickets gibt es durchaus einen Zusatznutzen, der beim Deutschlandticket wegfällt“, sagt Tratzki. Aber auch hier gilt: Je höher die Preisstufe, je höher damit auch der Preis, desto weniger dürften diese Bonbons ins Gewicht fallen. So ist das Ticket 2000 beispielsweise übertragbar. Nach 19 Uhr und an Wochenenden kann man völlig unabhängig von der Preisstufe die Fahrkarte im gesamten Verbundgebiet nutzten und sogar noch eine weitere Person und drei Kinder kostenlos mitnehmen.

49-Euro-Ticket: Der Hund darf kostenlos mit

„Letztlich ist es eine individuelle Frage, ob sich das neue Ticket lohnt“, sagt Thomas Tratzki, „aber wir gehen davon aus, dass wir nach und nach immer mehr bestehende Tickets umwandeln werden.“

Die Hagener Straßenbahn rechnet ab Januar mit mehr Fahrgästen. Das 49-Euro-Ticket wird für viele Kunden zu einer günstigen Option.
Die Hagener Straßenbahn rechnet ab Januar mit mehr Fahrgästen. Das 49-Euro-Ticket wird für viele Kunden zu einer günstigen Option. © WP | Michael Kleinrensing

Der Hund darf kostenlos mit. Ansonsten aber gibt es auch beim 49-Euro-Ticket noch Unwägbarkeiten, die auch die Hagener Straßenbahn noch nicht ausräumen kann. Beispiel: Fahrradmitnahme. „Derzeit sieht es so aus, als sei die nicht eingeschlossen“, sagt Tratzki, „es kann aber sein, dass sich das noch ändert.“ Auf welche Aufpreise für die erste Klasse gezahlt werden müssen, ist noch offen.

Digitales Abo-Ticket

Das Deutschland-Ticket soll ein reines digitales Abo-Ticket werden, das allerdings monatlich wieder gekündigt werden kann. „Diskutiert wird derzeit noch über eine Kündigungsgebühr, weil man das Abo-Hopping, also den ständigen Wechsel, unterbinden will“, so Tratzki.

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Rund 24.000 Abo-Kunden hat die Hagener Straßenbahn derzeit – inklusive der Schüler mit Schokotickets. „Schüler bleiben zunächst ausgeklammert – auf alle andere Kunden werden wir aktiv zugehen und sie über das Deutschland-Ticket informieren“, sagt Alicia Pieper, Sprecherin der Hagener Straßenbahn. „Darüber hinaus werden wir ankündigen, dass wir bestehende Abo-Tickets umstellen – es sei denn, die Abonnenten widersprechen. Wir gehen davon aus, dass in den allermeisten Fällen ein Deutschland-Ticket die attraktivere Option ist.“

Mehr Fahrgäste, vollere Busse

Wie sich das Deutschland-Ticket genau auswirkt, vermag die Hagener Straßenbahn nicht zu prognostizieren. „Wir rechnen mit mehr Fahrgästen und volleren Bussen“, so Alicia Pieper, „dass der Boom so ausfällt, wie bei der Einführung des 9-Euro-Tickets, glauben wir nicht. Wir gehen auch nicht davon aus, dass wir die Kapazitäten erweitern müssen.“