Nahmer. Falsch verlegte Rohre, viele Baugruben: Was Arbeiten vor der Haustür angeht, brauchen Anwohner einer Straße in Hohenlimburg langen Atem:
Viele Baugruben, wenig Platz zum Parken, rumpelige Straße: Wenn es um Bauarbeiten vor der Haustür geht, brauchen die Anwohner im Bereich der Schleipenbergstraße dieser Tage einen langen Atem. In der Straße in der Nahmer laufen seit bald zwei Jahren in unregelmäßigen Abständen Tiefbauarbeiten verschiedener Firmen und Auftraggeber. Am Ende der aufwendigen Arbeiten sollen runderneuerte Gas- und Wasserleitungen samt Hausanschlüsse sowie neue Glasfaser-Kabel vor der Haustür und ein brandneuer Asphalt auf der Straße stehen. Doch bis alle nötigen Arbeiten dafür abgeschlossen sind, wird es noch dauern.
Keine Informationen
Gudrun Jäkel muss nur aus dem Fenster schauen, um den Fortgang oder Stillstand der Bauarbeiten zu sehen: Sie wohnt mit ihrem Mann seit Jahren in einem Wohnhaus an der Schleipenbergstraße, hat vor der Haustür seit Monaten eine offene Baugrube und ist zunehmend genervt. Die Anwohner erleben nunmehr seit Jahren verschiedene Baumaßnahmen vor ihrer Haustür und müssen mit den Folgen leben. Die offene Baugrube ist eine von mehreren, die sich punktuell an der Straße entlang verteilen. Sie engen die Schleipenbergstraße, die eine Sackgasse und damit Nadelöhr ist, deutlich ein.
Der Parkdruck ist hoch. Dazu ist der Asphalt teils ebenso stark beschädigt wie die Bordsteine, über die Autos gezwungen sind, auszuweichen – und Anwohner mit Rollator oder Kinderwagen teils ihre Schwierigkeiten haben. „Dass an der Straße gearbeitet werden muss, das leuchtet mir ein. Aber der Zeitraum, der da benötigt wird, das ist für mich nicht verständlich“ sagt Jäkel. Sie fühlen sich auch schlecht informiert über die Arbeiten und wie lange diese noch andauern.
Flut im Sommer 2021
Angefangen hatte es mit neuen Leitungen, die von Energieversorger Enervie an der angrenzenden Straße „An der Stahlschmiede“ vor bald zwei Jahren verlegt wurden. Im Zeitplan, wie es vom Unternehmen heißt. Dann kam die Deutsche Glasfaser in die Schleipenbergstraße und verlegte eine Leitung für Highspeed-Internetanschluss. Es folgte die Jahrhundertflut im Sommer 2021, bei der Wassermassen die Straße hinunter strömten und den Asphalt stark beschädigten.
Neue Asphaltdecke
Ein Neubau der Schleipenbergstraße ist beschlossene Sache, steht im Wiederaufbauplan und wird mit rund 376.000 Euro aus Landesmitteln unterstützt. Doch vorher müssen neue Leitungen unter der Straße verlegt und angeschlossen sein. Wegen Rohrbrüchen an Gas- und Wasserleitungen hatte sich Energieversorger Enervie im vergangenen Jahr entschieden, die Leitungen im gesamten Bereich der Schleipenbergstraße umfassend zu erneuern. Diese Arbeiten laufen seit Frühjahr vergangenen Jahres. Die Firma Westnetz kümmert sich dabei im Auftrag von Enervie darum, auf einer Länge von rund 500 Metern auf der Straße die neue Gas-Hochdruckleitung zu verlegen. Hier werde man die Bauarbeiten in diesem Frühjahr abschließen, heißt es auf Anfrage von Westnetz.
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Glasfaser falsch verlegt
Davon unabhängig musste in Teilen der Straße vergangenes Jahr die Deutsche Glasfaser das Leerrohr, das sie vor der Flut verlegt hatten, wieder entfernen. Es lag an der falschen Stelle. „Das war ein Abstimmungsfehler“, sagt Dennis Slobodian, Sprecher Deutsche Glasfaser. „Unser Baupartner hat die Leitungen nicht genau dort verlegt, wo es abgestimmt war.“ Bald sollen die Glasfaser-Kabel an korrekter Stelle neu in der Schleipenbergstraße verlegt werden. „Diese Arbeiten werden im Laufe des ersten Quartals 2023 starten und rund zwei Wochen dauern“, so Slobodian.
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Messwerte nicht erreicht
Derweil dauerte bei den Wasserleitungen die Spülung der Altleitungssysteme, weil vorgeschriebene Messwerte nicht erreicht worden waren, hieß es seitens der Stadt in der Bezirksvertretung. Hier gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit, sagt Andreas Köster, Sprecher Enervie, auf Anfrage. Ein Vorgang, der grundsätzlich auch mehrere Wochen dauern kann. „Wir reden hier schließlich von Trinkwasser“, müsse bei neuen Leitungen ausgeschlossen sein, dass sich noch Keime in den Rohren befinden. Inzwischen sind die neuen Gas- und Wasserleitungen an der Schleipenbergstraße verlegt und auch Druckproben und Desinfektion seien abgeschlossen, „sodass aktuell die Einbindearbeiten in die bestehenden Leitungen erfolgen“, berichtet Köster.
Stromanschluss verlegt
„Danach werden die neuen Stromkabel eingezogen und mit der Verlegung der Hausanschlüsse begonnen.“ Heißt: für jedes Haus an der Schleipenbergstraße braucht es noch eine Baugrube. Seitens Enervie plane man, alle Arbeiten im Laufe des zweiten Quartals 2023 zu beenden.
Ausschreibung des WBH
Wenn die aufwendigen Arbeiten an den Leitungen beendet und alle Häuser baulich angeschlossen sind, wird schließlich der Wirtschaftsbetrieb Hagen in einer gemeinsamen Ausschreibung mit der Enervie und der Westnetz damit beginnen, die Straße selbst zu sanieren. Geplant ist, den Asphalt der Straße auf ganzer Länge zu erneuern. „Ebenso werden die durch das Hochwasser entstandenen Schäden an Bord- und Randanlagen sowie an Gehwegen behoben“, so der Wirtschaftsbetrieb auf Anfrage. „Dies wird durch die spätere Fertigstellung der Leitungsarbeiten somit erst Anfang des zweiten Quartals erfolgen können.“ Diese letzten Arbeiten an der Schleipenbergstraße wiederum sollen dann um die drei Monate dauern.
Thema in der Politik
Die langwierigen Baumaßnahmen an der Schleipenbergstraße waren auf Anfrage der Bürger für Hohenlimburg auch Thema in der Bezirksvertretung im November.
In der Sitzung regte Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann an, die Anwohner regelmäßiger über den aktuellen Sachstand der Baustellen zu informieren. Die Stadt erklärte, man wolle künftig verstärkt auf die Weitergabe von Informationen in Form von Presseerklärungen setzen.