Hohenlimburg. Die Starkregen-Flut hat einen Erdkrater dicht am Haus der Familie von Westernhagen hinterlassen – und Risse am Haus bereiten der Familie Sorgen
Wo Florian von Westernhagen mit Ehefrau Sabrina und Söhnchen Noah (2) einst gemütliche Grillabende auf der Terrasse verbrachten, wo ein kleines Bächlein munter plätscherte, klafft nun ein riesiger, tiefer Krater. In der Nacht auf den 14. Juli war aus dem Bächlein neben dem Grundstück an der Schleipenbergstraße 78 in Hohenlimburg ein unkontrollierbarer, gigantischer Strom geworden. Gnadenlos riss er Gartenmöbel, Terrassenelemente und Spielzeug mit. Und auch eine Mauer konnte die Gewalt des Wassers nicht aufhalten. Sie wurde einfach mit weg gespült. Die Familie konnte nur tatenlos zusehen und hoffen, dass ihr Wohnhaus nicht mitgerissen würde. Am Tag darauf dann der Schock: Das gemauerte Gartenhäuschen war halb unterspült und sie entdeckten Risse in den Hauswänden. „Diese Risse waren vorher sicher nicht da.“ Sofort macht sich Angst in Florian und Sabrina von Westernhagen breit. Was, wenn der nächste Regen das Haus nicht mehr verschont? Absicherungen müssen her und der Krater, der dicht am Haus entlangführt, muss weg.
„Doch für dieses riesige Loch im Garten, dafür fühlt sich keiner zuständig“, sagt Florian von Westernhagen. Aus eigener Tasche kann die Familie das nicht stemmen. Zwar hätten sie eine Elementarversicherung, diese komme aber nicht für die Beseitigung und Absicherung des Kraters auf. Erschwerend hinzu kommt, dass das Paar als Betreiber der Gaststätte Stadtschreiber in Elsey durch Corona schwere finanzielle Verluste erlitten hat. Von Westernhagens hoffen nun auf Hilfe der Stadt Hagen. „In den Bebauungsplänen ist direkt neben dem weggerissenen Gartenzaun ein alter Schleppweg eingetragen. Der ist noch von früher. Darüber wurde Holz transportiert. Er ist wohl der Stadt zuzuordnen“, erklärt Florian von Westernhagen.
Prüfen auf Einsturzgefahr
Auf Anfrage bestätigt die Stadt, dass das schmale Flurstück nördlich vom Haus Schleipenbergstraße 78 städtisch ist. Die Bauordnung sei schon zu mehreren Objekten gerufen worden, die mit einem Statiker beurteilt werden mussten. „Die Bauaufsicht kann im Falle einer Einsturzgefährdung die Nutzung des Gebäudes untersagen und bei Gefährdung der öffentlichen Sicherheit die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen anordnen bzw. Ersatzvornahmen einleiten“, so Stadtsprecherin Clara Treude.
Gefahr bei neuem Niederschlag möglich
Was die Risse am Haus betrifft, so wird die Familie wohl nicht um die Einschätzung eines Experten herum kommen, um Gewissheit zu haben. Experten wie Diplom-Ingenieur Thorsten Rau. Er arbeitet in einem Ingenieurbüro am Steltenberg und hat zuletzt viele betroffene Häuser in der Nahmer und im Nimmertal auf ihre Statik geprüft. Zum Fall der Familie von Westernhagen kann er sich ohne Besuch vor Ort nicht pauschal äußern. Jedoch: „Rein aus Sicht der Standsicherheit kann man sagen: Wenn das Wasser weg ist, passiert meist sofort etwas oder das Haus bleibt erstmal stehen.“ Die Gefahr, dass bestehende Krater beim nächsten Regen wieder geflutet werden, sei aber da, so Rau. „Wenn sich am Hang ein Trichter gebildet hat, dann ist das für neuen Niederschlag natürlich eine willkommene Gelegenheit.“