Hagen. Viele haben bestimmt das marode Häuschen an der Volme schon gesehen. Was sich dahinter verbirgt, wissen nicht alle. Wir erzählen die Geschichte.

Das kleine Gebäude an der Volme versteckt sich beinahe hinter abgestorbenen Bäumen und verrottetem Gestrüpp. Das Häuschen versprüht einerseits morbiden Charme, andererseits wirkt es wie ein verfallenes Bauwerk, dessen gute Zeiten längst vorbei zu sein scheinen.

Bauwerk wurde 1925 errichtet

Die Geschichte des kleinen Häuschens, an dem sein Baujahr (1925) markant am Gemäuer vermerkt ist, hat auch unsere Leserin Angela Schmalenbach beschäftigt und sie dazu bewogen, uns eine Mail zu schreiben. „Seit einiger Zeit berichtet die Redaktion über vergessene Plätze in Hagen. Ich habe dieses kleine Bauwerk entdeckt. An der Volme zwischen dem Volme-Parkhaus und der Kaufmannsschule. Vielleicht – und hoffentlich – wissen Sie näheres. Danke und freundliche Grüße“, lautet der Text, den uns Angela Schmalenbach geschickt hat.

Der Lageplan des Geodatenzentrums stammt aus dem Jahre 1963 und zeigt die unterschiedlichen Flurstücke im Bereich der Springmannstraße/ Am Widey.
Der Lageplan des Geodatenzentrums stammt aus dem Jahre 1963 und zeigt die unterschiedlichen Flurstücke im Bereich der Springmannstraße/ Am Widey. © Stadtarchiv Hagen

Wir greifen das Thema „Lost Place“ (vergessener Ort) gerne auf und haben uns umgehört. Zuerst bei Jens Bergmann; der Vorsitzende des Hagener Heimatbundes ist in Sachen „vergessene Schätzchen“ immer eine gute Bank.

Wer an der Volme entlang spaziert, entdeckt das kleine Häuschen.
Wer an der Volme entlang spaziert, entdeckt das kleine Häuschen. © WP | Michael Kleinrensing

Der leidenschaftliche Heimatforscher hat binnen weniger Stunden auf unsere Anfrage reagiert und „uns erhellt“: „Diese kleinen Baulichkeiten links und rechts der Volme in Höhe der Kaufmannsschule sind die Schieberhäuschen des einstigen Wehrs, das an dieser Stelle die Volme aufstaute. Von hier verlief links der Volme ein Obergraben, der mehrere Wasserräder oder Turbinen antrieb. Der Graben (er gab der Grabenstraße seinen Namen) floss vor der Altenhagener Brücke wieder in die Volme zurück. Hinter der Brücke (Wehrstraße) wurde erneut ein Obergraben bedient. Der Graben zwischen der Kaufmannsschule und der Altenhagener Brücke wurde nach dem Krieg mit Trümmerschutt verfüllt.“

Morbider Charme rund um das Schieberhäuschen: Es wurde 1925 errichtet.
Morbider Charme rund um das Schieberhäuschen: Es wurde 1925 errichtet. © WP | Michael Kleinrensing

Auch unsere Anfrage bei der Pressestelle der Stadt Hagen war erfolgreich: „Es scheint sich um Teile des ehemaligen Wehres bzw. einer Schleusenanlage für die Firma Söding und Halbach gehandelt zu haben“, erklärt Stadt-Sprecher Michael Kaub.

Lageplan des Geodatenzentrums

Zum besseren Verständnis hängt Michael Kaub in seiner Antwort-Mail noch einen entsprechenden Lageplan des Geodatenzentrums an (siehe weiter oben). Der Plan, der die unterschiedlichen Flurstücke in diesem Bereich der Volme abbildet, stammt aus dem Jahr 1963.

Auch das Hagener Stadtarchiv hat für uns bzw. unsere Leserin Angela Schmalenbach geforscht. Hubertus Wolzenburg, Archivar der Stadt, hat in dem Buch „Wehre – Teiche – Wasserräder: Ein Atlas der Wasserbauwerke im Hagener Raum“ von Frank J. Diekmann aus dem Jahre 1999 nachgeschlagen.

Hubertus Wolzenburg fasst zusammen: „Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Schieberhäuschen, von dem aus der Zu- und Abfluss des dort beschriebenen Volmewehrs am Widey geregelt werden konnte.“ Wörtlich heißt es in dem Artikel, der den Bereich Springmannstraße/Kaufmannsschule I beleuchtet: „Man kann heute (gemeint ist das Jahr 1999) noch sowohl links als auch rechts der Volme je ein 1925 errichtetes Schieberhäuschen erblicken. Der linksseitige Obergraben ist durch Bebauung (u.a. die Ev. Freikirche Am Widey) völlig verschwunden.

Ein Spaziergang vom Kreisel an der Badstraße durch den Volmepark und dann entlang der Volme weiter in Richtung Agentur für Arbeit lohnt sich also auf jeden Fall.