Hagen. Das Schuhgeschäft Salamander ist insolvent und befindet sich im Schutzschirmverfahren. Was das für die Mitarbeiter der Hagener Filiale bedeutet.

Die Mitarbeiter können - zumindest vorerst – aufatmen: Das etablierte Schuhhaus Salamander in der Marienstraße 1 in der Hagener Innenstadt bleibt geöffnet, die Beschäftigten behalten ihre Jobs. Das teilt die Salamander/Schuhhaus-Klauser-Geschäftsleitung auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Zum Hintergrund: Seit Dezember steht fest: Salamander und Schuhhaus Klauser sind insolvent. Beide Schuhhäuser sind Teil der Ara Gruppe, deren Geschäft abseits der Salamander- und Klauser-Filialen (zum Beispiel die Marke Lloyd) allerdings nicht betroffen ist.

Sanierung durch Schutzschirm-Verfahren geplant

Nun sollen die Einzelhandelssparte von Salamander sowie das Schuhhaus Klauser in einem Schutzschirm-Verfahren saniert werden. Die Geschäftsleitung spricht von einer „umfassenden Neuausrichtung der Aktivitäten im Rahmen eines Schutzschirm-Verfahrens“.

Das traditionsreiche Schuhhaus Salamander prägt seit vielen Jahrzehnten die Hagener Innenstadt.
Das traditionsreiche Schuhhaus Salamander prägt seit vielen Jahrzehnten die Hagener Innenstadt. © WP | Michael Kleinrensing

Ziel sei es, die betroffenen Gesellschaften nachhaltig auf die neuen Marktgegebenheiten auszurichten. Der Grund für die finanzielle Schieflage sei eine „erhebliche Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds und die damit verbundene Kaufzurückhaltung der Konsumenten in Folge des Ukrainekriegs“, so Geschäftsführer Dr. Sven Tischendorf.

Betroffen sind neben der Hagener Filiale 92 weitere Filialen in ganz Deutschland mit insgesamt 950 Vollzeitstellen.

Markantes Gebäude mit grünem Schriftzug

Das Schuhhaus Salamander prägt seit Jahrzehnten die Hagener Innenstadt. Die Filiale ist im Erdgeschoss des markanten Gebäudes an der Ecke Marienstraße/ Mittelstraße beheimatet., der große, grüne Schriftzug ist von weitem zu sehen.

Eine historische Aufnahme: Das Gebäude (rechts), in dem heute Salamander ansässig ist, war früher im Besitz der jüdischen Familie Schlesinger. Das Foto ist um 1910 entstanden.
Eine historische Aufnahme: Das Gebäude (rechts), in dem heute Salamander ansässig ist, war früher im Besitz der jüdischen Familie Schlesinger. Das Foto ist um 1910 entstanden. © Stadtarchiv Hagen

Aber zurück zum Schutzschirm-Verfahren: Der Geschäftsbetrieb sämtlicher Salamander- und Klauser-Läden läuft momentan uneingeschränkt weiter. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in Deutschland seien, so versichert Geschäftsführer Tischendorf, für die Monate Dezember, Januar und Februar gesichert.

Die Salamander Deutschland GmbH & Co. KG und die Klauser GmbH & Co. KG hatten am 13. Dezember 2022 beim Amtsgericht Wuppertal Anträge auf Einleitung von Schutzschirmverfahren gestellt, die umgehend bewilligt worden waren.

„Lurchi“-Figur ziert Kinderschuhe

Viele Kunden und vor allem Kinder bringen mit dem Schuhhaus Salamander den Feuersalamander „Lurchi“ in Verbindung, der als kleine Figur zahlreiche Kinderschuhe ziert.

Salamander bietet Schuhe für Damen, Herren und Kinder unterschiedlicher Marken sowie Accessoires im mittleren Preissegment an.

Für Salamander ist es nicht die erste Insolvenz. Im Jahr 2009 musste die damalige Mutterholding Egana Goldpfeil in die Insolvenz, Salamander aus dem schwäbischen Kornwestheim wurde von Ara übernommen.

Auch die Schuhhäuser Görtz und Reno stecken in der Krise und schließen Filialen. So hat der Reno-Laden in der Rathaus-Galerie bereits vor der Hochwasser-Katastrophe im Sommer 2021 seine etwa 740 Quadratmeter große Fläche im 1. Obergeschoss der Einkaufspassage aufgegeben.

Einzelhändler sämtlicher Branchen kämpfen mit der Kaufzurückhaltung der Verbraucher in Folge von hoher Inflation und steigenden Energie-Preisen seit Ausbruch des Ukrainekrieges.

Die Geschäftsführung beider Schuhhäuser geht davon aus, dass ein „finaler Plan zur Neuausrichtung“ bis spätestens Ende März zur Abstimmung gebracht werden kann.

Heimatforscher kennt Salamander „seit einer Ewigkeit“

Zum Hintergrund des imposanten Gebäudes in der Innenstadt: Jens Bergmann vom Hagener Heimatbund kennt das traditionsreiche Schuhgeschäft in der Marienstraße „seit einer Ewigkeit“. Aus alten Aufzeichnungen und Erzählungen weiß der Heimatforscher, dass um 1900 in dem heutigen Salamander-Komplex das Konfektionsgeschäft Sally Schlesinger ansässig war. „Und in den 1920er Jahren ging das Geschäftshaus dann an B.D. Rosenbaum über. Ab diesem Zeitpunkt wurden dort dann bereits Salamanderschuhe verkauft“, weiß Jens Bergmann zu berichten.

Später wurde das Geschäft umbenannt in Salamander, das Haus wurde dann allerdings im Krieg vollständig zerstört. „1954 wurde in der Mittelstraße dann an gleicher Stelle durch den Architekten Leopold Ludwigs ein Neubau errichtet“, erzählt Jens Bergmann und ergänzt: „In diesem Gebäude werden auch heute noch Salamander-Schuhe verkauft.“

Eidechse mutierte zum Salamander

Übrigens: Der Name Salamander mit dem Logo des Feuersalamanders ist eine Marke, die 1899 durch den Lederhändler Rudolf Moss als Warenzeichen eingetragen wurde. Ursprünglich war das Logo eine Eidechse, die 1904 dann allerdings zum Salamander mutierte.