Hagen. Die Trinkwasserversorgung am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg bleibt problematisch. Der neue Haushalt sieht kein Geld für eine Sanierung vor.
Seit fünf Jahren wabert am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg Gift- statt Trinkwasser durch das Leitungsnetz. Dennoch hält die Stadt Hagen es weiterhin nicht für erforderlich, die korrodierten Eisenrohre aus dem Jahr 1964 zeitnah aus den Wänden zu reißen und zu ersetzen. Nur mit erheblichem technischem Aufwand ist dort zu gewährleisten, dass das Nass für die Lebensmittelherstellung überhaupt noch benutzt werden kann. „Professionelles Arbeiten ist nur unter Einschränkungen möglich“, beklagt Schulleiterin Bettina Hund mit einem gesunden Schuss Fatalismus, „und das auch nur, weil alle Beteiligten an einem Strang ziehen.“
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Die CDU-Ratsfraktion kritisierte bereits vor mehr als einem Jahr die peinlichen Zustände auf dem Remberg, die einer Kommune, die sich allzu gerne als „Stadt der Weiterbildung“ tituliert, unwürdig erscheinen. „Das ist alles andere als befriedigend – eine umfassende Sanierung muss vorgezogen werden“, formulierte seinerzeit Fraktionschef Jörg Klepper seine klare Erwartungshaltung. Umso erstaunter musste die Politik jetzt zur Kenntnis nehmen, dass auch im gerade erst verabschiedeten Doppelhaushalt 2022/23 kein einziger Cent für eine Sanierung des Käthe-Kollwitz Wasserleistungsnetzes eingeplant ist.
Sanierung kostet 2,3 Millionen
Dabei sind die eklatanten Mängel bereits zu Pfingsten 2017 aufgefallen: Bei einer Routinemessung wurde festgestellt, dass die Schwermetallbelastung für Blei, Nickel und Eisen aufgrund veralteter Armaturen und Lötstellen viel zu hoch sei. Seitdem bestimmen dort gesundheitsbehördlich verordnete, regelmäßige Spülzyklen den Schulalltag. In den Klassenzimmern wurden provisorisch neue Waschbecken mit automatischer Spülung installiert, zusätzliche Aufputzleitungen aus Kupfer sorgen für bessere Hygiene, und ein Fachlabor untersucht regelmäßig die Trinkwasserqualität. Perspektivisch muss jedoch – das steht längst fest – das komplette Leitungsnetz erneuert werden. Immerhin gibt es dafür schon eine grobe Kostenschätzung: 2,3 Millionen Euro soll eine Gesamtsanierung kosten, so die Angaben der städtischen Gebäudewirtschaft.
„Das Berufskolleg muss in seinem Schulalltag keine Einschränkungen hinnehmen“, lautet die Einschätzung von Stadtsprecher Michael Kaub, „das Gebäude ist voll nutzbar“. Eine Betrachtungsweise, die Bettina Hund nur bedingt teilt: „Die Qualität der Ausbildung leidet nicht, aber es ist schon erheblicher Extra-Aufwand nötig, und es werden permanent Ressourcen verschwendet.“ „Wir schieben seit fünf Jahren schon viel Frust“, blickt ihr Vertreter Heinrich Schürmann auf die bisherige Flickschusterei. „Man möchte professionelle Arbeit abliefern, aber das ist bloß bedingt möglich.“
Wasser verströmt ungenutzt
Verschiebung auf Kosten anderer Projekte
Thomas Walter, schulpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, zeigte sich überrascht, dass der Kämmerer die überfällige Käthe-Kollwitz-Sanierung nicht in das Zahlenwerk des neuen Haushaltes eintaktete.
Allerdings habe, so bestätigte Walter im Gespräch mit der Stadtredaktion, ihm Christoph Gerbersmann bereits signalisiert, dass auch nach einer Genehmigung des Haushaltes noch Umschichtungen und veränderte Priorisierungen möglich wären.
Das würde jedoch angesichts eines absehbaren Investitionsvolumens von mindestens 2,3 Millionen Euro bedeuten, dass geplante Maßnahmen an anderen Hagener Schulen auf die lange Bank geschoben werden müssten. Über die Details muss zunächst die Politik entscheiden.
Jeden Morgen muss im gesamten Gebäude erst einmal fünf Minuten das Wasser aus dem Leitungssystem ungenutzt herausströmen. Und wenn in den acht Großküchen des Berufskollegs, in denen Köche, Gastronomen sowie Bäcker und Konditoren aus der gesamten Region ihre Ausbildung erfahren, die Schüler für die tägliche Lebensmittel- und Genusswarenzubereitung frisches Trinkwasser benötigen, muss der Hahn erneut eine weitere Minute laufen, bevor das Nass überhaupt entnommen werden darf. Ohnehin ist bei sechs Arbeitskojen pro Küchenraum jeweils nur eine einzige nutzbar. „Da geht arg viel Unterrichtszeit verloren“, beklagt die Schulleiterin. Extra-Frust für sämtliche Pädagogen: Der Verwaltungstrakt mit Lehrerzimmer und Büros hat seit fünf Jahren gar kein Trinkwasser.
Ob die Erneuerung des Leitungsnetzes letztlich mit dem nächsten Doppelhaushalt 2024/25 endgültig angegangen wird, steht weiterhin in den Sternen: „Die derzeitige Kostenschätzung ist dann zu aktualisieren“, verweist Stadtsprecher Kaub auf die permanenten Baukostensteigerungen. Zudem gehen die Ingenieure davon aus, dass eine Sanierung in mehreren Teilabschnitten durchgezogen werden müsse, um den Unterrichtsbetrieb nicht übermäßig zu stören. Bis sämtliche Gewerke erledigt sind, dürfte der Kalender also bereits das Jahr 2026 anzeigen – neun Jahre nachdem die intolerable Schwermetallbelastung entdeckt wurde. Dazu Schulleiterin Bettina Hund: „Ich habe das Thema für die nahe Zukunft ohnehin bereits abgeschrieben.“
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