Hagen. Das Helios-Klinikum Schwelm wirbt um Mitarbeiter am Johannes-Hospital in Hagen um Mitarbeiter. So sieht das die Mitarbeitervertretung.
Dass ein Krankenwagen vor einem Hagener Krankenhaus steht, liegt auf der Hand. Dieser hier aber ist umgebaut und ohne Blaulicht zu einem Info-Mobil mutiert. Und damit wirbt das Helios-Klinikum in Schwelm direkt vor der Haustür des Johannes-Hospitals in Hagen, das ja im kommenden Jahr geschlossen wird, um Pflegekräfte.
Die Klinik aus dem EN-Südkreis ist damit schon das zweite Krankenhaus, das es auf die Pflegekräfte, die bislang in Boele beschäftigt sind und künftig am Zentrum für seelische Gesundheit in Elsey arbeiten sollen oder vom AKH übernommen werden, abgesehen hat. Denn dieser Tage hatte bereits das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke Flyer unter die Scheibenwischer auf dem Parkplatz den Johannes-Hospitals geklemmt. Ein Umstand, der bei der Geschäftsführung der Katholischen Krankenhaus GmbH durchaus für Verwunderung gesorgt hatte, wenngleich das Klinikum aus der Nachbarschaft sogleich versicherte, es habe sich um ein Versehen, ein Missverständnis gehandelt.
Infomobil blockiert Parkplatz
Das dauerparkende Infomobil, das regulär angemeldet ist und damit nicht gegen Verkehrsregeln verstößt, ruft nun auch die Mitarbeitervertretung der Katholischen Kliniken auf den Plan: „Ganz ehrlich“, sagt Martin Raith, stellvertretender MAV-Vorsitzender, „das Ding nimmt hier nur wichtigen Parkraum weg.“
„Kann man Pflege schön reden? Nö. Aber gut machen“, ist auf dem Infomobil in weißer Schrift auf rotem Grund in großen Lettern zu lesen. Ein Slogan des privaten Trägers, der Raith mit dem Kopf schütteln lässt: „Mein Vater ist bei Helios behandelt worden. Von daher weiß ich aus eigener Anschauung, wie dort gearbeitet wird. Personell sind die an der Untergrenze, teilweise mit einer examinierten Kraft und sonst nur Hilfskräften auf der Station. Das sind Besetzungen, wie sie bei uns nur in absoluten Krisensituationen vorkommen.“
Ein Info-Mobil ohne Informationen
Raith empfindet Helios als „Krake“ und ergänzt mit Blick auf die Kollegen: „Von uns will da bestimmt niemand hin.“ Abgesehen davon, so Raith weiter, erwarte er von einem „Info-Mobil“ auch, dass man tatsächlich Informationen erhalte. „Das Auto steht einfach nur da. Ich habe noch keinen Helios-Mitarbeiter gesehen. Dabei hätte ich gerne über die Pflege diskutiert.“
Die Mitarbeitervertretung hatte sich von Beginn an hinter die Umstrukturierungspläne in Hagen gestellt. Die sehen vor, dass das katholische Klinikum Johannes geschlossen wird, große Teile der Abteilung vom evangelisch geprägten Träger Agaplesion und seinem Allgemeinen Krankenhaus übernommen werden und letztlich auch die Mitarbeiter dort eine berufliche Perspektive zu denselben Bedingungen wir bisher erhalten.
MAV berät die Mitarbeiter
„Wechsel zu privaten Trägern sind für Pflegekräfte häufig mit Abstrichen und einer niedrigeren Eingruppierung verbunden“, erklärt Martin Raith. Die Mitarbeitervertretung habe sich derweil anwaltlicher Unterstützung versichert, um alle Fragen der Kollegen auch valide beantworten zu können. „Natürlich gibt es noch eine gewisse Unsicherheit.“ Parallel laufen Gespräche mit der Pflegedirektion – mit der des Johannes-Hospitals und bald auch mit der des AKH.
Raith unterstreicht, dass der Betriebsübergang gesetzlich geregelt sei und dass die Mitarbeiter unter Wahrung ihrer Rechte, des Tarifs und auch ihrer Altersversorgungsansprüche übernommen würden. Umso befremdlicher findet er die Abwerbeversuche.
Helios-Klinik erklärt ihr Vorgehen
Eine Ansicht, die das Helios-Klinikum Schwelm nicht teilt: „Mit der Helios Kampagne ,#EchtesLeben’ möchten wir uns als möglicher neuer Arbeitgeber um neue Teammitglieder bewerben und den von der Schließung ihres Krankenhauses betroffenen Kolleginnen und Kollegen neue Perspektiven bieten“, sagt Sandra Lorenz, Sprecherin von Helios Schwelm. „Denn eines ist klar: Auch die Marktbegleiter werben um die besten Fachkräfte. Mit unserer bundesweiten Kampagne stellt sich auch das Helios Klinikum Schwelm als anpackender Arbeitgeber mit viel Mut, Verantwortungsbewusstsein und Potenzial vor.“ Dabei lege man Wert auf einen strukturierten und wertschätzenden Bewerbungs- bzw. Recruitingprozess und schnellen Rückmeldungszeiten.