Schwelm. RSV und Influenza: Überfüllte Kinderklinik und wegbrechendes Personal: So ist die Situation im Helios-Klinikum in Schwelm.

Wer derzeit ein schwer krankes Kind hat, braucht starke Nerven, denn die Kinderkliniken in Deutschland sind voll belegt. Auf der einen Seite können die Krankenhäuser durch fehlendes Personal immer weniger Betten vorhalten, zum anderen zwingt vor allem das RSV-Virus viele Jungen und Mädchen zu einer stationären Behandlung im Krankenhaus. Doch wo gelingt das noch? Vielen Krankenhäuser brechen schlichtweg die Kapazitäten für junge Patienten weg. Das ist im Helios-Klinikum in Schwelm nicht anders.

„Die Kinderstation ist aktuell voll belegt. Wir behandeln gegenwärtig auffällig viele Kinder mit schweren Infekten der oberen Luftwege, mit RSV, zudem auch mit Influenza und auch mit allen anderen Krankheiten“, beschreibt Sandra Lorenz, Pressesprecherin des Krankenhauses in Schwelm, welche Fälle für ein erhöhtes Patientenaufkommen in der Kinderklinik am Martfeld sorgen. Generell, so fährt sie fort, sei momentan ein Anstieg von (Atemwegs-)Infektionen zu verzeichnen. Maßgeblich dafür verantwortlich ist im pädiatrischen Bereich das RSV-Virus, das deutschlandweit eine Krankheitswelle unter den Kindern erzeugt. Während Erwachsene Infektionen oft völlig symptomfrei überstehen, hat die Atemwegserkrankung bei Kindern erhebliche Auswirkungen und kann bis hin zur Beatmung und in ganz seltenen Fällen zum Tod führen.

Im Winter stets mehr Betrieb

Aus der Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte wissen die Verantwortlichen im Helios Schwelm: „In den Wintermonaten ist stets mehr Betrieb als im Sommer.“ Aber: „Dieses Jahr zeigt sich eine verschärfte Lage, weil auch das Personal selbst und dessen zu betreuende Kinder von Krankheit stark betroffen sind“, beschreibt Sandra Lorenz die Probleme, die durch deutlich gestiegene Fallzahlen vor allem die Kinderklinik unter Leitung von Chefarzt Firas Ala Eldin an ihr Limit bringen.

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„Aktuell ist die Versorgung aller pädiatrischer Patientinnen und Patienten gewährleistet“, heißt es vom Helios-Klinikum Schwelm, das jedoch auch nicht verschweigt, dass das aktuelle Arbeiten mit den kranken Kindern und Jugendlichen bereits deutlich höhere Anforderungen an das knappe medizinische Personal stellt, als dies im Alltag der Vergangenheit der Fall war. Sandra Lorenz macht auf Nachfrage der Redaktion deutlich: „Allerdings wird die Situation bei uns – wie auch in anderen Kinderkliniken – derzeit schwieriger. Wir beobachten deshalb die Entwicklung genau. Jede Hilfe, beispielsweise auch durch Kolleginnen und Kollegen anderer Stationen, ist hier willkommen.“

Schwere Personal-Rochade

Allerdings sind auch einem personellen Verschiebebahnhof in der aktuellen Situation deutlichere Grenzen gesetzt, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Denn neben der Kinderklinik sind selbstverständlich auch sämtliche andere Fachbereiche von einer hohen Personalknappheit betroffen. Auf der Kinderstation kollidiert dieser Engpass nur eben zusätzlich mit den vergleichsweise sehr hohen Fallzahlen.

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Dazu kommt eine weitere Schwierigkeit, die das Helios-Klinikum Schwelm meistern muss, und die das Kapazitätsproblem bei den Kleinen noch einmal verschärft: „Bei Isolationsfällen dürfen auch Zimmer aus Hygienegründen nur durch einzelne Patienten, oder Patienten mit gleichem und gesichertem Erreger belegt werden, somit ist die Betten-Situation aktuell herausfordernd“, sagt Sandra Lorenz. Isolationsfälle sind neben einigen anderen Krankheiten Patienten mit dem Corona-Virus, RSV und Influenza; exakt die Infektionen also, die derzeit am Häufigsten im Schwelmer Krankenhaus auftreten.

Verlegungen in andere Häuser

„Dass Patienten situativ auch in andere Krankenhäuser verlegt werden müssen, ist deutschlandweit unterdessen geübte Praxis. Auch wir nehmen regelmäßig Patienten auch von außerhalb unseres Versorgungsraumes auf“, sagt Helios-Sprecherin Sandra Lorenz. Heißt: Egal, ob Eltern derzeit mit ihren kranken oder verletzten Kindern das Schwelmer Krankenhaus ansteuern oder ein anderes in der Region, es kann durchaus passieren, dass die Jungen und Mädchen dort abgewiesen werden, weil die Kapazitäten zu diesem Zeitpunkt erschöpft sind; oder eben dass Patientinnen und Patienten im Laufe ihrer Behandlung verlegt werden müssen.