Hohenlimburg. Der Steinbruch der Hohenlimburger Kalkwerke ist größer geworden. Die Letmather Bürgerinitiative beklagt den Raubbau an der Natur.
Auch wenn den Gegnern klar war, was kommen würde: Das Entsetzen ist groß. Die Bürgerinitiative für den „Erhalt des Ahm“ spricht von einer hässlichen Mondlandschaft und macht deutlich, dass die durch Sprengungen verursachten Erschütterungen jetzt noch stärker zu spüren seien. Die Hohenlimburger Kalkwerke haben zuletzt an der Stadtgrenze zu Letmathe etwas mehr als vier Hektar Wald roden lassen und ihr Abbaugebiet damit Richtung Letmathe erweitert. Der Steinbruch hat sich im Laufe der vergangenen Jahre immer mehr verändert und vergrößert.
Die rechtliche Lage
Formal – das zur Einordnung – geht am Oeger Steinbruch alles seinen korrekten Gang. Das Verwaltungsgericht Arnsberg hatte zu Jahresbeginn in einem Eilverfahren (Aktenzeichen: 4 L 1597-/-18) den Antrag abgelehnt, den die Bürgerinitiative Letmathe für den „Erhalt des Ahm“ gegen die Stadt Hagen eingereicht hatte. Die Bürgerinitiative wollte die von der Stadt Hagen an die Kalkwerke erteilte Genehmigung zur Erweiterung des Steinbruchs vorläufig blockieren. Das Gericht lehnte das ab. Wie mehrfach berichtet, hatte die Stadt Hagen am 20. Juni 2018 den Hohenlimburger Kalkwerken die Abbaugenehmigung für die rund 5,1 Hektar große Fläche erteilt.
Die Haltung der Bürgerinitiative
Doch so klar die Sache juristisch und genehmigungstechnisch scheint, auch Gefühle, Ängste und Sorgen spielen rund um das Abbau-Geschäft der Hohenlimburger Kalkwerke eine Rolle. „Aus zahlreichen Gesprächen und Rückmeldungen der betroffenen Anwohner an der Stadtgrenze Hohenlimburg und Letmathe wissen wir, dass die Bürger die Steinbrucherweiterung mehrheitlich ablehnen und den Erhalt der Erholungslandschaft fordern. Es ist ein Unding, dass ein solcher Betrieb mit den damit verbundenen Beeinträchtigungen durch Lärm, Staub, Natur- und Landschaftszerstörung in einem dichten Siedlungsraum überhaupt eine weitere Abbaugenehmigung bekommen soll. Durch den bereits erfolgten Raubbau sind zahlreiche geschützte Pflanzen- und Tierarten auf der Strecke geblieben – wie beispielsweise Orchideen und Fledermausarten. So treibt dieser Lebensraumverlust Rehe, Füchse und Wildschweine in die angrenzenden Siedlungsräume“, erklärt Monika Langmann stellvertretend für die Bürgerinitiative.
Auch interessant
Nach der vollständigen Zerstörung des Steltenbergs auf der Hagener Seite sei das wichtigste Ziel der Initiative die Rettung des Ahm auf dem Gebiet von Iserlohn-Letmathe.
Bislang sei noch keine Renaturierungsmaßnahme auf dem neu angelegten Wall entlang der Stadtgrenze vorgenommen worden. Die durch die Sprengungen verursachten Erschütterungen seien zudem jetzt deutlicher spürbar und der durch die Sprengungen verursachte Lärm habe erheblich zugenommen.
Vor dem Hintergrund, dass der Regionalverband Ruhr (RVR) eine weitere Abgrabungsfläche zulassen möchte, habe die Initiative im April 2019 eine Unterschriftenaktion im Bereich der Feldstraße und des Sonnenbergs gegen weitere Abgrabungen initiiert. Dabei seien etwa 350 Unterschriften von betroffenen Anwohnern zusammengekommen. Diese seien der zuständigen Behörde in Essen zugestellt worden.
Die Haltung der Kalkwerke
Naturgemäß ist Dr. Christian Lange, der gemeinsam mit seinem Bruder Matthias das Unternehmen führt, anderer Meinung. Über die aus seiner Sicht vier Hektar große Rodungsfläche hinaus habe das Unternehmen erstmal nicht vor, den Steinbruch erneut zu erweitern. Für ungefähr 50 Jahre würde man auf der bestehenden Steinbruchfläche noch gute Rohstoffe finden. Lange hatte bereits in der Vergangenheit deutlich gemacht, in wie vielen Produkten und Bauprojekten der in Hohenlimburg abgebaute Kalkstein verwendet werde. Zuletzt an der neuen Lennetalbrücke, am Neubau der Hildegardis-Schule, im DFB-Museum in Dortmund, in Hotels, Altenheimen, Banken und bis hin zu Straßen und Autobahnen. Ein Produkt das jeder brauche, von dessen Abbau aber jeder möglichst weit entfernt sein wolle.
Zur jüngsten Rodung erklärt Lange, dass bereits schmale Waldstreifen in Hennen und am Steltenberg wieder aufgeforstet worden seien. „Wir haben den Eingriff in die Natur mehr als überkompensiert“, so Lange. „Und die Fläche wird eines Tages wieder ein Naturschutzgebiet sein“, sagt Lange.
Auch interessant
So wie man auch heute schon Naturwaldflächen sehe, wo früher Steinbruchflächen gewesen seien. Die potenziellen Abbauflächen für Kalkstein in Oege werden im neuen Regionalplan kleiner sein als im aktuellen – und das trotz der neu ausgewiesenen Fläche oberhalb von Feldstraße und Sonnenberg. Aber: „Selbst wenn die Planvorgaben in einem späteren Genehmigungsverfahren umgesetzt werden würden würde das Steinbruchareal nicht näher an die nächstgelegene Wohnbebauung heranreichen, als dies schon seit Jahrzehnten der Fall ist“, hatte Christian Lange bereits im April gegenüber dieser Zeitung gesagt.
Auch interessant