Hagen. E-Roller sollen bald in ganz Hagen gemietet werden können. Die Stadt wirbt für eine Ausweitung des Projekt. Was dafür und was dagegen spricht.
Die in Hagen durchaus nicht unumstrittenen E-Roller zum Ausleihen sollen demnächst auch in den Bezirken Nord, Eilpe/Süd und Hohenlimburg bereit gestellt werden. Vertreter der Stadtverwaltung sicherten sich in den jeweiligen Bezirksvertretungen die Zustimmung der örtlichen Politik für ihr Konzept. Ergänzt werden soll dieses Angebot nach Möglichkeit durch mietbare E-Fahrräder und Lastenräder.
So warb in der Bezirksvertretung Nord Andreas Winterkemper vom Umweltamt der Stadt für ein stationsgebundenes Verleihsystem für Elektroroller, das bereits in Haspe und Mitte etabliert wurde und sicherstellen soll, dass die Scooter nicht allerorten abgestellt werden und Bürgersteige und Straßen versperren.
Sachbeschädigung und Diebstahl
Dieses stationsgebundene System bietet in den Augen der Stadt im Gegensatz zu den andernorts üblichen Free-Floating-Systemen den Vorteil, dass die Fahrgeräte nur an definierten Orten ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden können – anderenfalls läuft der über eine Handy-App gestartete Gebührenzähler gnadenlos weiter. Allerdings war das System zuletzt immer wieder überlistet worden. Auch war es vereinzelt zu Sachbeschädigungen und Diebstählen von Akkus gekommen. Der Anbieter selbst wolle technisch nachbessern, um „Fehlnutzungen“ zu vermeiden – so die Verwaltung.
Im Bezirk Nord (Boele, Vorhalle, Kabel, Bathey, Boelerheide, Helfe, Garenfeld, Hengstey) sollen nun 100 E-Roller an 30 bis 35 Standorten zur Verfügung gestellt werden, so Winterkemper. Nicht nur das: „Wir wollen in Hagen auch E-Fahrräder und sogar E-Lastenräder zum Ausleihen auf die Straße bringen“, sagt Andreas Winterkemper.
Firma Zeus in Haspe und Mitte aktiv
Welches Unternehmen den Zuschlag erhält, ist noch nicht geklärt. Offenbar setzt die Stadt darauf, dass – wie in Haspe und Mitte – die Firma Zeus den Zuschlag erhält. Zuletzt hatte es nämlich keinen weiteren Anbieter gegeben, der sich auf das Hagener System einlassen wollte. Allerdings wiesen sowohl Dennis Rehbein (CDU) als auch Günter Mosch (SPD) darauf hin, dass das gesamte Projekt konterkariert werden könnte, wenn man mit einem geliehenen E-Roller eine Bezirksgrenze überfahre und sich somit in den Zuständigkeitsbereich eines anderen Ausleihers begebe. „Wenn die erste Firma den Roller anschließend in ihren Bezirk zurückholen muss, macht das ganze System keinen Sinn“, so Mosch.
Skepsis herrscht auch, weil die Firma Zeus ihre E-Scooter wegen fortgesetzter Vandalismus-Vorfälle aus Haspe zurückgezogen hat. „In einem solch schlimmen Ausmaß wie in Haspe haben wir das bislang nirgendwo erlebt“, begründete ein Vertreter des Unternehmens den radikalen Schritt. Es werde Monate dauern, bis die E-Roller in den Hasper Straßenraum zurückkehrten.
Roller im Süden von Hagen umstritten
Umstritten sind die E-Roller auch im Hagener Süden, wo der Fachbereichsleiter Umwelt höchstselbst für das Verkehrs-Projekt – 50 Roller oder Fahrräder sollen hier angeschafft werden – warb: „Die Roller sind beliebt, das Projekt läuft gut“, so Thomas Köhler. „Eine Ausweitung liegt auf der Hand.“ Und Umweltdezernent Sebastian Arlt ergänzte, dass man sich gemeinsam mit dem Anbieter Zeus vorantaste.
Dagegen argumentierte vor allem Wolfram Schroll (Grüne): „Die Roller werden nicht wie angedacht für den letzten Kilometer genutzt. Vorzugsweise mieten Betrunkene oder Jugendliche die Scooter. Obendrein sind sie schwierig zu fahren. Ich sehe auch nicht, dass die Roller zwischen 40 Tonnern an der B 54 im Volmetal genutzt werden.“ Studien aus den USA zeigten auch, dass es mit der Nachhaltigkeit nicht so weit her sei.
Mehrheit für das System
Hagen-Aktiv-Vertreter Udo Pfeiffer verweist auf eine Studie des Umweltbundesamtes, die E-Roller äußerst kritisch sehe. „Ich kenne keine Studie, die mal aufzeigt, wie viele Menschen tatsächlich aufgrund eines E-Rollers ihr Auto stehen lassen.“
Während SPD-Vertreterin Margit Opitz dafür plädierte, E-Roller auch in Eilpe und im Volmetal einfach mal auszuprobieren, verwies Peter Neuhaus (CDU) auf Kosten für die Schaffung von Stellplätzen, die an der Stadt hängen bleiben. Trotz der Gegenargumente fand sich am Ende gleichwohl eine Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung.