Haspe. Die Firma Zeus Scooter GmbH hat alle Fahrzeuge in Hagen-Haspe eingezogen. Der Grund: häufiger Vandalismus. Wie geht es weiter mit dem Projekt?

Nach der Ankündigung der Firma Zeus Scooter, alle E-Roller ab sofort aus Haspe zurückzuziehen, scheint ein wichtiger Baustein im Mobilitätskonzept der Stadt Hagen wegzubrechen. Die Fahrzeuge würden „auf unbestimmte Zeit“ aus Haspe entfernt, hieß es – eine Formulierung, die viel Raum für Spekulationen lässt. Werden die E-Scooter bald auch aus dem Bezirk Mitte verschwinden? Ist das gesamte Projekt, das helfen soll, die Verkehrswende in Hagen herbeizuführen, gefährdet?

Trotz mehrmaliger Anfrage machte das Unternehmen aus München auch am Mittwoch keine weiteren Aussagen zu seiner Entscheidung. Am Abend zuvor hatte die Stadtverwaltung Hagen mitgeteilt, Gründe für den Rückzug der Zeus-Scooter seien „wiederholte Vandalismusschäden und Betrug“. Der Anbieter arbeite derzeit mit der Polizei zusammen, um die Angelegenheit zu klären und die Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen.

Stadt will an Scooter-Projekt festhalten

Umweltdezernent Sebastian Arlt teilte am Mittwochabend mit, die Stadtverwaltung akzeptiere die Entscheidung des Unternehmens. Seines Wissens nach habe es in Haspe eine rasant gestiegene Anzahl an Vandalismus-Vorfällen gegeben.

Die Unterbrechung des Projektes sei zwar ein Rückschlag und auch enttäuschend, es bestehe jedoch kein Anlass, die Flinte ins Korn zu werfen: „Nach meiner Kenntnis wird der Betrieb in 14 Tagen wieder aufgenommen.“ Die Stadt arbeite vertrauensvoll mit dem Anbieter der E-Roller zusammen. Jetzt sei es Zeit, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, um derlei Beschädigungen in Zukunft vorzubeugen.

Polizei ermittelt wegen „einfachen Diebstahls“

Der Polizei in Hagen liegt lediglich eine Online-Anzeige vom 26. Oktober vor. Darin heißt es, dass zwischen 10. März und 28. Mai in Haspe an fünf Fahrzeugen die Akkus entwendet worden seien. Wie die Polizei weiterhin mitteilte, liegen keine Hinweise auf Täter vor, ermittelt werde wegen „einfachen Diebstahls an Kraftfahrzeugen“.

Am 20. September sei zudem ein E-Scooter der Firma in der Frankfurter Straße beschädigt worden. „Er war zwischen der Trittfläche am Vorderreifen und der Lenkstange auseinandergebrochen“, so Polizeisprecherin Ramona Arnhold. Das betroffene Unternehmen habe aber nicht selbst mit der Polizei Kontakt aufgenommen, sondern ein Zeuge habe den defekten Roller gesehen und die Polizei verständigt.

Auch Bezirksbürgermeister setzt auf E-Scooter

Von weiteren Straftaten im Zusammenhang mit E-Scootern der Firma ist der Polizeisprecherin nichts bekannt. Nicht nur Horst Wisotzki, Bezirksbürgermeister in Haspe, will deshalb wissen, ob sich das Unternehmen tatsächlich wegen fünf bereits im Frühjahr gestohlener Akkus und eines zerstörten Rollers aus Haspe zurückziehen will: „Es wird ein Gespräch mit der Firma geben. Auch die Stadtverwaltung wird daran teilnehmen.“

Wisotzki sieht in der Entscheidung des Unternehmens einen herben Rückschlag für das E-Scooter-Projekt: „Das ist alles sehr bedauerlich. Wir dürfen uns diese Geschichte jetzt nicht kaputt machen lassen.“

Stationsprinzip hat sich bewährt

Der Bezirksbürgermeister betonte, dass sich das Stationsprinzip der Firma Zeus bewährt habe. Dieses System bietet in den Augen von Politik und Verwaltung im Gegensatz zu den andernorts üblichen Free-Floating-Systemen den Vorteil, dass die Fahrgeräte nur an definierten Orten ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden können – anderenfalls läuft der über eine Handy-App gestartete Gebührenzähler gnadenlos weiter.

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Dieser Ansatz verhindert, dass die kleinen Zweiräder wild überall abgestellt werden, Fahr- und Fußwege blockieren oder gar im Unterholz oder in Flüssen landen. „Das System hat wunderbar funktioniert“, so Wisotzki: „Ich möchte, dass es weitergeführt wird.“

Auch Umweltdezernent Arlt sieht in den E-Scootern einen unverzichtbaren Teil der Verkehrswende in Hagen: „Eine Verkehrswende ohne alternative Verkehrsmittel wird es nicht geben. Die E-Scooter sind Teil der modernen Infrastruktur und für mich alternativlos.“