Haspe. So etwas wie in Hagen-Haspe habe man bisher nirgendwo erlebt. So begründet Anbieter Zeus den Rückzug aller E-Roller aus dem Stadtbezirk.

Dass die Firma Zeus ihre E-Scooter wegen fortgesetzter Vandalismus-Vorfälle aus Haspe zurückgezogen hat,wirft kein gutes Licht auf die Verhältnisse in Hagen. Dieser schlechte Eindruck wird noch gesteigert, wenn man hört, wie das Unternehmen selbst seine Entscheidung begründet: „Wir sind derzeit in 27 deutschen Städten mit unseren E-Rollern vertreten, bald werden es 30 sein. Straftaten sind leider normal, aber in einem solch schlimmen Ausmaß wie in Haspe habe wir das bislang nirgendwo erlebt“, berichtet Nico Rademacher, der den Kundenservice leitet.

Der Betrug mit temporären Handynummern habe in Haspe überhand genommen. Die Täter nutzen gefälschte oder nur für einen begrenzten Zeitraum gültige Rufnummern und tricksen damit das Bezahlsystem für die Roller aus. Dieses basiert darauf, dass die Fahrzeuge eigentlich nur auf festgelegten Standorten bzw. Parkflächen per App gestartet werden können – und auf diesen Plätzen auch wieder abgestellt werden müssen. Ansonsten läuft eigentlich der Gebührenzähler weiter.

Betrug, Vandalismus, Diebstahl

Dies soll verhindern, dass die Roller wild im gesamten Stadtgebiet geparkt werden können, wie es bei anderen E-Roller-Systemen der Fall ist. Zunächst glaubte man auch, in Hagen mit diesem Modell erfolgreich zu sein. Doch dann häuften sich die Betrugsfälle. Mit den temporären Handynummern, die nicht zurückzuverfolgen sind, fahren die Täter einen E-Roller so lange, bis die Batterie leer ist und lassen ihn dann einfach im Nirgendwo stehen.

Hinzu kommen viele Fälle von Vandalismus in Haspe. „Etliche Fahrzeuge wurden von Brücken oder Hängen heruntergeschmissen“, berichtet Rademacher. Der dritte Grund für den Rückzug aus Haspe: „Es sind viele Batterien aus Rollern gerissen und gestohlen worden.“

Anbieter will in Hagen weitermachen

Anlässe genug für den Anbieter, sich vorerst aus dem Hagener Bezirk zurückzuziehen und neu aufzustellen. Zum einen arbeiten die Techniker des Unternehmens an einer neuen Roller-Generation, die den Diebstahl der wertvollen Akkus erschweren soll. Zudem solle die Software so angepasst werden, dass der Trick mit den temporären Handynummern nicht mehr angewendet werden könne. „Wir müssen unser Sicherheitssystem optimieren“, fasst Rademacher die Pläne von Zeus zusammen. Schließlich hätten die Roller einen Wert von rund 1200 Euro pro Stück.

Das alles nehme jedoch Zeit in Anspruch. Frühestens in sechs Monaten werde Zeus in Haspe wieder E-Roller im Straßenraum zur Verfügung stellen. Ein kompletter Rückzug aus dem Stadtteil bzw. aus ganz Hagen sei keineswegs geplant, versicherte er: „Das Projekt lief wirtschaftlich vielversprechend.“ Die E-Roller (Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h) seien eifrig genutzt worden, allein im Oktober wurden in Haspe und Hagen-Mitte 1800 Fahrten verzeichnet.

130 Roller im Bezirk Mitte

Vorerst bleibt Zeus mit seinen Fahrzeugen im Bezirk Mitte vertreten. Dort befinden sich nach Angaben von Rademacher zurzeit rund 130 Roller im Einsatz; die Standorte, an denen sie geparkt werden dürfen, legt die Stadtverwaltung fest. Dazu werden vielerorts Parkflächen, die bisher Autofahrern zur Verfügung standen, als E-Roller-Parkplätze ausgewiesen und markiert.

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Im Ruhrgebiet ist Zeus mit seinem Rollern neben Hagen auch in Castrop, Herne und demnächst in Hattingen auf der Straße. Die Nutzung eines Rollers kostet 1 Euro Entsperrgebühr sowie 23 Cent pro Fahrminute. Allerdings gibt es günstigere Tages-, Wochen- oder Monatspreise. Für 34,99 Euro im Monat darf man einen Zeus-Roller bis zu 60 Minuten pro Tag fahren.